Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen
Mann dem Huhn den Kopf abgeschlagen hatte. »Und beim dritten Mal?«
Diesmal biss sich Lauren die Lippe blutig. »Es gab kein drittes Mal. Die Missetäter … verschwanden.«
»War Jupiter bei diesen Bestrafungen anwesend?«
»Ehrlich gesagt, kann ich mich nicht erinnern, ihn bei diesen Läuterungsritualen gesehen zu haben.« Ein Schluchzer kam aus ihrer Kehle. »Der Sadismus war immer Sache seiner Untergebenen.«
»Was ist mit Nova? Hat er mitgemacht?«
»Er achtete auf die Lebenszeichen des Büßers … des Opfers. Damit die Bestrafung nicht zu weit ging.«
»Wie bei der Spanischen Inquisition«, sagte Decker. »Während der Folterungen war immer ein Arzt anwesend, der darauf achtete, dass das Oper nicht starb … damit man es erneut foltern konnte.«
Zu Lauren gewandt, sagte Marge: »Die Opfer hatten nur zwei Chancen?«
»Ja.«
»Und niemand hat protestiert?«
»Wissen Sie, ich hab sehr schnell begriffen, dass Protest eine Erfindung der freien Gesellschaft ist. Alle waren total verängstigt. Niemand hat je ein Wort gesagt.«
Wieder trat Stille ein.
»Pluto hat die Gemeinde davon überzeugt, dass das Ganze eine notwendige Buße war«, fuhr Lauren fort. »Wenn das Opfer nicht gefoltert wurde, starb es als Verleumder und würde nie die nächste Ebene erreichen. Venus führte den Gesang an, während Bob oder Pluto ihre Gräueltaten vollführten. Alles war ritualisiert.«
»Wie haben Sie sich dem entzogen?«, fragte Marge.
Das Gesicht der jungen Frau war voller Schmerz. »Ich hab mich an Bob rangemacht.« Sie warf die Hände hoch. »Heh, den Feind mit Sex zu beschwichtigen, ist eine altehrwürdige Tradition.«
Sofort musste Decker an Chanukka denken. Die meisten Menschen wussten von dem Sieg der tapferen Makkabäer über die Seleukiden. Kaum jemand wusste von der Heldentat einer Frau – Yael. Nach der Niederlage der Seleukiden hatte sich der feindliche General Sisera in ihr Haus geflüchtet. Sie gab sich ihm hin, bis er total erschöpft war. Als er schließlich einschlief, trieb sie ihm einen Zeltpflock ins Gehirn. »Wie sind Sie entkommen, Lauren?«
Lauren blinzelte. »Mit der uralten Methode aller Gefangenen. Ich hab einen Tunnel gegraben. Gleich vom ersten Tag ■ an.« Sie zuckte die Schultern. »Ich hatte ja meine Fingernägel. In guten Nächten hatte ich auch einen Löffel.«
Decker war genauso verblüfft wie die anderen. All das für ein kleines Mädchen, das sie vorher nie gesehen hatte.
Lauren schob sich das Haar aus dem Gesicht. »Ich habe getan, was ich tun musste.«
»Weiß jemand im Orden von dem Tunnel?«
»Vielleicht ist damit das Loch im Zaun gemeint?«, warf Oliver ein.
»Welches Loch?«, fragte Lauren.
Marge erzählte ihr von dem Anruf.
»Ich bin nicht unter irgendeinem Zaun durch, sondern viel weiter hinten in einem Waldstück hinter dem Komplex. Ich hätte nie in offenem Gelände gegraben. Viel zu gefährlich. Reuben und ich haben vorher darüber gesprochen. Er sagte, ich solle mich zu dem Buschwerk durchgraben, wo es viel Deckung gibt. Ich weiß nicht, welches Loch Ihre Anruferin meint.«
»Könnte es eine Falle sein?«, erkundigte sich McCarry.
»Hängt davon ab, wer angerufen hat. Wenn es Terra war, dann ist es keine Falle. Sie hat panische Angst vor Bob.«
Decker nickte. »Wenn Sie ihr wieder begegnen würden, glauben Sie, Terra wäre auf Ihrer Seite?«
»Sie hat Angst vor Bob. Aber sie hat auch Angst davor, sich ihm zu widersetzen.«
»Wenn Venus die Anruferin war, könnte es dann eine Falle sein?«
»Keine Ahnung. Sie hat eine Menge in den Orden investiert, also kann ich mir nicht vorstellen, dass sie zu seiner Zerstörung beitragen würde. Venus weiß sich Respekt zu verschaffen. Mit ihr legt sich keiner an. Manche haben es versucht, und dann ist ihnen was passiert.«
»Was ist ihnen passiert?«, hakte McCarry nach. »Erzählen Sie mir nicht, dass Venus auch eine Serienmörderin ist.«
Lauren war nachdenklich. »Wie gesagt, ich hab nie etwas gesehen. Aber ihre Feinde hatten, genau wie die Feinde von Bob und Pluto, diese Angewohnheit, plötzlich zu verschwinden.«
»Ein Wunder, dass der Orden sich nicht selbst ausgerottet hat. Es ist unglaublich!«, sagte Marge.
»Ganz und gar nicht«, widersprach Lauren. »Wenn es keine Moral gibt und Menschen die Regeln aufstellen, ist jeder Freiwild.« Sie hielt inne. »Ich hab es nicht sehr mit organisierter Religion. Aber die Sache mit Gott hat auch ihre guten Seiten. Wenn die Zehn Gebote den Menschen von dem Schöpfer
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