Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen
Fernsehen erfahren?«
»Die Sendung läuft noch.«
»Kannst du mir sagen, was für Bilder sie zeigen?«
Rina sah auf den Fernsehschirm. »Außenaufnahmen von einer Reihe von Gebäuden. Der Orden, stimmt’s?«
»Ja. Bringen alle Sender das gleiche?«
Rina griff nach der Fernbedienung und schaltete die Kanäle durch. »In etwa.«
»Keine Gesichter?«
»Bisher nicht.«
»Gut. Ich muss Schluss machen.«
Mit kleiner Stimme sagte sie: »Ich liebe dich.«
Decker spürte, wie ihm die Kehle eng wurde. »Baby, ich liebe dich auch. So sehr. Gib den Kindern einen Kuss von mir. Sag ihnen, dass ich sie lieb hab. Sehr.«
»Das weiß ich.«
»Keine Ahnung, wann ich heimkommen kann.«
Seine Stimme klang so sehnsüchtig. Rina sagte: »Egal, wann du kommst – ich bin hier. Versprich mir, dass du auf dich aufpasst.«
»Immer.«
»Keine Heldentaten, bitte?«
»Liebste, sie winken mir. Ich muss Schluss machen.«
Er legte auf. Als Rina den Hörer einhängte, merkte sie, dass ihre Hände feucht waren. Sie rieb sie ab und sah Sammy an. »Sag den beiden, sie können aus dem Exil zurückkommen.«
»Alles in Ordnung mit ihm?«
»Es geht ihm gut.« Sie starrte auf den Fernseher. »Aber er wird eine Weile dort bleiben müssen. Erwarte ihn nicht vor dem Schabbes zurück. Und vielleicht noch nicht mal dann.«
»Das hat er dir gesagt?«
»Nicht wortwörtlich, aber es wird darauf hinauslaufen. Außer, die Sache nimmt ein rasches Ende.« Wieder sah sie auf den Fernseher. »Nach dem, was er mir erzählt hat, kann sich die Sekte über längere Zeit selbst versorgen. Das wird dauern.« Sie wischte sich die Tränen ab. »Oje, oje. Warum weiß man etwas erst dann zu schätzen, wenn man es nicht mehr hat.«
Stille breitete sich in der Küche aus.
»Sag den anderen, sie sollen reinkommen. Yaakov muss völlig verängstigt sein.« Rina küsste ihren Sohn auf die Wange, wusch sich das Gesicht. »Und zieh deine Schuhe an, Sammy. Es ist schon spät. Yaakov hat Prüfungen. Das Leben geht weiter.«
Aber der Junge zögerte.
Sie sah vom Spülbecken auf. »Was ist?«
»Das Leben geht weiter«, wiederholte Sammy. »Junge, hab ich das schon oft gehört.«
»Ich hab’s im Autoradio gehört, auf der Fahrt hierher.« Asnikov öffnete die Tür zu seinem Vorzimmer. »Die Cops sagen nicht viel. Die Reporter nehmen an, dass ihr möglichst wenig rauslassen wollt. Ich glaube eher, dass ihr kaum was wisst. Der Orden war die ganzen Jahre sehr verschwiegen. Da ist nicht viel nach außen gedrungen, demzufolge gibt es auch wenig Einzelheiten.«
»Vielleicht können Sie uns in dieser Hinsicht helfen«, meinte Martinez.
»Ich wüsste nicht, wie.« Asnikov knipste das Licht im Empfang an, durchquerte den Raum und schloss die Tür zu seinem Büro auf. Er schaltete auch hier das Licht an, zog sein Jackett aus und hängte es über seinen Schreibtischstuhl. »Jetzt, wo der Schlamassel passiert ist, verstehen Sie vielleicht besser, was ich tue. Ich befreie Menschen aus dieser Art von Verlies, bevor ihre monströsen Anführer durchdrehen und sie alle mit ins Verderben reißen.«
Mit einem Druck auf die Fernbedienung schaltete Asnikov den an der Decke befestigten Fernseher an. Die Kameras schwenkten weiterhin über die Außenwände der Gebäude. Die Wanduhr zeigte sechs Uhr dreißig.
Asnikov knirschte mit den Zähnen. Er deutete auf sein unbequemes Sofa. »Wenn Sie nun schon mal hier sind, können Sie sich auch setzen.«
»Es würde uns helfen, Sir, wenn Sie mitkämen«, sagte Webster.
Asnikovs grüne Augen bohrten sich in die von Webster. »Wohin? Sie wollen mich doch wohl nicht aufs Revier bringen, oder?«
»Nein, Sir. Wir würden Sie gerne zum Orden bringen.«
»Haben Sie einen Haftbefehl?«
Martinez bemerkte, dass der Deprogrammierer zusammengezuckt war, wenn auch nur ganz leicht. »Nein, Sir. Wir bitten Sie nur um einen Gefallen.«
Wieder wanderte Asnikovs Blick zum Bildschirm – zu dem metallenen Schutzschild aus Polizeiwagen und Kleinbussen. »Was könnte ich denn Ihrer Meinung nach für Sie tun?«
»Uns etwas über die Raumaufteilung der Ordensgebäude sagen.«
»Ich kenne die Raumaufteilung nicht.« Asnikov wandte seine Aufmerksamkeit wieder Martinez zu. »Diese Mistkerle haben Wachtposten auf mich angesetzt. Ich konnte mich dem Gelände nicht nähern, ohne beschossen zu werden.«
»Eine Übertreibung, Mr. Asnikov?«, fragte Martinez.
Der Deprogrammierer lächelte rätselhaft. Ein gleichzeitig boshaftes und bitteres Lächeln. »Ich
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