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Decker & Lazarus - 18 - Missgunst

Decker & Lazarus - 18 - Missgunst

Titel: Decker & Lazarus - 18 - Missgunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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versichere Ihnen, dass das, worum ich Sie jetzt bitten werde, nichts mit diesem Fall zu tun hat.«
    Rina starrte ihn an und wartete ab.
    »Äh … das ist jetzt wirklich komisch.« Er schwieg einen Moment. »Ich weiß, es klingt für Sie seltsam, aber würden Sie mir einen Gefallen tun?«
    Schließlich sagte sie etwas: »Kommt darauf an, um was es geht.« Rina musterte den Mann. Brett Harriman, gen. Grinse-Tom, schien nervös zu sein. Sie konnte seine Augen hinter der Sonnenbrille nicht erkennen, aber sein ganzes Verhalten verriet eine gewisse Unruhe.
    Er senkte seine Stimme bis zu einem Wispern herab, wirkte dabei aber immer noch wie ein Schauspieler. »Bitte, egal, was Sie machen, fixieren Sie auf gar keinen Fall die beiden Leute, die Sie sich jetzt gleich ansehen sollen. Und flüstern Sie, okay?«
    Rina zögerte. »Was im Himmel hat das zu bedeuten?«
    »Darauf komme ich gleich zu sprechen. Die Stelle, an der Sie vor ein paar Minuten mit Ihrem Handy telefoniert haben: Einen Meter entfernt davon unterhalten sich zwei Lateinamerikaner … starren Sie sie bloß nicht an.«
    »Mach ich nicht–«
    »Können Sie mir die beiden, ohne hinzustarren und so unauffällig wie möglich, beschreiben?«
    Unwillkürlich musste Rina die beiden Männer ansehen und wandte schnell wieder ihren Blick ab. Als sie wieder hinübersah, waren die beiden tief in ihr Gespräch versunken und hatten sie wohl gar nicht bemerkt. Sie betrachtete die Männer noch ein paarmal flüchtig und ließ dann ihren fragenden Blick auf Tom/Brett ruhen, der auf ihre Verwirrung überhaupt nicht reagierte.
    Und als es ihr endlich dämmerte, warum er so stoisch blieb, hätte sie sich am liebsten gegen die Stirn geschlagen und laut Meine Güte! gerufen. Die Sonnenbrille in Innenräumen sollte reichen, um alles zu verraten, aber er bewegte sich einfach so normal und ohne Hilfe.
    Tom Cruise/Brett Harriman war blind.
    Sie wollte ihn danach fragen, doch das wäre unhöflich gewesen. Also flüsterte sie nur. »Warum wollen Sie etwas über die Männer wissen?«
    »Beschreiben Sie sie mir einfach, ja?«, flüsterte er zurück.
    Rina machte von den beiden innerlich noch mal einen Schnappschuss. Sie waren ungefähr Mitte zwanzig, normal groß, wobei der Mann rechts etwas größer war als der auf der linken Seite. Der größere trug ein schwarzes Poloshirt. Der kleinere, der fast die ganze Zeit redete, hatte ein T-Shirt der Lakers an. Beide hatten eine Glatze und waren auf den Armen tätowiert, wobei die Zeichnungen nicht sehr professionell aussahen. Die selbst angerührte Tinte unter ihrer Haut wirkte eher verwaschen und ähnelte kaum einem Werk von Menschenhand – eine Schlange, ein Tigerkopf und ›B12‹, offensichtlich ein Vitaminfreak.
    »Mir ist jetzt klar, dass Sie sehbehindert sind«, sagte Rina leise, »aber warum wollen Sie wissen, wie diese beiden Männer aussehen?«
    »Das möchte ich lieber nicht sagen.«
    »Es tut mir leid, aber wenn ich Ihnen helfen soll, dann müssen Sie mir schon verraten, warum.«
    »Ist was Persönliches …« Harriman hörte, wie der Gerichtsdiener die Gruppe 23 aufrief. »Meine Verhandlung, ich muss los.« Er senkte die Stimme. »Vergessen Sie’s, wahrscheinlich stellt sich sowieso alles als Unsinn heraus.«
    Er schaltete seinen Funkempfänger wieder an, stöpselte die Ohrhörer ein, ging davon und ließ Rina verwirrt und neugierig einfach stehen. Es gelang ihr, die beiden Männer noch einmal kurz zu mustern. Die Arme der beiden waren nicht sonderlich muskulös, aber sie hatten beide fleischige Pranken. Sie trugen Jeans und feste Schuhe mit Gummisohlen. Wenn sie hätte wetten müssen, hätte sie gesagt, dass die beiden auf Baustellen arbeiten.
    Als ihre Verhandlung aufgerufen wurde, stellte sich Rina mit dem Rest ihrer Gruppe vor dem Gerichtssaal an, und dann begann der Countdown, um abzuzählen, ob auch alle anwesend waren. Geschworener Nummer 7, der chronisch zu spät kam, fehlte, und die gesamte Truppe stöhnte. Ally, Joy und Kate gesellten sich zu Rina.
    »Was hast du denn mit Grinse-Tom beredet?«, fragte Joy neugierig.
    »Nichts Besonderes.« Rina kam die Lüge leicht über die Lippen.
    »Ich glaube, der mag dich«, sagte Ally.
    »Warum auch nicht?«, scherzte Kate. »Sieh sie dir doch an!«
    »Er ist blind.« Als alle drei Frauen sie anstarrten, fuhr sie fort: »Oder sehbehindert. Er benutzt dieses kleine Funkgerät als Peilsender, wie einen elektronischen Blindenstock.«
    »Oh …«, meinte Kate, »na klar. Ich wusste, dass

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