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Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renegald Gruwe
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Womöglich kam da schnell ein Verdacht auf.
    Er suchte Ada. Sie hatte sich nach der Reinigung des Salons daran gemacht, Garoches Hose zu stopfen. Dazu hatte sie sich mit ihrem Nähkasten und einer Kanne frisch gebrühten Kaffees an einen Tisch unter der Weide im Garten eingerichtet. Sie war ein fleißiges junges Ding.
    »Ada«, sagte Garoche, setzte sich zu ihr unter den Baum und begann vorsichtig, und auf den belanglosen Klang seiner Frage bedacht, ein Gespräch: »Sag einmal, was reden die Leute denn so?«
    »Was sie reden?«
    »Ja, was erzählen die Nachbarn, wenn du einkaufen gehst?«
    Ada lachte. »Haben dich die Frauen bei Dornes mit dem neuesten Klatsch überschüttet?«
    »Ada, bitte, es ist mir ernst«, schlug er nun doch den Ton an, den er vermeiden wollte und der dafür sorgte, dass das Hausmädchen aufhörte zu lachen. Erst jetzt kam ihr der Gedanke, auf was der Künstler hinauswollte.
    »Du meinst, ob sie über uns reden, über unser …«, ihr fiel das Wort ›Verhältnis‹ nicht ein, und sie sah Garoche mit großen Augen an.
    Himmel nein, dachte Garoche, wenn es nur das wäre! »Nein, Ada, das ist mir egal, wenn die Leute sich darüber das Maul zerreißen«, beruhigte er das Mädchen. »Ich meine: über Katuschke und mich, dass wir zwei hier leben. Was denken die Leute?«
    Ada fiel ein Stein vom Herzen, war ihr doch die Bindung zu Garoche sehr wichtig geworden. Sie brauchte also keine Angst zu haben, dass er sie deshalb entließ, weil er sich etwas aus dem Gerede der Nachbarn machte.
    »Ich habe nicht gehört, dass jemand über dich und Herrn Katuschke etwas sagt. Was, meinst du, sollten sie denn denken?«
    »Ach, es ist schon gut, Ada, es ist nicht wichtig, erzähle mir lieber, was es zum Mittagessen gibt. Einkaufengehen macht hungrig.«
    Der Maler wechselte das Thema, weil er nicht glaubte, dass Ada wirklich verstand, was er meinte. Und wenn wirklich etwas im Ort getuschelt würde, fände sich bestimmt über kurz oder lang eine mehr oder minder gute Seele und brächte Aufklärung.

Kapitel 12
    Die Arbeit ging Garoche gut von der Hand. Schneller als er gedacht hatte, gewöhnte sich der Künstler an die Malerei im Stile der großen Meister. Unter einem höhnischen Lächeln Katuschkes setzte er Unterschriften Max Pechsteins und seines Landsmanns James Ensor unter die eigenen Werke. Aber die meisten Gemälde entstanden unter dem Einfluss von Otto Mueller. Dieser sollte dem Künstler schon bald leibhaftig erscheinen, wenngleich nur in einem Traum.
    Garoche schlug die Augen auf und war von einer Sekunde auf die andere hellwach. Die Zeiger des Weckers standen auf drei Uhr morgens. Ada schlief tief und fest neben ihm. Draußen war es noch dunkel.
    Die letzten Worte, die Eduard in Garoches Traum zu ihm sagte, sowie dessen drohende Faust ließen ihn erwachen. Die Vorwürfe passten sehr wohl zu seinem Freund, nicht jedoch die Faust. Bild für Bild kehrte die Erinnerung an den Traum zurück in Gustaves Bewusstsein. Der Maler war in der Wohnung des Freundes in Berlin und lag nur mit einer Schlafanzughose bekleidet auf dessen Bett. Dieser hatte ihm, mithilfe von Heinz Wilg, Fesseln an Händen und Füßen angelegt. Eine schwere Eisenkugel am Fußgelenk hinderte Gustave daran, das Bett und die Wohnung zu verlassen. Beide Männer standen am Bett und während Eduard in regelmäßigen Abständen seinem Freund mit der Faust ins Gesicht schlug, stand Heinz am Fußende und sah kalt auf den Gefesselten herunter. Eduard und Heinz waren mit Uniformjacken der SA bekleidet. Heinz trug Balletthosen und Schläppchen an den Füßen und machte am Bettgestell Dehn- und Streckübungen, währenddessen führte Eduard stumm einen Faustschlag nach dem anderen gegen Gustaves Gesicht aus. Schmerzen fühlte Garoche indes nicht.
    »Es macht ihm nichts aus«, hörte der Maler seinen Kollegen Katuschke vom Balkon hereinrufen. Der starrte gebannt auf das Bett und biss, ohne seinen Blick von dem Geschlagenen abzuwenden, ab und zu von einer riesigen Salami ab.
    »Der ist mit allen Wassern gewaschen! Skrupel kennt der nicht! Schlagt doch kräftiger!«, trieb der Maler Eduard an. »Er soll merken, was für ein Hundsfott er ist!«
    Die Männer um Garoche lachten lauthals, dass Ada, vom Lärm angezogen, in das Schlafzimmer stürmte und Eduard mit weit aufgerissenen Augen anflehte, von ihrem Geliebten abzulassen und ihn zu verschonen. »Er ist doch unschuldig!«, klagte sie unter Schluchzen.
    In diesem Moment trat eine fünfte Person aus dem

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