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Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer

Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer

Titel: Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scotty
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fürchten, außer vielleicht vor dem, was mich am Ende dieses Wahnsinnsritts erwartete.
    Ich erwarte dich.
    Richtig.
    Ich versuchte das Erlebnis zu genießen und redete mir ein, dass es nichts anderes sei als eine Achterbahnfahrt in einem Vergnügungspark. Nur dass es dunkel, eng und verdammt unheimlich war.
    Als ich den Kopf in den Nacken legte, sah ich endlich Licht über mir - echtes Licht, kein künstliches. Ich stieg wirklich zur Oberfläche auf. Warum musste ich dann überhaupt erst so tief hinunter?, fragte ich mich, während es in mir zu grummeln begann.
    Es ist der einzige Weg hierher. Kona belauschte wieder meine Gedanken.
    Hör auf damit, versuchte ich ihn aus meinem Kopf zu drängen.
    Er lachte nur. Tut mir leid. Du machst es mir einfach zu leicht.
    Oh, entschuldige bitte. Ich musste mir bisher noch nie Sorgen machen, dass jemand in meinen Kopf eindringt und meine Gedanken liest. Ich hielt inne und fragte dann neugierig: Kann ich das irgendwie abblocken?
    Natürlich. Ich bringe es dir bei.
    Wann?
    Bald. Mach dich bereit. Du bist fast...
    Dann brach ich durch die Wasseroberfläche. Die Sonne war so grell, dass ich die Augen zusammenkneifen musste. Ich versuchte tief Luft zu holen, doch stattdessen begann ich zu würgen.
    Lass dir einen Augenblick Zeit, beschwichtigte mich Kona. Du hast stundenlang Wasser geatmet und jetzt schnappst du plötzlich nach Luft, als würde sie dir gleich ausgehen. Bleib ruhig, dann passt sich dein Körper wieder an.
    Tut er das?, fragte ich spöttisch. Jetzt wusste ich, wie es sich anfühlte, ein Fisch ohne Wasser zu sein. Es war, als würde mir jemand ein Kissen aufs Gesicht drücken und darauf warten, dass ich den Kampf aufgab.
    Es wird immer leichter, je öfter du dich verwandelst. Du musst dich nur daran gewöhnen.
    Ich war zu sehr damit beschäftigt, meine Lunge zu überreden, wieder wie die eines Menschen zu funktionieren, um ihm zu antworten. Doch das hielt mich nicht davon ab, mich zu fragen, was er eigentlich war, wenn er so viel über die Verwandlung wusste.
    Ausnahmsweise schien er meine Gedanken nicht gelesen zu haben, denn es flutschte keine Antwort in meinen Kopf.
    Als ich mir ziemlich sicher war, dass ich außerhalb des Wassers nicht ersticken würde, konzentrierte ich mich zum ersten Mal auf die Umgebung. Meine Augen waren nach dem langen Aufenthalt im Wasser immer noch lichtempfindlich und alles, was ich sah, war von dem seltsamen goldenen Heiligenschein umgeben, der entsteht, wenn sich zu viel Salzwasser mit zu viel Sonnenlicht vermischt und man das Gefühl hat, jemand brenne einem die Netzhaut weg.
    Trotzdem sah ich gut genug, um zu begreifen, dass ich mich im Flachwasser einer Insel mit herrlichem weißen Sandstrand befand. In der Ferne wiegten sich Palmen und direkt vor mir erhob sich ein riesiges Bauwerk, das man nur als Schloss bezeichnen konnte.
    Doch es war kein normales Schloss. Nein, es erinnerte mich an die verwinkelten Sandburgen meiner Kindheit, an die wilden, hoch aufragenden Fantasiegebilde meiner Mutter, wenn sie neben mir gesessen und mir geholfen hatte, die schönste Sandburg aller sechs Strände zu bauen. Stundenlang hatten wir zusammen im Sand gehockt, detailversessen turmhohe Bauten errichtet und uns nach der wunderschönen Prinzessin gesehnt, die aus dem verschlossenen Turm der bösen Hexe gerettet werden musste.
    Aber das hier entsprang nicht der Fantasie meiner Mutter, machte ich mir benommen klar, während ich an Land watete. Die spitzen Türme, die kunstvoll geschwungenen Brücken, die hohen, spitzen Fenster befanden sich direkt vor mir.
    Mein Magen drehte und verknotete sich und rutschte mir sonst wohin. War es das also? War dies ihr Zuhause? War meine Mutter in diesem Moment dort drinnen und wartete auf mich?

17
    Mir blieb kaum genug Zeit, den Gedanken zu Ende zu formulieren, als Kona sich in meine wilden Überlegungen einmischte. Nein, Tempest. Tut mir leid, deine Mutter ist nicht hier. Das hier ist mein Zuhause.
    Die in mir aufgekeimte Hoffnung erstarb, dabei hatte ich nicht einmal geahnt, dass ich sie überhaupt hegte. Ich musste nicht ganz bei Trost sein, schimpfte ich mit mir selbst. Meine Mutter? Warum sollte sie sich ausgerechnet jetzt hier aufhalten und auf mich warten? Das hatte sie vorher auch nie getan.
    Tu das nicht, Tempest. Wieder Kona. Komm hoch ins Haus. Ich würde dir ja entgegenkommen, aber ich muss blöderweise das Bett hüten, Befehl vom Arzt. Verachtung schlich sich in seine Stimme. Ich bin völlig in Ordnung,

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