Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen

Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen

Titel: Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
sich auf den Boden und zog erneut den Bademantelgürtel fester. Falls eine Krankenschwester hereinkam, wollte er nicht wie ein Perverser wirken. »Vega«, sagte er leise, »du hast nicht einen schlechten Knochen im Leib.«
    Vega sah ihn verwirrt an. »Knochen können weder gut noch schlecht sein. Sie sind einfach nur Knochen.«
    »Du bist ein guter Mensch, Vega. Ein sehr guter. Das weißt du doch, oder?«
    Sie sagte: »Ich habe das Baby gerettet. Das war sehr gut.«
    Decker atmete laut aus. »Nein, das war unglaublich heldenhaft! Ganz außergewöhnlich! Das geht weit darüber hinaus, gut zu sein! Aber du, du bist durch und durch gut. Verstehst du, was ich meine?«
    Sie verstand es nicht. »Ich bin gut, wenn ich Gutes tue, und ich bin schlecht, wenn ich Schlechtes tue.«
    »Nein!« Decker schüttelte heftig den Kopf. »So funktioniert das nicht. Gute Menschen – wie du – sind immer gut, auch wenn sie Fehler machen.«
    »Fehler habe ich nicht gesagt. Ich habe gesagt, ich bin schlecht, wenn ich Schlechtes tue.«
    »Das stimmt so immer noch nicht. Du kannst ungehorsam sein, Dinge tun, die ungezogen sind. Aber das macht dich nicht zu einem schlechten Menschen. Das macht dich zu einem guten Menschen, der ungehorsam oder ungezogen ist. Du bleibst trotzdem gut. Begreifst du das?«
    Sie schwieg.
    »Ich gebe dir ein Beispiel.« Decker versuchte, an ihren logischen Verstand zu appellieren. »Du hast auf Marge gehört. Der Orden behauptet, du hättest etwas Schlechtes getan, weil du den Regeln nicht gehorcht hast. Aber ich weiß, dass du etwas Gutes getan hast. Wichtiger noch, du weißt, dass du etwas Gutes getan hast – auf Marge gehört hast. Wenn du nicht auf sie gehört hättest, wäre sie tot.«
    Eine Träne rann ihr über die Wange. »Alle aus dem Orden der Ringe Gottes sind tot. Vielleicht habe ich ihren Tod verursacht, weil ich auf Marge gehört habe.«
    »O nein, nein, nein!«, widersprach Decker. »Sie hatten diese Todespläne gemacht, lange bevor Marge oder Lauren – Andromeda – oder Agentin Stone durch den Tunnel kamen. Außerdem hatten sie vor, andere zu töten, bevor sie selbst starben. Du weißt das, weil du die …« Er schluckte schwer. »Du hast die Babys gesehen. Wenn du dort geblieben wärst, hätte man dich ermordet, genau wie die Babys.«
    Sie hatte Decker unverwandt in die Augen gesehen. Nun schaute sie weg. »Die Babys sind jetzt in einer besseren Welt. Das ist doch nicht so schlecht.«
    Ihr Tränen flossen stärker. Decker wollte sie in den Arm nehmen, hielt sich aber zurück. Alles in dieser Welt – der Welt der Verleumder – war ihr fremd. Wer wusste schon, was Vega trösten konnte? Kam Trost in ihrem Wortschatz überhaupt vor?
    »Viele Erwachsene sind gekommen und haben mit uns geredet«, sagte Vega. »Die meisten tragen weiße Kittel wie die Leute im Orden. Vielleicht sollen wir denken, wir reden mit Freunden, nicht mit Verleumdern, weil sie sich wie wir anziehen.«
    »In der Welt der Verleumder tragen Ärzte meistens weiße Kittel.«
    »Sie haben also keine Hintergedanken dabei?«
    »Nein.«
    »Diese Ärzte«, sagte Vega. »Sie reden mit uns in Gruppen, sie reden einzeln mit uns. Sie stellen uns Fragen und lassen uns Tests machen. Die Frau, bei der ich den Test gemacht habe, sagt, ich sei sehr intelligent.«
    »Das bist du auch.«
    »Ich hab gehört, wie sie miteinander geredet haben. Sie sagen, wir sind alle sehr intelligent und verfügen über außergewöhnliche Kenntnisse in Mathematik und Physik, die weit über unser Alter hinausgehen. Sie sagen, unser Lesevermögen ist ebenfalls sehr hoch.«
    »Das ist bestimmt alles wahr.«
    Vega sah ihn an, wischte die Tränen weg. »Wenn wir als Nachkommen von Vater Jupiter und seinen Anhängern so intelligent sind, die Physik und Metaphysik des Universums studieren und zu verstehen suchen, warum sagen dann alle, dass Vater Jupiter und der Orden schlecht waren?«
    Sie schniefte.
    »Die Verleumder dürfen nicht sagen, dass der Orden schlecht war! Er war nicht schlecht. Er war nicht schlecht!«
    Decker nickte.
    Sie wischte sich die Nase an ihrem Pyjamaärmel ab. »Die Verleumder verstehen das nicht! Sie sagen, wir sind sehr intelligent, und dann sagen sie, der Orden sei schlecht. Das ist ein Widerspruch! Sie dürfen das nicht sagen! Es stimmt doch nicht!«
    Solche Kritik zu hören, schmerzte sie, und sie verteidigte nur ihre Familie. Aus Gewohnheit, aus Loyalität oder aus schlechtem Gewissen? Als sie zum ersten Mal frei entscheiden konnte, hatte Vega

Weitere Kostenlose Bücher