Deep Secrets - Berührung
Luft, und mein Blick ist für mehrere intensive Sekunden in seinem gefangen.
»Dann ist Tequila nicht erlaubt«, kommentiert er leise, bevor er zu seinem Stuhl geht und mir eine laminierte Speisekarte reicht.
Ich nehme sie beflissen und schaue mir die Auswahl an. In meinem Kopf dreht sich alles. Wie kann es sein, dass dieser Mann frei herumläuft?
»Wenn Sie eine so tollkühne Esserin sind, wie Sie zu sein behaupten«, bemerkt er, »kann ich die Fajita-Tacos mit Hühnchen und scharfer Soße wärmstens empfehlen.«
»Ich werde dieses Risiko eingehen«, stimme ich bereitwillig zu.
Eine kräftige lateinamerikanische Kellnerin in den Fünfzigern kommt an unseren Tisch und begrüßt Chris auf Spanisch. Selbst ohne grundlegende Kenntnisse der Sprache – obwohl grundlegend in meinem Fall eher übertrieben ist –, verrät die Art, wie ihr Gesicht aufleuchtet, dass sie Chris recht gern hat. Es ist außerdem klar, dass Chris sie nicht nur genauso gern hat wie sie ihn, sondern dass sein Spanisch auch weit über das Anfängerstadium hinausreicht.
Die beiden plaudern einen Moment, und Chris schlüpft aus seiner Jacke. Mein Blick wandert zu seinem Tattoo, und ich kann es nicht zur Gänze sehen, weil sein Ärmel es verdeckt. Ich bin fasziniert von dem Muster und den kräftigen Farben. Ist es … könnte es …? Ja, offenbar ist es ein Drache.
»Sara«, wechselt Chris ins Englische und lenkt meine Aufmerksamkeit von dem komplizierten Muster ab, während er hinzufügt: »Das ist Maria, nach der das Restaurant benannt ist. Ihr Sohn ist Diego, der Küchenchef.«
Maria lacht, und es ist ein freundliches, ansteckendes Lachen. Ich mag sie, und ich mag dieses Lokal. »Küchenchef?«, fragt sie. »Ha. Er ist der Koch, wir können es nicht gebrauchen, dass er sich darauf etwas einbildet. Er wird es sich zu Kopf steigen lassen und verlangen, dass wir quer durchs Land expandieren, während es mir genau hier gefällt.« Sie macht eine angedeutete Verbeugung vor mir. »Und es ist sehr schön, Sie kennenzulernen, Sara.«
»Die Freude ist ganz meinerseits, Maria.«
Chris hält die Speisekarte hoch, die ich noch gar nicht richtig betrachtet habe. »Wollen Sie einen Vorschlag für die Tacos machen?«
Ich nicke eifrig. »Sí, dame el fuego. Oder: Ja, geben Sie mir etwas Feuriges.«
Sie lachen beide.
»Sie sprechen Spanisch, Señora?«, fragt Maria hoffnungsvoll.
»Sehr schlecht«, versichere ich ihr, und sie grinst.
»Kommen Sie öfter, und wir werden das ändern.«
»Das würde mich freuen«, antworte ich und meine es ernst. Ich mag diese Frau wirklich, und ich weiß, es liegt daran, dass sie so mütterlich ist, genau wie meine Mutter es war.
»Corona für mich, Maria«, bestellt Chris und sieht mich an. »Wollen Sie eins?«
»Oh nein«, sage ich schnell. »Ich bin ein Leichtgewicht. Ich muss arbeiten.« Ich sehe Maria an. »Tee. Nein. Warten Sie. Ich bin im Koffeinrausch, von dem ich runterkommen muss. Bringen Sie lieber Wasser.«
»Ein Corona wird Sie runterholen«, schlägt Chris vor.
»Vom Verschütten von Dingen geradewegs zum Umfallen«, sage ich. »Sie wissen wirklich nicht, was für ein Leichtgewicht ich bin. Ich sollte lieber kein Bier trinken.«
Maria eilt davon, um unsere Bestellungen weiterzugeben, und ein anderer Mann stellt Chips und Salsa vor uns hin, bevor er unsere Wassergläser füllt.
Ich brenne darauf, mehr über Chris zu erfahren, sowohl über den Mann als auch über den Künstler, und sobald wir allein sind, nutze ich die Gelegenheit. »Also, Sie sind dreisprachig? Ich vermute, Sie können Französisch, wenn Sie einen Teil des Jahres in Paris leben.«
»Je parle espagnol, français, italien, et j’aimerais beaucoup vous dessiner à nouveau. Pose pour moi, Sara.«
Das Französisch, das über seine Lippen kommt, ist so sexy, dass meine Kehle trocken wird und ich am ganzen Körper ein kribbeliges Gefühl habe. »Ich habe keine Ahnung, was Sie gerade gesagt haben.«
»Ich sagte, dass ich Spanisch, Französisch und Italienisch spreche.« Er beugt sich dichter zu mir, und seine Augen finden meine. »Und dann sagte ich, dass ich Sie sehr gern malen würde. Sitzen Sie mir Modell, Sara.«
11
Chris will mich noch einmal zeichnen? Nein. Nicht zeichnen. Er will mich malen. Und ich glaube, er meint in seinem Atelier. Ich bin sprachlos vor Erstaunen. Meine Kehle ist trocken, und ich bekomme kein Wort heraus. Diese stumme Reaktion auf Stress, die ich entwickle, ist neu für mich, aber andererseits neige ich
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