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Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Titel: Decker & Lazarus 09 - Totengebet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Ruhe, versuchte es erneut: »Luke, du hast viel erreicht. Nichts ist einen Rückfall wert. Nicht mal eine Million Dollar.«
    »Da bin ich nicht sicher, Goldenboy. Für eine Million könnte ich mir ein paar Rückfälle leisten.«
    Bram wandte sich ab, schlug die Stirn gegen die Wand. Es war sinnlos mit Luke vernünftig zu reden, wenn er in dieser Stimmung war. Einen Moment fragte er sich, ob sein Zwillingsbruder bereits rückfällig geworden war. Die glasigen Augen, der unstete Blick. Die Ursache konnte allerdings auch Schock, Trauer und Schlafmangel sein.
    »Also, Bruderherz …« Luke schlenderte zum Heißwassergerät und brühte sich noch eine Tasse Tee auf. »Was willst du mit deinem Geld anfangen? Gründest du eine Armenküche? Machst du eine Mission auf? Kaufst du dir eine neue Kirche? Was, zum Teufel, macht ein Priester mit einer Million Dollar?«
    Bram gab auf, begann mit den Vorbereitungen zur Sechs-Uhr-Messe. »Ich muss duschen.«
    Luke trank Tee, zerknüllte die Tasse und versenkte sie mit einem Wurf im Papierkorb. »Ich kauf mir ein Haus. Damit dürfte Dana eine Weile glücklich sein, meinst du nicht?«
    »Mir egal.«
    »Dad wäre bestimmt einverstanden, wenn ich mit dem Geld ein Haus kaufe, was?«
    Bram schwieg.
    Luke zuckte die Achseln. »Ich glaube schon. Viel besser als es mir in die Adern zu jagen.«
    »Bist du high, Lucas?«, fragte Bram leise.
    »Nein Abram, bin ich nicht. Aber ganz ehrlich, ich wünschte, ich wär’s.«
    Der Priester ging zu seinem Bruder, umarmte ihn fest. Zu seiner Überraschung sank Luke gegen ihn und weinte haltlos. Und dann fühlte Bram zu seinem noch größeren Erstaunen, wie auch bei ihm die Tränen zu fließen begannen. Einen Moment lang wusste er nicht, wer von ihnen beiden eigentlich weinte. Während er seinen Bruder in den Armen hielt, war es, als umarme er sich selbst.
     
    Berger war nicht glücklich, hatte sich jedoch mit dem Unvermeidlichen abgefunden. Er bedeutete Decker, ihm zu folgen. Schweigend bestiegen sie den Lift und fuhren in den ersten Stock hinunter. Berger bewegte sich schnell und behände durch die Korridore, bog schnell und sicher um die Ecken wie ein Allradgefährt im Gebirge. Dann blieb er abrupt stehen, schloss eine Tür auf und führte Decker in sein Büro.
    Klein und sauber. Ein winziges Vorzimmer und dahinter eine offene Tür, die den Blick auf ein zwanzig Quadratmeter großes, vom Morgengrauen mäßig erhelltes Viereck freigab. Das Mobiliar bestand aus einem Schreibtisch, einem passenden Aktenregal, zwei abgenutzten Besucherstühlen und Bücherbords. Viel mehr gab es nicht. Viel mehr hätte auch nicht hineingepasst. Der Arzt hängte seinen weißen Mantel an einen Messingständer und setzte sich an seinen Schreibtisch. Decker zog einen Stuhl heran und nahm Berger gegenüber Platz. Er zückte seinen Notizblock.
    Berger warf einen Blick auf die Uhr. »Ich weiß wirklich nicht, wie ich Ihnen helfen könnte. Aber fangen Sie an.«
    »Sie haben viele Jahre mit Dr. Sparks zusammengearbeitet?«
    »Ja.«
    »Sie haben mit ihm studiert?«
    »In Harvard. Aber das dürfte Ihnen nicht verborgen geblieben sein.«
    »Nein. Das ist richtig. Haben Sie immer nur mit Dr. Sparks gearbeitet?«
    »Sie meinen, ob wir siamesische Zwillinge waren? Die Antwort lautet: nein.«
    »Sie haben also früher andere Posten als den gegenwärtigen bei Sparks bekleidet?«
    »Ich verstehe nicht, wozu diese Fragen gut sein sollen.«
    »Bitte! Dann frage ich direkter. Sie genießen selbst einen hervorragenden Ruf als Chirurg. Bei Sparks allerdings sind Sie immer nur die Nummer zwei gewesen. Hat das je zu einer Missstimmung geführt?«
    Berger sah Decker gerade in die Augen. »Ja.«
    Decker schwieg.
    »Überrascht?«, fragte Berger.
    »Überrascht, dass Sie es zugeben.«
    »Ja, gelegentlich habe ich es gehasst … und wie ich es gehasst habe. Wir haben gemeinsam einen Raum betreten. Azor bekam die Ovationen, und ich stand daneben und habe mit dem Kopf gewackelt wie eine Karnevalspuppe. Natürlich hat mich das geärgert. Aber ich habe den Mann nicht umgebracht.« Bergers Stimme wurde schneidend. »Wenn das der Grund für Ihre Fragen war, sind Sie auf dem Holzweg. Dann sollten Sie Ihre Strategie gründlich überdenken.«
    Decker schwieg. Die Feindseligkeit des Mannes war für ihn nicht ganz nachvollziehbar. Immerhin stand der Mediziner Berger jetzt endlich im Rampenlicht.
    Vielleicht verunsicherte ihn das, und er versuchte sein Lampenfieber hinter dieser Kaltschnäuzigkeit zu

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