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Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Titel: Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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sagen soll, ohne respektlos zu klingen.«
    »Na, nun hast du deine Einschränkung gemacht. Sprich ganz einfach offen.«
    Rina lächelte und senkte die Augenlider. »Ich hatte das Gefühl, als würde er mir nicht alles sagen. Im übrigen – warum sollte er auch? Er kennt mich überhaupt nicht. Warum sollte er mir vertrauen, wo etwas so Schreckliches passiert ist?«
    Schulman sagte: »Vielleicht sollte ich mich einmal für dich einschalten.«
    »Sie meinen, ihn für mich anrufen? Darum würde ich Sie niemals bitten, Rabbi!«
    »Du hast nicht gebeten. Ich habe es freiwillig angeboten. Wenn du meinst, es könnte helfen, werde ich dich unterstützen.«
    »Ja, ich glaube, das wäre eine sehr große Hilfe«, gab Rina erleichtert zu. »Der Rebbe war sehr freundlich zu mir, aber ich bin sicher, daß er Ihnen gegenüber offener wäre … von einem Rabbi zum anderen.«
    »Wenn uns die Differenzen zwischen uns nicht in die Quere kommen.« Der alte Mann grinste. »Der Leibbener Rebbe ist ein Chassid. Und ich bin ein Litvak-Jude. Das kann hochgehen wie Dynamit !« Schulman hielt den Finger in die Luft. »Aber ich bin sicher, daß wir um des gemeinsamen Wohles deines Besuchs und ihrer kleinen Kinder willen höflich miteinander umgehen können.« Der alte Mann strich sich den Bart. »Ich mache mir ebenfalls große Sorgen um die Kinder.«
    Rina zwinkerte heftig.
    »Wie fühlst du dich, Rina Miriam?«
    »Gut, Rabbi, vielen Dank.«
    Der alte Mann nickte, er wollte sie nicht drängen, über sich selbst und die Hysterektomie zu sprechen, die sie hinter sich hatte. Im Moment war sie zu sehr mit der Sorge um ihre Hausgäste beschäftigt. »Ich freue mich, daß es dir gut geht.«
    Schulman stand auf, und Rina folgte seinem Beispiel.
    »Ich werde den Leibbener Rebbe anrufen und mich nach Gershon Klein und seiner Familie erkundigen. Dann werde ich dir und Akiva alles weitergeben, was er mir sagt.« Der alte Mann zuckte die Achseln. »Vielleicht hat es ja nichts mit ihrem Verschwinden zu tun, aber wenigstens erfährst du etwas über deine Gäste.«
    »Danke, Rabbi Schulman. Und danke, daß Sie die Jungen aufnehmen. Ich bin sicher, daß sie den Aufenthalt hier sehr genießen werden.«
    »Und ich werde es genießen, sie hier zu haben.«
    »Sie waren sehr glücklich hier in der Jeschiwa, Rabbi Schulman. Ich möchte, daß Sie das wissen. Es war meine Entscheidung – meine und die von Akiva –, sie herauszunehmen und in eine modernere Schule zu geben.«
    Die amüsierten Augen des Rosch Jeschiwa verschwanden schier in den Hautfalten. »Da dem nun mal so ist, sollen sie hier nach Herzenslust lernen. Und ihr geht dann an ihrer Stelle aufs College.«
     
    Der Titel Bankkauffrau-Assistentin gehörte zu einer jungen Frau hispanischer Herkunft mit dem Namen Marie Santiago, die einen Armreifen mit Schlüsselanhängern am Handgelenk trug.
    Sie stand an einem langen Marmortresen mit Computer und Telefon und blätterte in den offiziellen Papieren. Dann sah sie auf ihre Armbanduhr.
    »Wir schließen gleich.«
    Deckers Blick wanderte zur Uhr an der Wand – halb fünf.
    »Noch eine halbe Stunde.«
    Marie war nicht leicht umzustimmen. »Eigentlich müssen wir die Fächer für die Steuerbehörde unter Verschluß nehmen.«
    »Sie können die Inhalte ruhig einfrieren«, beruhigte Marge sie. »Wir wollen nichts mitnehmen, nur kurz draufschauen.«
    »Ich muß als Zeugin bei Ihnen bleiben.« Marie versuchte sie bedeutungsvoll anzusehen. »Um sicherzustellen, daß nichts angerührt wird. Ihr Vorgehen ist trotzdem äußerst ungewöhnlich.«
    Marge zirpte zuckersüß: »Ja, ich bin sicher, daß die meisten Ihrer Kunden nicht als Opfer eines Doppelmords enden.«
    Marie versteinerte.
    Decker fragte: »Kannten Sie die Yaloms persönlich?«
    »Ich war nicht ihre persönliche Beraterin hier in der Bank, nein. Aber ich kannte sie dem Namen nach.«
    »Wer hat das Fach häufiger benutzt?« fragte Marge. »Er oder sie?«
    »Er«, antwortete Marie. »Mr. Yalom. Sie benutzte es nur selten, wenn überhaupt. Aber ich kannte sie als normale Bankkundin. Sie erkundigte sich öfter, ob wir ausländische Schecks zur sofortigen Gutschrift annehmen könnten.«
    »Und?« drängte Marge.
    »Wir gingen darauf ein. Sie hatten sehr gute Einlagen, und wir betrachteten sie als geschätzte Kunden.«
    »Aus welchem Land kamen die Schecks?« fragte Decker.
    »Das weiß ich nicht mehr.«
    »Wie wär’s mit Israel?« schlug Decker vor.
    »Ja, ich glaube, sie waren aus Israel.« Marie biß sich auf

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