Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt
vor Gericht nicht zugelassen ist, ist er auch nicht viel mehr wert. Schade. In den Händen einer erfahrenen Kraft – so wie meiner Wenigkeit – hat man damit ein wirklich nützliches Hilfsmittel.«
»Es sei denn, Sie haben es mit einem Psychopathen zu tun«, schaltete sich Oliver ein, der das Telefon unter dem Kinn festgeklemmt hatte. »Verdammt, schon wieder besetzt.«
»Irgendwelche Probleme mit den Fragen, die ich Ihnen gegeben habe?«, fragte Decker Elaine.
»Nein, alles prima.«
Davidson sagte: »Zeigen Sie mir mal die Liste.«
Elaine gab ihm eine Kopie.
»Wieso haben Sie nur vierzig Fragen?«
»Mehr erlaubt uns die Firma nicht«, sagte Decker.
»Die Grundfragen eingeschlossen«, sagte Elaine.
Davidson überflog den Fragenkatalog. »Warum fragen Sie Whitman dann nach früheren Verhaftungen? Ich denke, er hat eine weiße Weste.«
»Den Akten zufolge, ja«, sagte Decker. »Meiner Meinung nach hat er aber schon mal auf der falschen Seite des Gesetzes gestanden.«
»Sein Anwalt wird die Frage zurückweisen. Schreiben Sie etwas anderes.«
»Wir testen Whitmans Reaktion, Loo«, sagte Decker. »Selbst wenn der Junge die Frage nicht beantwortet, hat es Auswirkungen auf die Aufzeichnung, wenn er sie hört. Sollen die Anwälte doch Einspruch erheben.«
Oliver äffte nach: »Der Teilnehmer dieser Nummer ist zur Zeit nicht erreichbar …« Er legte den Hörer auf. »Das gefällt mir nicht.«
Davidson sah auf die Wanduhr. »Noch eine Minute.«
Das Telefon klingelte. Decker nahm ab, lauschte kurz und bedankte sich dann. »Sie sind da.«
Alle atmeten erleichtert auf. Es wurde still im Raum. Eine Minute später begleitete Officer Latimer drei Gestalten in den Vernehmungsraum unter ihnen.
Elaine machte große Augen. »Wer ist der große Blonde mit dem schwarzen Seidenblazer?«
»Christopher Whitman«, sagte Decker.
»Und der ist erst achtzehn?«, sagte Davidson.
»Den Unterlagen nach, ja«, antwortete Decker.
»Das glaube ich nicht«, sagte Elaine.
»Er sieht älter aus«, erwiderte Davidson. »Ich würde sagen Mitte zwanzig.«
»Aus der Nähe wirkt er jünger«, sagte Decker. »Es liegt an seinem Ausdruck.«
»Ja«, stimmte Oliver zu. »Der sagt: Alles gemacht, alles gesehen.«
»Ein richtiges Zuckerschnäuzchen«, gab Elaine zurück. »Der ist viel zu schön, um hetero zu sein.«
Decker zog die Augenbrauen hoch. »Vielleicht ist er es nicht.«
»Homosexuelle Panik«. Davidson nickte. »Er hat ihn nicht hochgekriegt. Sie hat sich über ihn lustig gemacht. Er wurde wütend. Schluss mit lustig. Das gefällt mir.«
Oliver sagte: »Waren da nicht zwei benutzte Kondome im Zimmer?«
»Ganz zu schweigen von dem Sperma im Opfer«, sagte Decker.
»Wer sagt denn, dass das alles von Whitman kommt?«, meinte Davidson.
»Tut es das?«, wollte Oliver wissen.
»Wir haben Whitman noch nicht um eine Probe gebeten«, sagte Decker. »Bis jetzt konnte ich noch nicht an ihn ran.«
»Er mag klassische Musik, nicht wahr?«, sagte Davidson.
»Er spielt Cello«, sagte Oliver.
»Loo, viele Leute mögen klassische Musik«, sagte Decker.
»Aber nicht blonde Jungs von achtzehn Jahren«, verkündete Davidson. »Die mögen diese Heavy-Metal-Scheiße. Bringt die Hormone in Schwung. Ich sage euch, der ist schwul.«
Elaine verzog das Gesicht. »Wieder einer verloren.«
Davidson sagte: »Elaine, fragen Sie ihn, ob er schon mal ein homosexuelles Erlebnis hatte.«
»Das sind dann mehr als vierzig Fragen.«
»Fragen Sie trotzdem. Und wenn Sie damit durchkommen, fragen Sie ihn, ob er homo- oder bisexuell ist.«
»Verstanden«, sagte Elaine. »Wer ist der Silberfuchs im Armani-Anzug?«
Decker musterte die Gestalt unten – einsachtzig, nicht dick, nicht dünn, wache blaue Augen, glatt rasiertes, rosiges Rundgesicht mit vielen feinen Äderchen auf den Wangen.
»James Moody«, sagte er. »Der Kerl muss inzwischen an die Sechzig sein.«
»Sieht gut aus für sein Alter«, sagte Elaine.
Deckers Blick wanderte zu dem jüngeren Anwalt. Zweireiher von Hugo Boss, weißes Hemd, rote Seidenkrawatte. Einsfünfundsiebzig, an die zwei Zentner. Kräftige Gesichtszüge, zurückgekämmtes schwarzes Haar, mit dunklen Augen und breiten Brauen. »Der andere ist Mark Kramarze. Er mag kleine Mädchen.«
»Wie klein?«, fragte Oliver.
»In der Pubertät, aber erst so gerade eben.«
»Was hatten Sie mit ihm zu tun?«, fragte Davidson.
»In Foothill habe ich den Fall einer dreizehnjährigen Ausreißerin bearbeitet, die missbraucht worden
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