Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen
Orden. Wir haben seine Körperteile auf der Hühnerfarm Ihres Vaters gefunden.«
»Mein Gott«, entfuhr es Europa. »Das ist ja entsetzlich. Und das war auch Bob?«
»Wahrscheinlich«, erwiderte Decker. Er sah zu McCarry, der den Blick auf die Blaupausen gerichtet hatte, aber nichts aufzunehmen schien. »Sie sind plötzlich so still.«
McCarrys Kopf schoss hoch. Er rieb sich die Stirn. »Mein Boss nimmt die Sechs-Uhr-Maschine von Sacramento. Ich muss einen Plan haben, bevor er ankommt.«
»Man will Sie ablösen«, sagte Decker. »Kommt nicht in Frage. Ich denke nicht daran, mit Ihrem Boss zusammenzuarbeiten. Wir haben diesen Schlamassel zusammen angefangen, und wir stehen ihn auch gemeinsam durch.«
McCarry war verblüfft. Loyalität in dieser Form war etwas völlig Neues. Machte ihn misstrauisch. Welche Asse hatte Decker noch im Ärmel? »Ist es mein gutes Aussehen?«, fragte er.
»Ich weigere mich, noch einen FBI-Beamten einzuweisen, McCarry«, sagte Decker. »Wenn ich meine Geschichte noch ein einziges Mal erzählen muss, fange ich an zu kotzen.«
28
»Ner Yisroel!«, rief Sammy. »Das kann nicht dein Ernst sein«, Rina zwang sich, die Augen nicht zu verdrehen. »Wie wär’s mit ›Guten Morgen, Ima‹?«
Sammy ließ sich am Küchentisch nieder. Er trug bereits seine Schuluniform, blaue Hose und weißes Hemd, hatte aber noch keine Schuhe an. »Das bringt ihn um.«
»Wird es nicht.« Rina nahm Hannahs Müslischüssel heraus. »Wenn dir wirklich was an deinem Bruder läge, dann würdest du ihm Mut machen.«
»Soll das heißen, dass mir Yonkies Wohlergehen egal ist?«
»Es ist noch zu früh zum Streiten, Schmuel. Wenn du dich kabbeln willst, dann mach das allein.« Rina verließ die Küche.
»Wie kann man sich denn allein kabbeln?«, rief ihr Sammy nach.
Sie ignorierte ihn und ging in Hannahs Zimmer. Die Kleine war bis oben hin zugedeckt, nur ihre roten Ringellocken waren zu sehen. Rina schlug die Decke zurück. »Guten Morgen, Süße.«
Hannah öffnete die Augen, blinzelte und schloss sie wie-, der. Sie streckte Rina ihre spindeldürren Ärmchen entgegen.
»Ah.« Rina schloss sie in die Arme. »Meine tägliche Dosis Zucker.«
Hannah küsste ihre Mutter. »Ist Daddy schon weg?«
»Ja.«
Ein leichtes Schmollen in der Stimme. »Aber er hat nicht auf Wiedersehen gesagt.«
»Er ist gestern Abend nicht nach Hause gekommen.«
Hannah öffnete die Augen. Sie war verwirrt. »Wo war er denn?«
Gute Frage. Rina sagte: »Er hat auf der Arbeit geschlafen.«
»Auf der Arbeit?«
Rina nickte.
»Warum?«
»Weil er zu viel zu tun hatte und nicht nach Hause kommen konnte.«
Hannah war immer noch verwirrt. »Auf Daddys Arbeit gibt es Betten?«
»Ja.«
»Aber das gibt es nicht überall.«
»Nein.«
»Nur auf Daddys Arbeit?«
Rina nickte.
»Kann ich Daddys Bett sehen?«
»Irgendwann mal.«
»Heute?«
»Nein, heute nicht.«
»Hat er auch Kissen in seinem Bett?«
Rina lächelte. »Ja, hat er.« Sie erhob sich von Hannahs Bettrand. »Kannst du dich allein anziehen, oder brauchst du Hilfe?«
»Ich zieh mein Kleid an. Und meine Socken. Und meine Schuhe. Aber du musst mir mit der Schnalle helfen.«
»Prima. Komm in die Küche, wenn du fertig bist.«
»Machst du mir Haferflocken?«
»Wenn du magst?«
»Au ja.« Hannah setzte sich auf und rieb sich die Augen. »Kann ich Cartoons sehen?«
»Ein paar Minuten.«
»Dann zieh ich mich ganz schnell an.«
»Braves Mädchen.«
Mit einem Seufzen ging Rina in die Küche zurück. Sammy stocherte in einer Schüssel Rice Krispies herum. Inzwischen trug er Socken. Die Schuhe fehlten nach wie vor. Er sah auf, als seine Mutter hereinkam. »Ich bin immer noch da.«
»Das sehe ich.«
»Du magst mich nicht mehr.«
Rina lachte. »Ich liebe dich.«
»Ja, aber du magst mich nicht.«
»Schmuel …«
»Das ist mein Ernst.«
»Du bist gegen alles, was ich sage.«
»Ich glaube, ich kenne Yonkie sehr gut … besser als du.«
»Das kann sein. Trotzdem ist es ein gutes Programm. Er braucht eine Herausforderung.«
»Das stimmt. Aber nicht Ner Yisroel.«
»Es ist ja noch nichts entschieden. Außerdem geht es hier nicht um dich und mich, sondern um ihn und mich.«
»Mit anderen Worten, meine Meinung ist dir egal. Siehst du, du magst mich nicht mehr.«
Rina antwortete nicht. Es schien ihr das Klügste zu sein.
Jacob kam in die Küche geschlurft. »Morgen.«
Rina küsste ihn auf seine Jarmulke. »Morgen.«
Jacob wusch sich die Hände und sprach das dazugehörige
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