Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt
wandte sich an Moody. »Soll ich nun mit ihm reden oder was?«
Moody faltete die Hände und legte sie auf den Tisch. »Beantworte seine Fragen, Christopher.«
Whitman drückte die Zigarette aus und schenkte sich ein Glas Wasser ein. »Fünfzehnter Oktober.«
»Diesen Jahres?«
»Diesen Jahres.«
»Ziemlich jung für so einen großen Schritt.«
Whitman antwortete nicht.
Decker wartete ein wenig. »Weiß Lorraine Benedetto Bescheid, was hier im Westen los ist?«
Whitman sah Moody an. Der Anwalt sagte: »Er versucht ein Motiv für Cheryls Tod zu konstruieren. Du wolltest nicht, dass deine Verlobte von Cheryl erfährt, also hast du sie umgebracht. Antworte ihm, Chris. Weiß Lorraine Benedetto, was zwischen dir und Cheryl war?«
Whitman kippte sein Wasser hinunter. »Ja, Lorraine weiß von Cheryl und mir.«
Decker hielt inne. »Deine Verlobte weiß, dass du das ganze letzte Jahr über mit Cheryl geschlafen hast?«
»Ja.«
»Wusste sie das schon immer?«
»Weiß ich nicht«, sagte Whitman. »Aber jetzt weiß sie es.«
»Und was ist mit Lorraines Vater. Weiß er auch, dass du andere Mädchen gevögelt hast …«
»Sergeant …«
Decker sagte: »Und wie reagiert deine Verlobte auf den ganzen Schlamassel?«
Whitman sah Moody an. Der Anwalt nickte.
»Glücklich ist niemand darüber«, sagte Whitman. »Ich weiß, dass sie mir die Hölle heiß machen werden, wenn ich zurückkomme. Aber die Hochzeit findet statt.«
»Glückspilz«, sagte Decker. »Sie hört sich nach einem sehr verständnisvollen Mädchen an.«
Whitman schwieg.
»Ich habe selber ziemlich jung geheiratet«, sagte Decker. »Nicht ganz so jung wie du, aber wenn du mich fragst, ist man mit einundzwanzig immer noch ein Baby. Mit zweiundzwanzig war ich Vater. Eine große Verantwortung. Ich hatte immer das Gefühl, ich hätte meine Jugend verpasst …«
»Führt Ihr autobiographischer Exkurs auch irgendwo hin?«, unterbrach Moody.
»Wenn ich gewusst hätte, dass ich so jung heiraten würde, hätte ich mich viel mehr ausgetobt … wirklich verrückte Sachen ausprobiert …«
»Sergeant, wenn Sie das Gefühl haben, Sie sind zu kurz gekommen, machen Sie eine Therapie. Entweder, Sie machen weiter im Text, oder wir sind hier raus.«
Decker sagte: »Du wurdest mit dreizehn von den Donattis adoptiert, Chris?«
»Ja.«
»Bei wem hast du gelebt, bevor du adoptiert wurdest?«
»Bei meiner Mutter.«
»Was ist mit deiner Mutter passiert?«
»Sie ist gestorben.«
»Wer ist deine Mutter?«
»Wer meine Mutter ist? Wollen Sie ihren Namen wissen?«
»Ja.«
»Ihr Name war Shevonne, S-I-O-B-A-N geschrieben.«
»Und weißt du, wer dein Vater war?«
In den Augen des Jungen blitzte ein Funken der Empörung auf. »Ja.«
»Name?«
»William Patrick Whitman.«
»War er mit deiner Mom verheiratet?«
»Ja.«
»Du bist also ein legitimes …«
»Sergeant, ich warne Sie«, unterbrach Moody.
»Und was wurde aus deinem Vater, Chris?«
»Er starb, als ich neun war.«
»Wie kamen die Donattis dazu, dich zu adoptieren?«
Moody sagte: »Nächste Frage.«
»Ich versuche nur, Mr. Whitmans Vorgeschichte ein wenig zu beleuchten. Da gibt es ein paar weiße Flecken in seiner Biografie.«
»Zum letzten Mal, Sergeant, fragen Sie Dinge, die relevant sind, oder lassen Sie’s ganz bleiben.«
Decker sagte zu Whitman: »Wie lange hatten du und Cheryl Diggs eine sexuelle Beziehung?«
»Da muss ich nachdenken.« Whitman faltete die Hände und legte sie auf den Tisch. »Ich bin vor ungefähr eineinhalb Jahren an die Central West gekommen. Kurz danach, nehme ich an.«
»Du hast anderthalb Jahre lang sexuell mit Cheryl verkehrt?«
»So ungefähr.«
»Aber du hast sie nie als deine Freundin betrachtet?«
»Nein.«
»Weil du … mit einem anderen Mädchen verlobt bist.«
»Ja.«
»Wie würdest du denn dein Verhältnis mit Cheryl Diggs beschreiben?«
»Ich weiß nicht. Sexuelle Freunde vielleicht.«
»Sexuelle Freunde«, sagte Decker. »Gefällt mir. Lorraine wusste von Cheryl?«
»Das haben Sie schon gefragt. Ich weiß nicht.«
»Wusste Cheryl von Lorraine?«
»Das weiß ich auch nicht.«
»Hast du Cheryl je gesagt, dass du mit einem anderen Mädchen verlobt bist?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Ergab sich nicht.«
»Nee, das kann ich mir vorstellen.«
»Sergeant …«
»Ich habe mit einigen von deinen Freunden gesprochen, Chris. Sie haben mir gesagt, dass Cheryl dich wirklich mochte. Sie haben mir gesagt, dass sie dich als ihren Freund
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