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Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Titel: Decker & Lazarus 09 - Totengebet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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entstand eine längere Pause.
    »Ich hätte mich beinahe übergeben. Ich war drauf und dran, auf dem Absatz kehrt zu machen und abzuhauen, als mein Blick auf ungefähr ein Dutzend Magazine fiel … mit unauffälligen, braunen Postbanderolen.« Er holte tief Luft. »Auf den Banderolen stand der Name meines Bruders.«
    Er schluckte.
    »Ich griff nach einem Heft, nahm die Banderole ab. Es war ein Pornoheft für Homosexuelle. Brutales, ekelhaftes Zeug!«
    Im Zimmer war es unheimlich still.
    »Ich bin ausgerastet, aus dem Haus gerannt, in meinen Wagen gesprungen und davongerast, dass die Funken stoben. Einen Block weiter habe ich angehalten und mich ausgekotzt. Ich habe gezittert wie Espenlaub, konnte nicht weiterfahren.«
    Schweiß stand auf Lukes Stirn, hinterließ dunkle Flecken auf seinem Hemd und unter den Achselhöhlen. Decker schenkte ihm ein Glas Wasser ein. Luke trank es hastig.
    »Keine Ahnung, wie lang ich dort im Auto gesessen habe … Vielleicht zehn Minuten. Könnte auch länger oder kürzer gewesen sein. Jedenfalls war mir klar, dass ich noch einmal zurück musste.«
    »Warum?«
    »Liegt doch auf der Hand. Ich konnte diesen Dreck mit dem Namen meines Bruders auf den Postbanderolen nicht neben zwei Leichen liegen lassen. Hätte ihn belastet, oder? Also bin ich zurückgefahren, und habe die Magazine mitgenommen. Keine Ahnung, warum ich sie nicht einfach weggeworfen habe. Vermutlich wollte ich meinen Bruder damit zur Rede stellen. Wollte, dass er leugnet, sie je besessen zu haben.«
    »Wie kamen die Pornohefte Ihres Bruders zu Decameron?«
    »Keine Ahnung.« Luke zuckte die Schultern. »Ich könnte mir nur vorstellen, dass die beiden … etwas miteinander hatten.« Er stöhnte. »Gott, der Gedanke ist so widerlich!«
    »Angenommen Decameron war der Geliebte Ihres Bruders … Warum sollte er Sie anrufen, um mit Ihnen über Bram zu sprechen?«
    »Das weiß ich nicht. Vielleicht ging es um Erpressung. Weil alle glaubten, dass wir nach dem Tod meines Vaters zu Geld gekommen sind.«
    »Und? Sind Sie zu Geld gekommen?«
    »Ja, das bin ich tatsächlich. Sind wir, heißt das. Ich und meine Geschwister. Dad hat uns eine hohe Lebensversicherungssumme hinterlassen. Vielleicht wollte Decameron ein Stück vom Kuchen abhaben. Kann durchaus sein, dass ich nur der Erste auf seiner Liste war. Vielleicht wollte er nach mir bei meinen anderen Geschwistern abkassieren. Er kannte meine Familie, die fundamentalistische Überzeugung meiner Eltern. Vielleicht hat er gedacht, wir würden alles tun, um zu verhindern, dass das an die Öffentlichkeit kommt. Schon wegen meiner Mutter. Jeder weiß, dass Bram ihr Goldjunge ist.«
    »Sie würden alles tun, um zu verhindern, dass es rauskommt?«, wiederholte Decker.
    »Nicht alles natürlich! Und bestimmt keinen Mord begehen. Aber ich hätte diesem Schmutzfink sicher das Maul mit Geld gestopft, um zu verhindern, dass er meinen Bruder durch den Dreck zieht.«
    »Sie hätten ihm Geld gegeben?«
    »Selbstverständlich. So wie der sich am Telefon benommen hat. Da war was faul.«
    »Und doch sind Sie gerannt, als Decameron Sie gerufen hat.«
    »Ja, das bin ich.« Luke schenkte sich noch ein Glas Wasser ein und trank. »Und das … das ist das Ende meiner Geschichte.«
    »Sie haben die Leichen entdeckt«, begann Decker. »Warum haben Sie nicht die Polizei gerufen?«
    »Und hätte damit zugegeben, dass ich am Tatort gewesen bin? Sind Sie verrückt?«
    »Sie geben es jetzt zu … und das hat wesentlich schwerwiegendere Konsequenzen.«
    »Sie haben Bram verhaftet. Das konnte ich nicht auf ihm sitzen lassen.«
    »Was konnten Sie nicht auf ihm sitzen lassen?«
    »Ich hab mich mit ihm getroffen, nachdem ich Decamerons Haus verlassen hatte. Habe ihn angerufen und aufgefordert, sofort in sein Apartment zu kommen, weil wir was besprechen müssten. Ich hab ihm ein Magazin gezeigt, es ihm unter die Nase gehalten. Ich wollte, dass er mir sagt, es sei alles ein Irrtum, mein Gott!«
    »Und? Hat er es gesagt?«
    »Nein.« Luke schüttelte den Kopf. »Nein, hat er nicht. Er hat nur meine blutbefleckten Klamotten, meine Schuhe und die Pornohefte genommen. Hat mir gesagt, ich solle mir keine Sorgen machen, er würde das schon regeln. Und zu diesem Zeitpunkt war ich so froh, den Scheiß los zu sein, dass ich ihn einfach hab machen lassen.«
    Decker lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Aber dann sind Sie plötzlich zur Vernunft gekommen. Haben sich darauf besonnen, dass Sie ein Mann sind? Und jetzt versuchen Sie,

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