Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen
gehe jetzt zu einem der Wagen.«
»Bleiben Sie da, wo ich Sie sehen kann!«, verlangte Bob.
»Nein, Bob, das werde ich nicht.« Pause. »Denken Sie an das Graviton. Sie improvisieren nicht, und wir auch nicht. Dieses Spiel heißt Vertrauen.«
Keine Antwort.
»Bob, hören Sie mich?«
Nichts.
Mit fast unmerklichen Bewegungen schob sich Decker rückwärts auf den nächsten Polizeiwagen zu.
Eine Sekunde, zwei Sekunden, drei, vier, fünf …
Es dauerte fast eine Minute, bis er an die Motorhaube stieß. Sein erster Instinkt war, einen Satz hinter die Tür zu machen.
Aber damit hätte er Furcht gezeigt.
Lass den Feind niemals sehen, dass du schwitzt!
Sein Gesicht war schweißnass, also war es dafür zu spät.
Er zwang sich, nicht sofort in Deckung zu gehen.
Bob schien stolz auf seine perverse Vorstellung von Vertrauen. Decker beschloss, sich das zu Nutze zu machen. Er rief: »Ich bin immer noch hier, Bob. Leicht zu treffen. Vollkommen ungeschützt. So sehr vertraue ich Ihnen. Ich weiß, dass Sie mich sehen können …«
»Ich hab Sie genau im Fadenkreuz«, brüllte der Guru.
»Und Sie können mich hören.«
»Laut und deutlich.«
»Ich habe ein Handy in der Tasche, Bob. Ich gebe Ihnen die Nummer.«
Stille.
Decker rief ihm trotzdem die Nummer zu.
Zehn Sekunden vergingen.
Nichts.
Zwanzig Sekunden. Immer noch nichts.
Rotierende Lichter.
Dreißig Sekunden.
Das schrille Klingeln durchschnitt die Stille. Decker zuckte zusammen und stellte dann mit zitternden Händen die Verbindung her. »Hallo, Bob.«
»Warum konnten Sie uns nicht in Ruhe lassen, Lieutenant. Jetzt sehen Sie, was Sie davon haben!«
»Einen fürchterlichen Schlamassel.«
»Mehr als ein Schlamassel, mein Freund!«
Mit einer fließenden Bewegung glitt Decker in den Schutz des nächsten Autos. Seine Hände zitterten so stark, dass er fast das Handy hätte fallen lassen. Er holte tief Luft und atmete auf Yoga-Art langsam wieder aus. »Ich glaube, wir sitzen in der Zwickmühle, Junge.«
»Sie sind ein kluges Kerlchen.« Bob lachte. »Stimmt genau. Und falls Sie oder einer Ihrer Leute versucht, den Helden zu spielen, wird für jeden Ihrer Fehler ein Kind sterben. In dieser Hollywoodwelt der schnellen Bilder und knappen Kommentare gibt das bestimmt höchste Einschaltquoten. Die ganze Welt wird Ihr Versagen mit ansehen.«
25
Decker saß in Martinez’ Honda, sprach schnell und wütend. »Uns bleiben noch höchsten fünf Minuten, bis Strapp eingreift und mir den Fall wegnimmt. Ich will, dass ihr zwei von hier verschwindet.«
»Was?«, mischte sich Webster ein. »Warum?«
»Wenn ihr hier bleibt, müsst ihr die Fragen des Captains beantworten. Außerdem ist das jetzt ein Fall von höchster Priorität. Wahrscheinlich werden die Bundesbehörden zugezogen. Solange ihr hier Fragen beantwortet, könnt ihr keine Mordfälle lösen. Wenn ihr weg seid, könnt ihr vielleicht was erreichen. Solange Bob mit mir redet, muss ich hier bleiben. Also haut ihr beiden ab. Mir wird schon eine Ausrede für euch einfallen.«
»Was für eine Ausrede?«, fragte Martinez.
Decker dachte fieberhaft nach. In der Ferne hörte er das Heulen weiterer Sirenen. »Hat sich einer von euch die Haut aufgeschürft, als er sich zu Boden warf?«
»Ich glaube, ich hab mir das Knie angekratzt«, sagte Webster.
»Prima!«, rief Decker. »Ich habe befürchtet, dass die Wunde von einem Streifschuss stammen könnte und Martinez mit dir ins Krankenhaus geschickt, um das untersuchen zu lassen.«
Das Sirenengeheul wurde lauter, die großen Bosse waren im Anmarsch. »Tom, ruf Dunn und Oliver an. Sie sollen nach Los Angeles zurückkommen, aber sich nicht beim Orden blicken lassen, bis sie von mir hören. Und in der Zwischenzeit informiert ihr sie.«
»Verstanden.«
»Außerdem findet alles über Guru Bob alias Bob Ross raus. Überprüft sämtliche Dateien im Polizeicomputer. Aber mein Gefühl sagt mir, dass Europa unser aussichtsreichster Kandidat ist. Dreht sie durch die Mangel. Sobald wir mehr über Bob wissen, kriegen wir vielleicht raus, warum er das hier macht. Und dann können wir hoffentlich eine Strategie entwickeln.«
Die Sirenen waren jetzt sehr nahe. Decker musste brüllen. »Irgendwann werden sie das Ordensgelände stürmen oder Leute einschleusen wollen. Das SWAT-Team wird Marge, Scott und mich brauchen, weil wir drinnen waren. Ich war in Teilen des Komplexes, Marge und Scott in anderen. Sie werden mit unserer Hilfe einen Lageplan erstellen wollen. Das ist unser As im
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