Decker & Lazarus - 18 - Missgunst
Malocher. Normalerweise arbeiteten nur vier Wachen pro Schicht. Guy war die meiste Zeit mit dieser Regelung zufrieden.«
»Und wenn er nicht mit der Regelung zufrieden war?«
Brady schwieg einen Moment. »Manchmal fühlte er sich angreifbar. Wenn er diese Art von Laune hatte, schoben ein ganzes Dutzend Männer auf dem Grundstück Wache.«
»Wie lief das in der Mordnacht ab?«
»Vier Wachleute waren zum Dienst eingeteilt. Sollte Kaffey mehr Wachen bestellt haben, so hat er mich nicht angerufen, damit ich das organisiere.«
»Vielleicht wusste er ja, dass Sie mit Ihrem kranken Vater beschäftigt waren, und wollte Sie nicht stören.«
Bradys Lachen klang bitter. »Glauben Sie, für Kaffey hätte Rücksicht auf einen Angestellten jemals eine Rolle gespielt?«
»Er ließ Sie nach Oakland fahren, um Ihren Vater zu pflegen.«
»Zu diesem Zeitpunkt war mein Vater kurz davor zu sterben. Kaffey hatte gar keine andere Wahl. Ich wäre gegangen, auch wenn es mich den Job gekostet hätte.«
»Und trotzdem hat er Sie eine Woche länger in Oakland bleiben lassen.«
»Das lag nicht an Guy Kaffey, sondern an Gil Kaffey. Gil ist zwar auch ein Hai, aber er hat menschliche Züge. Guy war laut, aggressiv und fordernd. Und dann, urplötzlich« – er schnippte mit den Fingern – »konnte er der liebenswerteste, großzügigste Mensch auf Erden sein. Ich wusste nie, welcher Guy sich zeigen würde. Seine Launen waren willkürlich.«
»Ich habe mir die letzten Artikel über Gil besorgt. Bis vor neun Monaten zumindest war er unverheiratet. Stimmt das immer noch?«
»Gil ist schwul.«
»Okay.« Decker überflog einige der Artikel. »Davon steht nichts in keinem meiner Artikel.«
»Welche Artikel haben Sie denn da?«
» Wall Street Journal … Newsweek … U.S. News & World Report. «
»Warum sollten die Gils Schwulsein erwähnen? Er ist ein mit allen Wassern gewaschener Geschäftsmann, nicht Kopf der Lesben- und Schwulen-Liga. Sein Privatleben hält er bedeckt.«
»Hat er einen Lebensgefährten?«, fragte Decker.
»Nein, er war ungefähr fünf Jahre mit jemandem zusammen, aber sie haben sich vor etwa sechs Monaten getrennt.«
»Name?«
»Antoine Resseur. Er wohnte damals in West Hollywood. Ich weiß nicht, was er jetzt macht.«
»Warum haben sie sich getrennt?«
»Das weiß ich nicht. Ging mich nichts an.«
»Machen wir mit dem weiter, was Sie etwas angeht. Haben Sie sich auch um Gils Sicherheit gekümmert wie um die von Guy?«
»Nein, weil Gil das nicht wollte. Er besitzt ein 650-Quadratmeter-Haus aus den fünfziger Jahren in Trousdale und hat es mit der allerneuesten Sicherheitstechnik ausgestattet. Gelegentlich habe ich ihn mal mit einem Bodyguard gesehen, aber die meiste Zeit taucht er gar nicht auf.«
»Waren Guy und Gilliam Kaffey Ihre einzigen Arbeitgeber?«
»Ja. Es ist ein Vollzeitjob und mehr als das. Für das bisschen Schlaf, das ich bekommen habe, wäre ich besser Arzt geworden.« Brady rubbelte sich die Stirn und schüttelte den Kopf. »Ich habe Guy immer wieder um Geld gebeten, nicht für mich, sondern damit ich zuverlässigere Männer anheuern kann. Ich muss ihm tausendmal gesagt haben, dass ein bisschen mehr Geld eine ganze Menge bewirken kann. All diese Millionen … wofür ist Geld denn sonst da?«
»Vielleicht hat er eine Schlappe auf dem Markt wegstecken müssen?«
»Die Arbeitslosenquote ist in die Höhe geschossen. Er hätte bei dieser Joblage den Hauptgewinn mit korrekten Sicherheitsleuten ziehen können. Warum sucht man sich absichtlich die Verlierer aus?«
»Schwer zu verstehen«, gab Decker zu.
»Überhaupt nicht zu verstehen, aber so war Guy eben. Eine Minute lang war er wegen seiner persönlichen Sicherheit völlig unbekümmert und im nächsten Augenblick geradezu paranoid. Die Paranoia konnte ich gut nachvollziehen. Unbegreiflich war dagegen die Laisser-faire- Haltung.Man ist ein Ziel – warum spart man dann an seiner eigenen Sicherheit?«
Decker schoss ein Gedanke durch den Kopf. »Nahm er irgendwelche Psychopharmaka?«
»Reden Sie mit seinem Arzt«, antwortete Brady knapp.
»War er manisch-depressiv?«
»Man nennt das jetzt eine bipolare Störung.« Brady wippte nervös mit dem Fuß. »Das kann meine Kündigung bedeuten …« Dann lachte er. »Hab ich nicht schon genug Scheiße am Hals?«
Decker wartete ab.
»Es sieht folgendermaßen aus«, sagte Brady schließlich. »Wenn Guy in einer seiner … umgänglichen Stimmungen war, redete er mit jedem, der ihm zuhörte, über seinen
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