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Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List

Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List

Titel: Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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ist.«
    Beide schwiegen.
    »Entschuldigen Sie, das war fies von mir.«
    »Ich habe lange überlegt, wer eine solche Sache hinkriegen könnte. Sie sind der einzige, dem ich das zutraue, und der einzige, dem ich auch trauen kann. Weil Sie Peter fast genauso eng verbunden sind wie ich.«
    Abels Augen wurden feucht. »Das stimmt«, sagte er, »abgesehen von dem Wörtchen ›fast‹.« Er legte die Stirn in Falten. »Aber, Rina, solche Turniere sind hochgestochene Angelegenheiten. Man geht da nicht einfach rein … oder humpelt rein, um seine Dienste anzubieten. Und man kriegt keinen Job, nur weil man behindert ist. Selbst wenn ich wollte, würden die mich kaum nehmen. Nicht einmal für einfache Arbeiten. Die haben ihre eigenen Leute.«
    Rina überlegte. »Sie haben wahrscheinlich recht.«
    »Außerdem betrachten die Querschnittsgelähmten die Amputierten nicht als ihresgleichen. Weil wir laufen können. Es gibt eine ungeschriebene Rangordnung unter den Krüppeln. Die vollständig Gelähmten wollen lieber Querschnittsgelähmte sein, die Querschnittsgelähmten wollen lieber Amputierte sein, und wir Amputierten wollen komplett sein. Und meine Amputation ist nicht mal sehr gravierend – nur ein halbes Bein fehlt. Für die Querschnittsgelähmten gehöre ich beinahe nicht dazu. Stehe ganz unten in der Hierarchie.«
    »Natürlich. Lassen wir’s also lieber.« Sie stand auf. »Abel, trotzdem sollten Sie sich nicht so rar machen.«
    »Laden Sie mich doch mal zum Essen ein, wenn es Ihr Gewissen erleichtert.«
    »Wie wär’s mit Sonntag Abend?«
    »Meinen Sie nicht, daß Doc Verdacht schöpfen wird?«
    »Ich kann doch sagen, wir hätten uns zufällig getroffen.«
    »Ich treffe niemanden.« Wieder kratzte er sich den Bart. »Also warten wir lieber erst mal ab.« Er zögerte. »In einem haben Sie recht. Ich hab diesen Hundesohn verdammt gern. Ein toller Kerl. Ich schulde ihm was, und jetzt ist es wohl an der Zeit, das zurückzuzahlen.«
    »Abel, das ist überhaupt nicht nötig!«
    »Trotzdem. Lassen Sie mir ein paar Tage Zeit. Ich kenne ein paar Leute über den Verband. Vielleicht krieg ich raus, ob einer was mit dem Turnier zu tun hat. Ob er mir einen kleinen Job zuschanzen kann.«
    Rina biß sich auf die Lippe. »Danke, daß Sie mir zugehört haben. Ich halte es nicht aus, Peter so bedrückt zu sehen. Ich will ihm nur helfen, obwohl das sicher ein Fehler ist.«
    »Wahrscheinlich ein Riesenfehler. Aber ich finde es toll, daß Sie sich so um ihn sorgen. Wenn es auch überzogen ist.«
    Rina lachte. »Das ist ja fast ein Kompliment!«
    Abel musterte sie von oben bis unten. »Sie sind sehr schön. Doc hat wirklich Glück.«
    »Wenn Sie eine Schwäche für schöne Frauen haben, werden Sie sich in Jeanine verknallen.«
    »Sieht sie so gut aus?«
    »Umwerfend.«
    »Eine echte Isebel?«
    »Isebel …« Rina staunte. »Bist du zur Sonntagsschule gegangen, Abel?«
    »Ich stamme aus dem ärmsten Winkel der Appalachen. Da gab’s nur Staub und den lieben Gott. Die Bibel war das einzige Buch im Haus. Die Bibel und der Versandhauskatalog. Lesen gelernt habe ich mit beiden. Als ich dann richtige Bücher in die Finger kriegte, hab ich mich gewundert, warum dort nicht ›wahrlich‹, ›ward‹, ›daselbst‹ und solche Wörter drinstanden …«
    Rina lächelte.
    »Ja, ich kenne diese Isebel«, wiederholte Abel. »Ein durch und durch böses Weib.«
    »Allerdings.«
    »Sei’s drum.« Abel strich sich über den Bart. »Ich hab meinen Anteil an bösen Frauen weg. Auf eine mehr kommt’s nicht an.«

31
    Das Scrabble-Turnier fand im Obergeschoß der Buchhandlung statt, im hinteren Winkel zwischen der Video/Audio-Ecke und der Spiele-Abteilung.
    Cindy musterte die alten und neuen Brettspiele, die in den Regalen aufgereiht waren, als Sam ihr auf die Schulter tippte. Sie fuhr herum. »Der da mit der Wollmütze und der orangegelben Jacke.«
    Cindy sah sich den Jungen an. Lang und dünn. Ein bleiches, aber offenes Gesicht, Sommersprossen auf Stirn und Nase, lange, schlanke Finger. Brauner Bartflaum auf der Oberlippe und am Kinn. Seine dunklen Augen huschten umher und taxierten die anwesenden Spieler. Unter der Jacke trug er ein übergroßes weißes T-Shirt und abgewetzte Jeans. An den Füßen hatte er echte oder nachgemachte Doc Martens.
    »Sieht mir nicht wie ein Killer aus«, sagte Cindy.
    »Nee. Mir kommt er auch ganz normal vor … Und wir stehen schön dumm da.«
    »Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.«
    »Hast du dich schon

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