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Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Titel: Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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eingerichteten Gemeinschaftsspeisesaal eingenommen. Der restliche Platz verteilte sich auf Küche, Waschküche und das Studierzimmer des Rabbi.
    Der alte Mann ließ eine unverschlossene Tür aufschwingen und signalisierte Rina einzutreten. Als sie im Inneren des Raumes war, zog ihr der Duft von hausgemachter Hühnersuppe in die Nase. Schulman atmete tief durch.
    »Riecht gut.«
    »Sehr«, schnupperte Rina. »Die Rebezzin ist eine wundervolle Köchin.«
    »Ich bin wahrhaft gesegnet. Nicht nur, daß die Rebezzin eine ejschess chayil ist, sie ist auch noch eine hervorragende Köchin, baruch Haschem. Ich? Ich könnte gerade mal ein Ei kochen.«
    Der alte Mann setzte sich schmunzelnd an einen der Eßtische, die Tür ließ er weit geöffnet. Nach jüdischem Recht war es verboten, daß sich ein Mann und eine Frau, die nicht miteinander verheiratet sind, alleine in einem abgeschlossenen Raum befinden. Rina konnte aus dem Verhalten des Rabbi schließen, daß außer ihnen niemand im Haus war.
    Schulman faltete die Hände und legte sie, mit einer einladenden Geste an Rina, sich ihm gegenüber zu setzen, auf den Tisch. Er sagte: »Wie ich mich erinnere, warst du selber eine sehr gute Köchin, Rina Miriam.«
    »Ich habe mit der Zeit dazugelernt.« Sie lächelte. »Als Sie und die Rebezzin zum ersten Mal bei uns zu Hause gegessen haben, habe ich den Braten anbrennen lassen.«
    »Daran erinnere ich mich nicht.«
    »Ich mich um so besser. An dem Abend haben wir allesamt Leder gegessen. Ich hätte lieber etwas Fertiges bringen lassen und aus dem Fleisch Brieftaschen nähen sollen.«
    »Und was hat Yitzchak hinterher zu dir gesagt?«
    »Er sagte, ich hätte ein wunderbares Essen gekocht und der Braten sei köstlich gewesen.«
    Schulman lächelte traurig. »Er war ein guter Junge, mein Yitzchak, A law Haschalom. Ich vermisse ihn noch immer.«
    Rina nickte, sagte aber nichts.
    »Akiva ist auch ein guter Junge. Sehr unterschiedlich die beiden, aber ähnlich im Charakter. Beiden wurde ein sehr tiefes moralisches Empfinden mitgegeben.« Er lächelte wieder. »Und eine tiefe Liebe zu dir.«
    »Ich habe großes Glück gehabt, baruch Haschem.«
    »Sag mir, wie geht es meinem Akiva? Plagt er sich immer noch so?«
    Rina ließ ein schwaches Lächeln sehen. »Er arbeitet hart.«
    »Diese verschwundene israelische Familie … das ist Akivas Fall?«
    Rina schluckte wortlos.
    »Haben sie schon eine Spur der Familie gefunden?«
    Rina schlug gequält die Augen nieder. »Ich glaube, sie haben heute morgen die Eltern gefunden … ihre Leichen.«
    Der alte Mann zuckte zusammen. »Ach, was für eine schreckliche, schreckliche Sache. Akiva muß sehr traurig sein.«
    »Er sagt, es ist sein Beruf – die Ermittlung in Mordfällen. Ich weiß nicht, wie man sich an so etwas Entsetzliches gewöhnen kann, aber ich bin keine Polizistin.«
    »Ich sehe, ich habe dich mit meiner Frage nach dem Fall durcheinander gebracht. Das tut mir leid.«
    »Nein, nein, Rabbi, keineswegs. Ich … ich meine, ich bin schon durcheinander … aber …« Sie brach ab.
    Schulman sagte: »Ich habe mir genügend Zeit für dich genommen, Rina Miriam. Erzähl mir von deinem Besuch.«
    Atemlos sprach Rina sich ihre ganze Last von der Seele, angefangen bei dem Anruf von Honey und endend mit dem Mord an ihrem Mann und dem verlassenen Wagen. Als sie fertig war, standen ihre Augen voller Tränen.
    »Ich habe Angst um Honey, Rabbi, aber die Kinder … Ich habe immer ihre Gesichter vor mir, ob ich will oder nicht. Ich hätte mich mehr um Honeys Ängste kümmern sollen. Ich hätte mit ihr fahren –«
    »Und wenn dir etwas Schlimmes zugestoßen wäre, hättest du dich dann besser gefühlt – als Opfer?«
    Rina verkrampfte die Hände.
    »Ich bin ein Opfer gewesen, Rina Miriam. Es ist zwar keine leichte Aufgabe, aber es ist immer noch besser, Schuldgefühle zu haben, weil man überlebt hat.«
    Die Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie wischte sie fort. »Ich denke, ich hätte Ihnen die ganze Geschichte gleich von Anfang an in allen Einzelheiten erzählen sollen. Ich wußte nur nicht, wie ich das alles am Telefon sagen sollte.«
    Der alte Mann schwieg, er dachte über Rinas Geschichte nach. »Erzähl mir noch mal von Gershon Klein. Seinem Wunsch, ein Nazir zu werden.«
    Rina rekapitulierte alles, woran sie sich von ihrem Gespräch mit dem Leibbener Rebbe noch erinnern konnte. »Es war sehr nett von ihm, mit mir zu sprechen. Sehr freundlich. Aber …«
    »Ja?«
    »Ich weiß nicht, wie ich das

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