Decker & Lazarus - 18 - Missgunst
Decker.
Aber Grant schien ihn gar nicht zu hören. »Andererseits ziehen die Morde vielleicht eine andere Sorte Käufer an. Da draußen gibt’s jede Menge kranke Hirne. Sie können sich nicht vorstellen, was für Anrufe bei meinen Sekretärinnen eingegangen sind. Wir werden von der Presse verfolgt! Alle wollen sie Einzelheiten wissen: über das Verbrechen, über Gils Genesung, über unsere Geschäfte, über Moms und Dads Testament, Himmelherrgott noch mal! Was ist bloß los mit dieser Welt?«
Decker zuckte die Achseln. »Wir leben im Zeitalter des Jetzt und Sofort, unserer elektronischen Autobahn sei Dank. Da entsteht eine Community von Kleinkindern. Wenn man deren Bedürfnisse nicht sofort befriedigt, werden sie bockig und widerspenstig.«
»Amen«, stimmte Grant ihm zu.
Er hatte nicht bemerkt, dass Deckers spitze Bemerkung ihn zur Kategorie bockig und widerspenstig dazuzählte. War wahrscheinlich auch besser so.
Auf der Fahrt zurück gen Norden nach L. A. war Decker froh über Rinas Redseligkeit. Sie erzählte ihm von den Bildern, die ihr gefallen hatten, was sie vielleicht eintauschen würde und wie viel sie für eins ihrer erstklassigen Kunstwerke zu bekommen glaubte. Sogar Decker hob erstaunt die Augenbrauen. »Vielleicht deckt das ein Jahr lang die Studiengebühren für Hannahs College.«
»Hör auf zu betteln, Lieutenant, uns geht es gut. Wie war dein Tag?«
»Wie vorhergesehen. Nichts Aufschlussreiches, aber ich hatte auch keine großen Erwartungen.«
»Warum bist du dann überhaupt hingefahren?«
»Um mit dir einen Ausflug zu machen.«
»Das ist lieb von dir.« Sie beugte sich zu ihm hinüber und gab ihm einen Kuss. »Ich hatte Spaß. Tut mir leid, dass es bei dir nicht so gut gelaufen ist.«
»Darum geht’s gar nicht.« Er dachte einen Moment nach. »Man redet nicht mit diesen Leuten in der Erwartung, von ihnen ein Geständnis zu bekommen. Und das habe ich ganz sicher auch nicht gekriegt.«
Rina beobachtete ihn genau. »Du siehst aus, als machtest du dir Sorgen.«
»Ich muss Mace Kaffey unbedingt mal allein sprechen, aber er fliegt morgen Abend nach Hause, sprich an die Ostküste. Ich muss schnell handeln und hätte mit ihm etwas vereinbaren sollen, aber ich wollte das nicht vor Grant tun.«
Decker berichtete ihr von seinem Gespräch mit Milfred Connors letzte Nacht, von den Vorwürfen gegen Mace wegen Veruntreuung, dem Prozess zwischen den Brüdern und davon, wie schließlich alles geregelt wurde, wobei Mace Kaffey eine Degradierung abbekam.
»Klingt wie ein Film mit Mace als Robin Hood«, sagte Rina. »Den Reichen nehmen und den Armen geben.«
»Und ein bisschen für sich selbst abzweigen«, präzisierte Decker.
»Und das war der Grund für den Prozess zwischen den Brüdern?«
»Da bin ich mir noch nicht ganz sicher«, sagte Decker. »Und genau das ist mein Problem. Connors behauptet, er hätte falsche Schecks über zweihunderttausend ausgestellt, und Mace hätte ihm etwa hundertzwanzigtausend zurückgegeben. Das macht achtzigtausend in Maces Tasche. Das ist eine Menge Schotter, aber es hat wenig mit den fünf Millionen gemeinsam.«
»Es geht nicht um achtzigtausend, sondern um zweihunderttausend, Peter.«
»Stimmt, aber selbst wenn Mace das mit jedem der zwanzig Buchhalter so durchgezogen hat, kommen nur vier Millionen zusammen und nicht fünf. Und ehrlicherweise glaube ich nicht, dass Mace denselben Stunt mit jedem in der Buchhaltung aufgeführt hat.«
»Was glaubst du denn dann?«
»Maces Behauptung, Guy würde auch kräftig absahnen, entsprach der Wahrheit. Als die Steuerprüfer die Bücher aufschlugen, war Guy genauso verwundbar wie Mace.« Decker schwieg einen Moment. »Ich frage mich gerade, ob der ganze Prozess nur eine Tarnung war.«
»Wie meinst du das?«
»In erster Linie war das Guys Firma. Was, wenn er für den Löwenanteil des Betrugs die Verantwortung trug und erwischt wurde, wobei er dann beim Finanzamt eine gewaltige Rechnung offen hatte plus Strafen plus Gefängnis? Ich könnte mir Guy gut vorstellen, wie er Mace so einiges verspricht, wenn der die Veruntreuung auf sich nimmt.«
»Aber Mace hat sie nicht auf sich genommen. Du hast mir doch gerade erzählt, dass sich die Brüder außergerichtlich geeinigt haben, auch mit dem Finanzamt, und dass Mace dann degradiert wurde.«
»Wodurch Mace automatisch schuldig aussieht.«
»Er war schuldig«, sagte Rina.
»Vielleicht nicht so schuldig wie Guy. Mensch, Rina. Mace wird wegen Veruntreuung angeklagt, und
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