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Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renegald Gruwe
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eine Flasche Schnaps von einer, mit allem möglichen Kram zugestellten, Anrichte und goss zwei Gläser voll. Garoche fielen die geschundenen Hände des Kollegen auf.
    »Prost, auf die Kunst!«
    Sie stießen an.
    »Es ist weniger die fehlende Lust zu malen. Der Drang ist natürlich noch da. So etwas vergeht nicht. Aber es ist die fehlende Perspektive. Was soll ich mit meinen Bildern machen, sie heimlich in Bedürfnisanstalten ausstellen und verkaufen?«
    Wie ganz von selbst kam Garoche Otto Niewarth in den Kopf. Tucher hatte einen, wenn auch noch keinen bedeutenden Namen in der Kunstszene, Niewarth könnte neue Bilder von dem Künstler verkaufen. Echte Bilder. Solch ein Arrangement würde auf einen Aufenthalt im Haus von Otto Niewarth hinauslaufen.
    »Wie sind Sie eigentlich auf mich gekommen? Und was führt Sie zu mir?«, unterband der Maler die Gedanken Gustaves an ein gemeinsames Leben draußen in Pötzow.
    Jetzt wäre der ideale Zeitpunkt, um auf Niewarth zu kommen. Aber Garoche wusste, dass Fritz Tucher nichts mit dem Galeriebesitzer zu tun haben wollte. Dafür genügte ein Blick auf die Hände des Kollegen. Wer sich so dem Schicksal hingab, wollte nicht mit einem skrupellosen Galeriebesitzer Geschäfte machen. So unterließ es Garoche, Otto Niewarth zu erwähnen.
    »Ich habe von einer Freundin ein Gemälde von Ihnen erstanden und diese junge Dame hat mir Ihre Adresse gegeben. Und warum ich Sie aufgesucht habe? Ich wollte den Künstler kennenlernen, der dieses Werk geschaffen hat.«
    »Allzu viele meiner Werke sind nicht mehr im Umlauf. So weit ich unterrichtet bin. Es soll noch einige geben, die nicht in privater Hand sind. Wenn die Behörden allerdings ihrer habhaft werden, fürchte ich, wird nur noch Asche übrig bleiben. Es ist schön, zu wissen, dass ein Bild von mir diesen Wahnsinn überleben könnte.«
    Um welches Bild es sich handelte, fragte der Künstler nicht.
    Ohne dass Garoche direkt darauf zu sprechen kam, verriet Tucher, womit er seinen Lebensunterhalt bestritt. »Man schlägt sich durch. Ab und zu arbeite ich auf dem Bau als Helfer. Ist halb so schlimm, wie es sich anhört.«
    Die Hände des Kunstmalers sprachen eine andere Sprache, wie Garoche schon bemerkt hatte. Sie waren rissig und gebleicht, durch den Umgang mit Mörtel und Kalk, und mit Schwielen übersäht vom Tragen der Mauersteine.
    Garoche verstand, dass der Maler, nach einem langen Arbeitstag, keine Lust hatte, einen feinen Katzenzungenpinsel statt des Stemmeisens in die Hand zu nehmen und den Spaten mit dem Malspachtel zu tauschen.
    Nach einer halben Stunde verließ Garoche Tucher. Der Maler wurde zunehmend abweisender und drängte schließlich darauf, dass der Besucher seine Wohnung verlassen sollte.
    »Es ist nicht gut, wenn Sie zu lange bleiben. Man könnte es mir als Verkaufsbesuch auslegen. Man weiß ja nicht, wer Sie sind, Sie könnten ein Kunsthändler sein.« Als Garoche nicht gleich verstand, erklärte Tucher weiter: »Die Wände haben Ohren. Schnell ist ein falscher Verdacht ausgesprochen und ich bekomme Unannehmlichkeiten.«
    Garoche verabschiedete sich.

    Wieder in Pötzow überraschte Garoche Katuschke, der vor der Scheune mit einem Roten saß, mit der Frage: »Wie ist das eigentlich mit deinem Malverbot, Katuschke?«
    Der Malerkollege kniff die Augen zusammen.
    »Wie kommst du auf mein Malverbot?«
    »Ich habe einen Künstler kennengelernt, der auch Malverbot hat.«
    Jetzt wurde Katuschke neugierig. »Wer ist es?«
    »Er heißt Fritz Tucher.«
    »Der Tucher«, sagte Katuschke und lächelte. »Den hat der Niewarth nicht an seine Angel bekommen.«
    Garoche sah sich um. Die Frage stellte sich, ob es dem Maler in seiner dunklen Hinterhofwohnung besser gefiel als hier, mit viel Platz und guter Bezahlung. Ob sich Tucher nicht doch für ein Leben in Pötzow entschlösse, wenn Niewarth ihn gefragt hätte?
    »Hat dir Niewarth von Tucher erzählt? Das würde mich wundern.«
    »Nein, Wilderer. Ich habe ihn heute besucht.«
    »Wie geht es denn dem ollen Schmierfinken?«
    »Er schmiert nicht mehr. Er lebt in einem Zimmer im Wedding. In einer ziemlich feuchten Wohnung.«
    »Ja, nicht jeder hat das Glück, hier in der schönen Landluft zu arbeiten«, hielt Katuschke grinsend sein Glas in die Sonnenstrahlen, die durch das Geflecht der Weide drangen.
    »Wie ist es bei dir? In Deutschland gibt es Meldepflicht.«
    »Niewarth hat mir ein Zimmer angemietet, in einer kleinen Pension, in Charlottenburg, in der Kantstraße. Dort bin ich

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