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Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Titel: Decker & Lazarus 09 - Totengebet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Und es stinkt mir, dass ich schuld bin. War ein Fehler, den Fall nicht abzugeben, nachdem du mir von eurer Bekanntschaft erzählt hattest.«
    »Warum hast du es nicht getan?«
    »Das liebe Ego … und die Neugier. War dumm von mir, so weit zu gehen, den Haftbefehl auszuführen. Zu spät.«
    Das Wasser begann zu kochen. Rina stand auf. »Hast du mit dem Fall nichts mehr zu tun?«
    »Doch, offiziell leite ich die Ermittlungen. Aber ich vermeide jeden direkten Kontakt mit den Beteiligten.«
    »Wer verhört Bram? Marge?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Nein.« Rina stellte einen dampfenden Becher Tee auf den Tisch. »Sagt er denn was?«
    »Nein. Er sagt nichts.« Decker starrte auf die im Wasser aufwirbelnden Tee- und Minzeblätter. »War er immer so zugeknöpft?«
    Rina dachte einen Moment nach. Dann kamen die Tränen wieder. Sie wischte sie weg. »Bram ist immer sehr vorsichtig gewesen.«
    »Hat er überhaupt mit dir gesprochen, während der Zeit, als er sich um Yitzchak gekümmert hat.«
    »Aber selbstverständlich.«
    »Worüber?«
    Rina zuckte die Schultern. »Manchmal haben wir über Religion gesprochen. Darüber, dass Haschern den Gläubigen Prüfungen auferlegt, um ihren Glauben zu testen. Das ist ein Dogma in beiden Religionen. Für uns Juden ist es Abraham und die Akeda.«
    »Die Opferung Isaaks.«
    »Richtig. Für die Katholiken ist offenbar Maria der Inbegriff des Emune, des Glaubens.« Sie runzelte die Stirn. »Seltsam. Jetzt habe ich gerade das hebräische Wort für eine Leitfigur des Katholizismus’ benutzt. Jedenfalls ist Maria ihr Glaubenssymbol. Aber meistens hat Bram mir einfach Trost gespendet.«
    »Hat er je von seiner Familie gesprochen?«, fragte Decker.
    »Manchmal.« Rina nickte.
    »Irgendwas Interessantes?«
    »Inwiefern?«
    »Hat er je mit dir über sein persönliches Verhältnis zu seinen Eltern, Brüdern und Schwestern, Freunden, männlich oder weiblich, geredet?«
    »Gelegentlich.« Rina stand auf. »Noch Tee?«
    »Ja, sehr gern.«
    Rina goss nervös heißes Wasser in die Tasse. »In den Nachrichten wurde erwähnt, homosexuelle Neigungen seien im Spiel. Dr. Decameron sei homosexuell gewesen.«
    Decker nickte.
    Rina seufzte. »Hast du Beweise dafür?«
    »Im Moment sind wir erst dabei, alle Informationen und Beweise auszuwerten. Und damit will ich deiner Frage nicht ausweichen, Liebes. Es ist die Wahrheit.«
    Rina verdrehte die Augen. »Was für ein Schlamassel.«
    Decker fiel keine schlagfertige Antwort darauf ein. Er stand auf. »Es ist spät. Ich muss noch ein paar Telefonate führen. Meinst du, ich kann den Jungen gute Nacht sagen, ohne dass sie mir den Kopf abreißen?«
    »Wie mutig bist du?«
    Er küsste sie auf die Wange. »Nicht allzu mutig. Aber ein Mann muss eben tun, was ein Mann tun muss!«
    Während Rina die Küchentheke abwischte, gingen ihr verschiedene Ausreden durch den Kopf, warum sie um halb elf Uhr abends noch einmal aus dem Haus musste: Eine Freundin brauchte Hilfe, Rabbi Schulman wollte ihre Meinung über einige Abhandlungen hören, die sie geschrieben hatte. Sie musste ihre Eltern besuchen.
    Sie verwarf eine nach der anderen. Peter würde sofort Lunte riechen.
    Trotzdem musste sie mit Bram sprechen. Dazu war sie entschlossen. Nur zu einer Konzession war sie bereit. Sie würde damit bis zum folgenden Tag warten.
    Rina hörte, wie Peter den Jungen gute Nacht wünschte, hörte seine Schritte auf dem Holzboden des Korridors. Eine Tür fiel mit leisem Klicken zu.
    Rinas Blick fiel auf den Telefonapparat in der Küche. Das Lämpchen über der Leitung, die Peter beruflich nutzte, glühte auf.
    Er wählte vom Schlafzimmer aus eine Nummer.
    Rina ging zur Wand und strich mit dem Finger über den Hörer.
    Jetzt oder nie. Noch während das Rufzeichen ertönte. Denn sobald der andere Teilnehmer abgehoben hatte, würde Peter sofort merken, dass sie sich einschaltete.
    Sie sollte es lassen.
    Es war ungehörig.
    Es war falsch.
    Aber sie konnte das Bild in ihrem Kopf nicht verdrängen. Die Qual in Brams Augen, als er die Totenrede für seinen Vater gehalten hatte, und die sie so sehr an ihre Verzweiflung erinnert hatte, die fast eine Dekade zurücklag.
    Er war tausendfach für sie da gewesen.
    Und jetzt steckte er in Schwierigkeiten.
    Er hätte ohne Nachdenken dasselbe für sie getan.
    Lautlos nahm sie den Hörer von der Gabel. Und wie es das Glück wollte, hob Marge in derselben Sekunde am anderen Ende ab.
    Rina hielt den Atem an, als ihr Mann zu sprechen begann. Sie schämte

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