Decker & Lazarus 09 - Totengebet
zerronnen.«
»Luke hat nicht gelogen, als er sagte, er sei pleite«, bemerkte Decker. »Was ist mit Bram, dem Priester.«
»Also der Junge hat Geld. Genau gesagt siebenundsechzigtausend.«
Oliver pfiff durch die Zähne. »Klingt als habe er sich mehrfach am Klingelbeutel vergriffen.«
»Mein Onkel ist Priester«, meldete sich Martinez. »Priester verdienen nicht viel. Sie kriegen nur kleine Aufwandsentschädigungen.«
»Vielleicht hat Daddy ihn finanziell unterstützt«, schlug Marge vor.
»Mit siebenundsechzig Riesen?«, fragte Oliver skeptisch.
»Wenn ihm der Doktor die steuerfreie Unterstützung von zehntausend Dollar pro Jahr gewährt hat, konnte er leicht achtzigtausend auf seinem Konto anhäufen. Und ich glaube, so ist er teilweise auch zu seinem Geld gekommen. Allerdings bekommt er auch Tantiemen für sein Buch.«
»Bram hat ein Buch geschrieben?«, fragte Decker.
»Messianische Grundlehren des Alten Testaments.«
»Absolut Bestseller-verdächtig!«, höhnte Oliver.
»Er hat das geschrieben?«, fragte Martinez.
Olivers Augen wurden groß. »Du hast schon mal was davon gehört?«
»Meine Kinder gehen in die katholische Schule«, erklärte Martinez. »Neben dem Katechismus ist es das am meisten benutzte Standardwerk.«
»In dieser und in ungefähr zweitausendfünfhundert anderen katholischen Schulen im Land«, ergänzte Gaynor. »Ich habe den Verleger angerufen. Ein kleines christliches Verlagshaus. Das Buch ist ihre Haupteinnahmequelle.«
»Wann ist das Buch herausgekommen?«, wollte Decker wissen.
»Vor sieben fahren«, erwiderte Gaynor.
»Bram ist erst fünfunddreißig.«
»Dann hat er’s geschrieben, als er noch sehr jung war. Und er kassiert die Tantiemen schon eine ganze Weile.«
»Und behält das Geld für sich?«, fragte Martinez.
»Aus seinen Einkommenssteuerbescheiden der vergangenen fünf Jahre geht hervor, dass er 75 Prozent seiner Tantiemen der Kirche vermacht hat. Weitere zehn Prozent gibt er für wohltätige Zwecke aus. Die restlichen 15 Prozent behält er für sich.«
»Legen Priester kein Armutsgelübde ab?«, erkundigte sich Marge.
»Wenn er 15 Prozent seines Verdienstes einsteckt, klingt das eigentlich nicht gerade nach Geldgier«, meinte Decker.
»Besonders wenn man bedenkt, dass er mit nur 15 Prozent seines Verdienstes siebenundsechzigtausend Dollar angespart hat«, fügte Marge hinzu. »Bedeutet, dass er Unsummen weggegeben haben muss.«
»Frage mich, warum er’s der Kirche gegeben hat, wo seine Brüder es doch so dringend gebraucht hätten«, überlegte Webster.
»Richtig. Heißt es nicht in der Bibel, du sollst deines Bruders Hüter sein?«, bekräftigte Marge.
»Als Priester ist es seine Pflicht, sein weltliches Vermögen der Kirche zu geben«, sagte Martinez. »Sehr förderlich für die Ehrlichkeit des Klerus.«
»Vermutlich weiß er, dass seine Brüder es nur zum Fenster rauswerfen würden«, überlegte Oliver.
»Farrell, gibt Bram für irgendwas Geld aus, das uns interessieren könnte?«, fragte Decker.
»Das einzig Ungewöhnliche … Er hat ein Einzimmerapartment, obwohl er offiziell im Gemeindehaus von St. Thomas wohnt. Er hat es als eigenständiges Büro angegeben, hat es seit neun Jahren gemietet.«
»Eigenständiges Büro, meine Fresse!«, höhnte Oliver. »Wetten, dass der alte Bock dort Frauen vernascht?« Er grinste. »Was ein Priester nicht mit einem Rosenkranz machen kann …«
»Das ist ekelhaft!«, empörte sich Martinez.
Neun fahre. Vor neun fahren war Yitzchak gestorben.
Decker unterdrückte den Gedanken.
»Vielleicht vernascht er dort eher Männer als Frauen«, spekulierte Marge. »Hat nicht Decameron behauptet, er sei schwul?«
»Das ist doch alles nicht relevant«, entgegnete Decker. »Uns interessiert nur, ob es Verdachtsmomente gegen ihn gibt. Im Moment sieht es gar nicht danach aus.«
»Richtig. Wenn wir ein Familienmitglied aufs Korn nehmen sollten, dann Paul«, gestand Gaynor. »Er hat die meisten Schulden.«
»Aber warum sollte er seinen Vater umbringen, wo der alte Herr ihn doch unterstützt hat?«, fragte Oliver.
»Vielleicht hat der Doktor gedroht, ihm die Unterstützung zu entziehen«, warf Marge ein.
»Ist wahrscheinlicher, dass es um die Versicherungspolice geht«, erklärte Gaynor.
»Ich liebe es, wie du dein Wissen häppchenweise an uns weitergibst, Farrell«, stöhnte Oliver. »Von welcher Versicherungspolice redest du?«
»Sparks hatte eine Lebensversicherung über sechs Millionen Dollar
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