Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List
sollen?« Er zuckte die Schultern. »Ich sag ihm, Schmiere stehen kostet. Zehn Riesen. Hätte nie gedacht, daß er ernst macht, aber ich hab mich geirrt. Er wollte das Ding wirklich durchziehen …«
»Du meinst, den Mord«, präzisierte Decker.
Carey blickte zur Seite. »Er sagt, daß die zehn Riesen klargehen. Aber dafür soll ich auch den Stoff besorgen. Er wollte reinen Schnee. Ich sag, das wär blöd. Wenn sich ein Junkie reinen Stoff spritzt, ist das verdächtig. Also hab ich ihm normales Heroin besorgt.« Er leckte sich die Lippen. »Er hat den Schlüssel besorgt, auf eine günstige Gelegenheit gewartet. Am Wochenende war Garrison fast immer besoffen. Wir waren ein paarmal da, um zu sehen, was abging. Wir mußten sichergehen, daß er richtig abgefüllt war. Beim dritten Mal war er total hinüber. Ich hab die Tüte mit dem Zeug in seinen Arzneischrank gelegt, und Sean hat ihm den Schuß gesetzt. Ich war nicht dabei, als er’s machte. Ich hab den Typ nicht angefaßt.«
»Hast du das Geld bekommen, Malcolm?« fragte Weller.
»Ja, gezahlt hat er.« Er grinste. »Das hätte er mal wagen sollen!«
»Wo ist das Geld?« fragte Decker.
Malcolm nahm einen Schluck Wasser. »Ausgegeben.«
»In einem Monat hast du tausend Dollar ausgegeben?« fragte Weller leise.
Er grinste wieder. »Wein, Weib und Gesang, das kostet was. Ich hab mir auch Sachen gekauft.«
»Was für Sachen?« fragte Decker.
»Münzen, Briefmarken … Waffen. Zeug, das mein Dad auch immer kauft. Der kann echt stolz auf mich sein.«
»Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm«, murmelte Marge.
»Detective!« drohte Flame.
»Schon gut«, sagte Carey. »Ist doch wahr. Kriminell bleibt kriminell, ob einer nun im weißen Hemd rumläuft oder im Overall. Ich und mein Dad, wir sind uns ähnlich. Mir macht’s nur nichts aus, ab und zu mal dreckige Finger zu kriegen.«
37
Strapp hustete. »Gute Nachrichten. Sean Arnos muß drin bleiben. Keine Kaution.« Er warf einen Blick auf die Uhr und schauderte. »Schon fast drei. Mir platzt der Kopf. Nehmen wir uns den Knaben morgen vor. Ich sehe Sie hier um acht. Fahren Sie jetzt nach Hause.«
Decker schwieg, dann sagte er: »Zu Befehl.«
Strapp musterte seinen Lieutenant. »Mein Gott, Decker, was ist denn jetzt schon wieder los?«
»Irgendwas stimmt nicht mit diesem Carey«, sagte er.
»Was reden Sie da?« erregte sich Strapp. »Ich stand hinter dem Einwegspiegel und hab mir alles angehört. Was soll denn da nicht stimmen?«
»Klang das nicht … eingeübt?« fragte Decker nach längerem Überlegen.
»Nein, kein bißchen! Er sah aus und klang wie ein gestörter Jugendlicher, der mit seinen Untaten prahlt.«
Decker rieb sich die Augen. »Vielleicht bin ich nur müde.«
»Das wird’s sein. Gute Nacht, Lieutenant.«
»Nacht, Captain.«
»Übrigens: gute Arbeit«, murmelte Strapp.
»Danke«, sagte Decker und ging. Er war ganz und gar nicht zufrieden.
Ein Junge, der alles hatte – reich, gut aussehend, mit den besten Verbindungen –, und trotzdem baute er Mist.
Was wär aus mir geworden, wenn ich nur einen dieser Vorteile gehabt hätte? dachte Martinez. Er strich seinen schwarzen Schnurrbart glatt. Sein Gesicht brannte noch von der morgendlichen Rasur. Vorm Captain wollte er sich keine Blöße geben.
Er holte sein Notizbuch heraus und warf einen Blick in die Runde. Sean Arnos in Gefängniskluft, den Kopf gesenkt, verkniffener Mund. Kein Blickkontakt mit seinen Eltern. Die Mutter, eine magere Blondine, saß links von ihm. Rechts Edgar Ray Trit, der grobknochige, Jovialität verströmende Anwalt aus Texas. Er trug einen teuren Brioni-Anzug und einen Cowboyschlips.
Rechts neben Trit der Vater. Lamar Amos hatte seinen Bierbauch in einen schwarzen Anzug gezwängt, sein Gesicht war rötlich und aufgeschwemmt, die Nase voller geplatzter Äderchen, das kurze graue Haar nach hinten gekämmt. Wenigstens trug er keinen Cowboyhut.
Martinez hatte Webster und Staatsanwältin Katherine Villard neben sich, eine attraktive Mittvierzigerin. Schwarzes Haar, dunkle Augen, ernster Blick, eine Frau, mit der nicht zu spaßen war. Hinter dem Einwegspiegel saßen Strapp, Decker, Marge und Oliver. Martinez schob seine Krawatte zurecht. Für den Captain wollte er gut aussehen.
Webster begann die Vernehmung mit der üblichen Einleitung, die Personalien der Anwesenden wurden aufgenommen. Dann verlas er den Tatvorwurf gegen Sean Amos: Vorsätzlicher Mord an David Garrison.
Trits dröhnender Baß unterbrach ihn. »Also Kate,
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