Decker & Lazarus 09 - Totengebet
berichtete Berger. »Das heißt, jeder führt exakt Buch darüber. Daher konnten wir nicht mit den Firmencomputern arbeiten. Nicht dokumentierte Computerzeiten wären auf Grund des Protokolls sofort aufgefallen.«
»Deswegen haben Sie Ihren Computer in der Klinik dazu benutzt«, riet Oliver. »Wie ist es Ihnen gelungen, in Leonards Dateien einzudringen?«
Berger lächelte resigniert. »Na, was meinen Sie? Leonard war mit von der Partie.«
Keiner sagte ein Wort. »Leonard hat mitgemacht?«, brach Oliver schließlich das Schweigen.
»Ja.«
»Für wie viel?«
»Er bekam weniger als wir, aber einen durchaus stattlichen Anteil. Shockley hat das arrangiert. Zu diesem Zeitpunkt steckte ich schon bis zum Hals drin. Ich hatte keine andere Wahl als zuzustimmen.«
»Kann ich mir vorstellen«, entgegnete Oliver. »Aber dann konnte Leonard vermutlich den Hals nicht voll kriegen.«
Berger verbarg kurz das Gesicht in den Händen. »Klingt wie eine billige Klamotte, was?«
»Erzählen Sie weiter, Doktor!«, forderte Saugust ihn auf.
»Kenny hat zu jammern angefangen«, berichtete Berger.
»Er meinte, er habe von uns allen am meisten zu verlieren. Schließlich war er bei dieser Betrügerei der Ausführende. Er hatte also Recht. Und er verlangte einen höheren Anteil. Als wir uns widersetzten, begann er uns zu drohen.«
»Hat vermutlich gesagt, er wolle aussteigen«, warf Oliver ein.
»Das, Detective, haben eigentlich wir ihm nahe gelegt.«
»Und?«
»Weiter sind wir bei den Verhandlungen nicht gekommen.« Berger wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Eine Woche später wurde Azor ermordet. Da ich keine Ahnung hatte, was dahinter steckte, habe ich versucht, mich möglichst unauffällig zu verhalten, den Kontakt zu beiden erst einmal abgebrochen. Dann gestern, als ich die Sache mit Kenny und Reggie erfahren habe …«
Berger zückte sein Taschentuch.
»Dürfte keinen wundern, dass ich in Panik geraten bin.«
Oliver legte sein Notizbuch auf den Tisch. »War Shockley der Einzige, mit dem Sie bei Fisher/Tyne zu tun hatten?«
»Er war der Einzige, der sich um mich gekümmert hat.« Berger hielt inne. »Ich kann es zwar nicht beweisen, aber ich hatte immer das Gefühl, dass Shockley mit Zustimmung von Grammer handelte.«
»Sie haben keinen konkreten Anhaltspunkt, dass Grammer an diesem Vorhaben unmittelbar beteiligt war?«
»Nein.«
Oliver beriet sich kurz mit Saugust.
»Was gibt’s?«, fragte Dormán.
»Wäre Ihr Klient bereit, sich mit einem Abhörgerät ausstatten zu lassen, um mehr aus Shockley herauszubekommen?«
»Das gehört nicht zu unserer Abmachung«, entgegnete Dormán. »Und da man ihm bereits Straffreiheit im Austausch für seine Aussage zugesagt hat, sehe ich nicht, warum eine solche Aktion in Dr. Bergers Interesse sein könnte.«
»Dürfte in seinem Interesse sein, eine neue Identität zu bekommen«, bemerkte Oliver.
»Was wollen Sie damit andeuten?«, erkundigte sich Dormán.
»Ganz einfach, dass es für Ihren Klienten problematisch sein dürfte, sich als Arzt niederzulassen, wenn das alles herausgekommen ist«, antwortete Oliver.
»Warum sollte es rauskommen?« Bergers Stimme klang panisch. »Ich dachte, wir hätten eine Vereinbarung …«
»Sie stehen mit drei ermordeten Männern in direkter Beziehung, Sir«, klärte Oliver ihn auf. »Da kommt so was zwangsläufig raus.«
Einen Moment lang sagte keiner einen Ton.
»Ich kann nicht für das FBI sprechen«, fuhr Oliver fort. »Aber es könnte sein, dass man bereit ist, Dr. Berger mit neuen Papieren auszustatten, damit er sich ohne Probleme an einem Ort seiner Wahl niederlassen kann.«
»Dazu sind Sie wirklich nicht befugt«, behauptete Dormán.
»Richtig, sind wir nicht. Aber das FBI ist es. Und Sie wissen, dass Ihr Klient noch in drei Mordfällen aussagen muss. Und insbesondere jetzt, da er keine Zeugen für seine Behauptungen beibringen kann …«
»Ich habe nichts zu tun mit …«, fiel Berger ihm ins Wort.
»Myron, bitte!« Dormán zückte einen Kugelschreiber. »Ich werde die Sache mit den zuständigen FBI-Agenten besprechen.«
»Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß!«, jammerte Berger. »Ich will kein Abhörgerät tragen.«
»Darüber sprechen wir später, Myron.« Und an Oliver gewandt sagte Dormán: »Sonst noch was?«
»Was hat Sparks eigentlich die ganze Zeit über gemacht?«, fragte Oliver.
»Wie bitte?«
»Ich meine, er muss doch von den mittelmäßigen Testergebnissen enttäuscht gewesen sein, sich die Daten
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