Decker & Lazarus - 18 - Missgunst
blassblaue Augen, wulstige Lippen und stark gelocktes dunkles Haar. Die Arme hielt er vor seiner Brust verschränkt, und man konnte gut seine großen Hände sehen, die mit mehreren Goldringen geschmückt waren. Beim Sprechen schob sich sein Kinn nach vorne. »Sind Sie hier zuständig?« Ohne eine Antwort abzuwarten, setzte er nach: »Was zum Teufel ist passiert?«
»Wir sind immer noch dabei, alle Informationen zusammen –«, wollte Decker sagen.
»Wissen Sie, dass es mich zwanzig Minuten gekostet hat, nur um diese Idioten an der Ausfahrt davon zu überzeugen, dass ich tatsächlich einen guten Grund habe, auf der Ranch zu sein! Redet ihr denn nicht miteinander?«
Decker trat einen Schritt zurück und verschaffte allen dadurch ein bisschen Freiraum. »Was kann ich für Sie tun, Mr. Brady?«
»Erst mal wären ein paar Antworten nicht schlecht!«
»Sobald ich die habe, werde ich sie weitergeben. Ich würde Ihnen jetzt gerne ein paar Fragen stellen.« Er wandte sich an Marge. »Würden Sie Mr. Kotsky in eins der Arbeitszimmer begleiten und ihn dort befragen, Sergeant?«
»Was soll das werden?« Bradys Nasenflügel bebten vor Empörung. »Teile und herrsche?«
»Wir sind nicht der Feind, Mr. Brady. Und ich benötige weitere Informationen.« Decker zählte die Themen an den Fingern seiner Hand ab. »Wir brauchen eine Liste mit allen Personen, die Voll- oder Teilzeit im Haus arbeiten. Wie viele Personen befinden sich nachts im Haus, zu jeder Stunde? Wer war für die Schicht letzte Nacht eingeteilt? Wer wohnt auf dem Gelände? Wer wohnt außerhalb des Geländes? Seit wann arbeitet welcher Angestellte für die Kaffeys? Wer ist im Besitz von Schlüsseln und Alarmcodes? Wer stellt Leute ein? Wer schmeißt raus? Ganz banale Informationen wie diese.«
Brady scharrte mit den Füßen. »Ich kann Ihnen durchaus behilflich sein. Zuerst würde ich gerne sehen, was passiert ist.«
Marge unterbrach ihn. »Wenn Mr. Kotsky bitte mit mir kommt, dann können Lieutenant Decker und Mr. Brady sich in Ruhe unterhalten.«
Kotsky sah Brady an, und der nickte. »Gut, dann gehen Sie in das Arbeitszimmer im Ostflügel.«
»Wo finde ich das auf dem Plan?«, fragte Marge.
»Piet kennt den Weg.«
Nachdem die beiden gegangen waren, sagte Brady: »Ich muss einfach sehen, was passiert ist.«
»Niemand sieht die Opfer, bevor der Tatort nicht von den Ermittlern des Coroners freigegeben wurde. Wir sind zuständig für das Szenario, aber die sind zuständig für die Opfer.«
»Bürokratie!«, stieß Brady hervor. »Kein Wunder, dass die Polizei nichts auf die Reihe kriegt.«
Decker starrte ihn an. »Wir kriegen einige Dinge auf die Reihe, aber weil wir es richtig machen wollen, sind wir vorsichtig. Glauben Sie, Mr. Kaffey würde irgendjemandem Zugang zur Vorstandsetage seiner Firma gewähren, nur damit der mal ein paar Fragen stellen kann?«
»Der Unterschied ist nur«, sagte Brady, »dass ich ein Steuerzahler bin und für Ihr Gehalt aufkomme.«
Decker gelang es, keine Miene zu verziehen. »Mr. Brady, in absehbarer Zeit gehen Sie nirgendwohin, denn Sie müssen auf die Familie warten. Und anstatt Däumchen zu drehen und sich zu ärgern, können Sie genauso gut kooperieren. Sie würden dadurch in meinen Augen weniger verdächtig wirken.«
»Sie verdächtigen mich?« Als Decker darauf nicht antwortete, fuhr Brady fort: »Ich war Hunderte von Meilen entfernt.« Als Decker immer noch schwieg, wurde Brady richtig wütend. »Ich arbeite seit Jahren für Mr. Kaffey. Erzählen Sie mir nicht so einen Scheiß!«
»Sir, jeder, der mit den Kaffeys etwas zu tun hatte, ist zu diesem Zeitpunkt ein Verdächtiger. Das liegt in der Natur der Sache. Wäre ich nicht misstrauisch, dann gäbe ich einen sehr schlechten Polizisten ab.«
Brady ballte die Hände zu Fäusten und ließ dann langsam die Finger wieder locker. »Ich stehe immer noch unter Schock.«
»Das glaube ich Ihnen sofort.«
»Sie haben ja keine Vorstellung …« Er senkte seine Stimme um ein paar Dezibel. »Ich bin gerade dabei, den Herzinfarkt meines eigenen Vaters zu verarbeiten. Jetzt muss ich mich noch um die Hinterbliebenen der Familie kümmern. Wissen Sie, wie verdammt schrecklich es war, bei Grant Kaffey anzurufen und ihm mitzuteilen, dass seine Eltern und sein Bruder tot sind?«
Decker beobachtete den Mann. »Gil Kaffey liegt im Krankenhaus, Sir. Er ist nicht tot.«
»Was?« Brady riss die Augen weit auf. »Riley Karns hat mir gesagt, er sei tot.« Er schwieg einen Moment
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