Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer

Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer

Titel: Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scotty
Vom Netzwerk:
vorstellen.
    »Das dürfte Ihnen weiterhelfen, Madam.« Der merkwürdige Surfer-Butler hielt mir ein bunt gemustertes Handtuch und einen marineblauen Bademantel hin. Ich griff zuerst nach dem Handtuch und versuchte mir unter seinem gestrengen Blick so viel Sand wie möglich abzuwischen. Dann zog ich den Bademantel an und staunte, wie weich und plüschig er sich anfühlte. Als ich die Nase am Kragen rieb, stellte ich fest, dass er nach Kona roch.
    Ich trug Konas Bademantel. Bei der Vorstellung wurde mir ganz kribbelig, dennoch tat ich betont lässig, als ich dachte: Danke.
    Nichts zu danken. Auch wenn du dich meinetwegen nicht verstecken musst.
    Das hatten wir schon, mein Guter. Aber daraus wird nichts.
    Wollen wir wetten? Seine Stimme klang tiefer und rauer als vorher. Kalte Schauer liefen mir über den Rücken, doch sie waren nicht von der schlechtesten Sorte. Das waren sie bei Kona nie. Genau das war das Problem.
    Für mich hört sich das nicht nach einem Problem an.
    Kona!
    Schon gut, schon gut. Mein Zimmer ist im vierten Stock. Die letzte Tür rechts.
    Bist du sicher, dass Alfred nichts dagegen hat, wenn ich ohne Begleitung raufkomme?
    Alfred? Er schien verwirrt zu sein. Offensichtlich war er kein Fan von Batman. Aber das musste er auch nicht. Er führte sein eigenes Doppelleben.
    Fast hätte ich ihm die Anspielung erklärt, doch irgendwie gefiel mir die Tatsache, dass ich zur Abwechslung einmal etwas wusste, was er nicht wusste - auch wenn es sich nur um eine alberne Anspielung auf einen Superhelden handelte.
    Komm hoch. Ich habe auf dich gewartet.
    Interessant, wenn man bedenkt, dass ich dich für tot gehalten habe. Ich dachte, du wärst von hungrigen Meerestieren verschlungen worden.
    Ja. Immerhin besaß er den Anstand, verlegen zu klingen. Das tut mir ehrlich leid.
    Ich weigerte mich, ihn mit dem üblichen »Ist schon okay« davonkommen zu lassen. Ich war die ganze Nacht durchgeschwommen - in die tiefsten Tiefen des Pazifischen Ozeans. Mein Dad lief zu Hause wahrscheinlich Amok oder war am Boden zerstört, und ich befand mich auf einer Insel in einer Parallelwelt, die in der wirklichen Welt nicht existierte.
    Nein, es war definitiv nicht okay.
    Ich lief die Treppe hinauf und raffte den Bademantel um die Beine, damit ich nicht auf das blöde Ding drauftrat. Er war viel zu lang für mich und ich sah mich im Geiste schon die Treppe hinabfallen und mir den Hals brechen oder zumindest eine Wahnsinnsgehirnerschütterung einhandeln.
    So eingewickelt kam ich mir vor wie ein kleines Mädchen. Mit meiner Körpergröße von einem Meter achtzig hatte ich mich seit meiner Kindergartenzeit nicht mehr klein und zierlich gefühlt, aber Kona war gut zehn Zentimeter größer als ich und ziemlich muskulös. Neben ihm sah ich tatsächlich nicht gerade wie eine Amazone aus.
    Ich kam zum Treppenabsatz des dritten Stocks und erklomm die letzten Stufen zu Konas Zimmer. Beim Hinaufsteigen fiel mir ein Wandteppich auf, der sich den ganzen Treppenaufgang entlangzog. Er war riesig und hatte matte Farben, doch ich konnte nicht sagen, ob es am Alter lag oder ob er so gefertigt war. Wenn ich hätte raten sollen, würde ich auf das Alter tippen. Das Ding sah wirklich uralt aus.
    Eine kleine Welle der Erregung packte mich, als mir klar wurde, dass auch in dieser Parallelwelt Kunstwerke erschaffen wurden. Vielleicht würde ich die Malerei doch nicht aufgeben müssen ...
    Ich brach den Gedanken ab, weil ich nicht einmal ansatzweise bereit war, mir vorzustellen, mein Leben als Wassernixe zu verbringen. Dann lief ich am Wandteppich vorbei, weil ich davon ausging, ihn mir auch später noch anschauen zu können. Ich wollte Kona sehen, mich mit eigenen Augen vergewissern, dass es ihm so gut ging, wie er sich anhörte.
    Und ich wollte Antworten. Viele Antworten. Ich hatte mehr Fragen, als ich zählen konnte.
    Doch nach und nach drang die auf dem Wandteppich dargestellte Geschichte in mein Bewusstsein und ich blieb stehen, um mir das Ganze genauer anzusehen. Es war eine Unterwasserszene, auch wenn in der Ferne Konas Schloss aus dem Wasser bis in die Wolken aufragte. Im Vordergrund tobte eine gewaltige Schlacht. Ich starrte wie gebannt auf die Szene, während ich von einer mit Grauen vermischten Faszination gepackt wurde.
    In der Mitte des Bildes befand sich ein riesiges, abscheuliches Meeresungeheuer: grau, schleimig und mit unzähligen Tentakeln. Und in jedem einzelnen der - ich zählte sie sogar nach - dreiundzwanzig Fangarme hielt das Monster eine

Weitere Kostenlose Bücher