Decker & Lazarus 09 - Totengebet
»Erstens ist das Erbe von Ehegatten steuerfrei, wenn das Vermögen in einer Familienstiftung eingebracht wurde – und das war der Fall. Das bedeutet, dass es ein Testament geben muss. Denn bei Stiftungen sind auch immer Testamente vorhanden. Und wo es einen letzten Willen gibt …«
»Gibt es auch einen Weg!«, platzte Oliver heraus.
Alle lachten. Decker bat Gaynor fortzufahren.
»Da Sparks vermutlich ein Testament hinterlassen hat«, nahm Farrell den Faden wieder auf, »hat er vermutlich auch gesonderte Vorkehrungen getroffen. Hat zum Beispiel, abgesehen von seiner Frau, auch anderen Leuten etwas vermacht. Das allerdings hat nichts mit den drei Millionen aus der Pensionskasse zu tun, die nicht in die Familienstiftung eingebracht waren.«
»Ich verstehe nur Bahnhof«, stöhnte Webster.
»Ich verstehe das unglücklicherweise nur zu gut«, seufzte Decker. Er wischte sich erneut den Schweiß von der Stirn. Das halbe Jahr, das er damit verbracht hatte, für seinen ehemaligen Schwiegervater Jack Cohen Testamente abzufassen und Immobilien zu verwalten, hatte einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Die Arbeit war so lähmend langweilig gewesen, dass selbst das erkleckliche Gehalt ihn nicht im Immobiliengeschäft hatte halten können. Mit ungewöhnlicher Entschlusskraft hatte sich Decker seiner Frau widersetzt und war zu seiner früheren Stelle bei der Polizei zurückgekehrt. Es hatte eine Szene gegeben. Aber damals hatte alles eine Szene gegeben mit Jan.
»Sparks hat sein Vermögen in zwei solide Teile aufgeteilt«, erklärte Decker. »In die Familienstiftung und seine Altersfinanzierung, richtig?«
»Richtig.«
»Das bedeutet, dass Sparks’ Vermögen außerhalb des Altersversorgungsplans in dieser Stiftung zusammengefasst war.«
»Nicht ganz.«
Decker hielt inne. »Er hatte noch andere Vermögenswerte?«
»Er war Miteigentümer von bestimmten Immobilien.«
»Bezog sich das auf sein Haus?«
»Nein, das ist mit in der Stiftung aufgeführt.«
»Farrell, wir veranstalten hier kein Ratespiel«, raunzte Decker. »Also, worauf bezieht sich das Miteigentum?«
Gaynor lächelte. »Sparks war Miteigentümer von den Häusern seiner Kinder.«
»Wieso hatte bloß ich keinen solchen Vater?«, jammerte Oliver. »Der mir ein Haus kauft, für meine Kredite geradesteht …«
»Klingt großartig, aber nichts im Leben ist umsonst«, bemerkte Webster in seinem Südstaatenslang. »Wolltest du, dass dich dein Daddy ständig an den Eiern hat?«
»Vielleicht war’s ja gar nicht so«, warf Marge ein. »Der Mann hat doch nur gearbeitet. Vielleicht hat er sich bei den Kindern mit Geld freigekauft.«
»Nur hat er ihnen nichts gegeben, Dunn. Er hat nur gebürgt. Hatte sie alle fest im Griff.«
»Bei wie vielen Häusern ist Sparks der Miteigentümer gewesen?«, wollte Decker wissen.
»Zum Beispiel an Pauls Haus, an einigen Filialen seiner Tochter Eva und deren Mann David sowie an deren Eigentumswohnung in Palm Springs …«
»Donnerwetter, der Mann hat es verstanden, Geld zu machen«, bemerkte Decker.
Gaynor lächelte. »Ich habe nie behauptet, dass er klug investiert hat. Nur dass er Miteigentümer von Immobilien war. Und da diese Immobilien nicht in der Stiftung erfasst sind, hat er vermutlich gesonderte Verfügungen in seinem Testament darüber getroffen.«
»Was ist mit Luke?«, fragte Decker. »Hat er ihm was gekauft?«
»Nichts, was greifbar wäre. Aber das bedeutet nicht, dass er kein Geld für ihn ausgegeben hätte. Vor vier Jahren hat der Doktor eine größere Summe in monatliche Raten an eine Ärzteinkassofirma zurückgezahlt. Da hatten sich hohe Rechnungen für ambulante Behandlungen angesammelt.«
»Drogen-Rehabilitationszentren?«
»Nein.« Gaynor sah ihn verblüfft an. »Eine Klinik für unfruchtbare Ehepaare.«
Decker schwieg überrascht. »Luke hat Kinder. Zwillinge.«
»Wie alt?«
»Ungefähr drei.«
»Dann schätze ich, war die Behandlung erfolgreich.«
»Hat der Doktor die Rechnungen der Klinik bezahlt?«, hakte Marge nach.
»Nach der Hälfte der Zahlungen hat die Klinik die Forderungen eingestellt. Kollegenrabatt. Seit damals gab es keinerlei finanzielle Verflechtungen mehr zwischen Luke und seinem Vater. Luke lebt in einer Mietwohnung.«
»Wie hoch ist sein Vermögen?«
»Er und seine Frau haben ungefähr zweihundert Dollar auf der Bank.«
»Keine Ersparnisse?«
»Nichts, das ich finden konnte.«
»Tja, so sind Sie, unsere jungen Leute«, seufzte Oliver. »Wie gewonnen, so
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