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Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Titel: Decker & Lazarus 09 - Totengebet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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seinem Körpergewicht auf und landete in einer riesigen Küche mit Frühstücksecke. Der Raum hatte hallenartige Ausmaße. Decker sah einen überdimensionalen Kühlschrank, einen Herd mit acht Kochstellen. Zahlreiche Schränke, weiße Rahmen um zitronengelbe Paneele mit handgemalten Blumen und Verzierungen. Allerdings waren die Schränke alt, die Muster blätterten ab, waren verblichen oder fehlten ganz. Papiertüten, Kartons von Bäckereien stapelten sich auf den Arbeitsflächen. Hauspersonal in Uniform war emsig damit beschäftigt, Törtchen auf Platten anzurichten, leere Platten herein oder Saftkrüge und Kaffeekannen hinauszutragen.
    Decker merkte plötzlich, dass er mit dem Küchenpersonal allein war. Angenehm, dachte er. Er hatte plötzlich Luft zum Atmen. Trotzdem war es eine seltsame Situation.
    Ein Serviermädchen trug zwei Platten mit Törtchen an ihm vorbei und zwinkerte ihm zu.
    Decker unterdrückte ein Lachen.
    Die Schwingtür ging auf. Deckers Augen wurden tellergroß.
    »Ich dachte mir schon, dass ich dich hier finden würde. Du lungerst doch gern in Küchen herum«, sagte Rina. »Ich muss mit dir reden.«
    Decker war im ersten Moment hilflos. Wut stieg in ihm auf. Er hatte einen komplizierten, wichtigen Mordfall. Darauf war er ausschließlich konzentriert. Rinas Anwesenheit war nicht nur eine unerwünschte Ablenkung. Sie war ein Problem. Berührungspunkte mit seinem Privatleben konnten seine Glaubwürdigkeit unterminieren. »Was machst du hier?«
    »Könntest du dich bitte etwas mäßigen? Du schreist!«
    Decker sah sich um. Das Küchenpersonal starrte ihn an. Er holte tief Luft. »Entschuldige.« Er beugte sich zu ihr, gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Tut mir Leid, ich habe dich hier nicht erwartet.«
    »Ich weiß. Du bearbeitest einen Fall. Und ich störe. Trotzdem konnte ich nicht anders.« Rina rang die Hände. »Ich kenne Dr. Sparks’ Sohn Abram. Er bat mich, zu kommen.«
    Decker zögerte, fürchtete etwas Falsches zu sagen. »Er hat dich gebeten zu kommen?«
    »Ja.«
    »Er hat dich angerufen?«
    »Nein. Ich habe ihn angerufen. Gestern Nacht.«
    »Du hast ihn angerufen.« Decker strich sich über den Schnurrbart. »Okay. Das kann nur bedeuten, dass du ihn gut kennst.«
    »Bram war ein sehr enger Freund von Yitzchak. Während dieser Zeit kannte ich ihn sehr gut. Ich weiß, ich hätte gleich was sagen sollen, als du mir von diesem Mord erzählt hast. Aber ich war viel zu entsetzt. Ich habe schon den ganzen Tag versucht, dich zu erreichen.«
    Decker war besänftigt. »Ich weiß, Liebes. Ich habe deine Nachrichten erhalten. Allerdings hatte ich den Eindruck, es sei nichts Dringendes.«
    »War es auch nicht.«
    »Wolltest du mir das sagen?«
    »Ja.« Sie wirkte zerknirscht. »Es war ein ziemlich anstrengender Tag für mich. Bestenfalls kann man sagen, dass ich für Anlässe dieser Art nicht geschaffen bin. Und Bram wieder zu sehen hat alte Erinnerungen …«
    Sie brach in Tränen aus. Decker nahm sie in die Arme. »Liebes, bitte wein doch nicht. Es ist ja gut … Ist doch nichts Schlimmes.«
    Und es war doch schlimm.
    Deckers Lippen berührten die Mütze seiner Frau. »Liebes, es war nett von dir, herzukommen. Aber das hättest du dir nicht antun dürfen. Vielleicht wäre es besser, wenn du jetzt einfach nach Hause fährst. Wir unterhalten uns später.«
    Sie trocknete die Tränen mit einem Papiertaschentuch.
    »Ich bin mit Bram gekommen. Kannst du mich zur Talmud-Hochschule zurückbringen? Der Volvo steht dort.«
    »Bram hat dich hergefahren?«
    »Ja.«
    Decker schwieg. Eine so religiöse Frau wie Rina allein mit einem Mann in einem Auto, wenn auch mit einem Priester, das deutete auf eine enge Beziehung hin. »Nur ihr beide in einem Wagen?«
    Rina entzog sich seiner Umarmung. »Ja, Peter. Nur wir beide. Wir haben uns auf Brams Bitte hin vor der Jeschiwa getroffen. Er hatte eine Unterredung mit Rabbi Schulman. Anschließend sind wir zusammen zum Gedenkgottesdienst gefahren. Danach hat er mich gefragt, ob ich noch mit ihm nach Hause kommen würde. Er wollte ein paar Stunden bei seiner Familie bleiben und mich dann zurückbringen.«
    Decker sah sie an, sagte nichts.
    »Ist meine Bekanntschaft mit Bram irgendwie hinderlich für deine Ermittlungen?«, wollte Rina wissen.
    »Das wird sich zeigen. Wie kommt es, dass du ihn so gut kennst?«
    Rina starrte ihn an. Sie wirkte nicht wütend, sondern nur müde. »Abram ist damals fast ständig bei uns gewesen, als Yitzchak krank war. Er hat ihm vorgelesen,

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