Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
Spacy den Schlag des Generals am sechzehnten von achtzehn Löchern und legte sich seinerseits den Ball auf das Tee. Obwohl er unter Sport etwas anderes verstand und nur gelegentlich Golf spielte, schlug er sich tapfer gegen den General, den es aus gesellschaftlichen Gründen immer wieder hinaus auf das Green zog.
»Mein lieber Admiral, es geziemt sich nicht, auf dieser Anlage zu rauchen«, tadelte General Grant den Admiral, der hinter dem Steuer des weißen Elektromobils hockte und unablässig dicke Rauchwolken in die Luft blies.
»Wenn juckt das schon? Außer uns ist ohnehin niemand hier«, ließ der Admiral seinem Unmut freien Lauf, während Spacy zwischenzeitlich einen passablen Schlag nachlegte.
»Und jetzt rücken Sie endlich mal raus mit dieser geheimnisvollen Nachricht. Schließlich sind wir nicht zum Vergnügen hier.«
»Werfen Sie einen Blick ins Handschuhfach, da finden Sie die Informationen«, versetzte Grant.
Adamski ließ sich nicht zweimal bitten und öffnete die kleine Klappe, hinter der ein grauer Umschlag verborgen war. Er riss das Papier auf und einige Schnipsel wurden vom Wind auf den hinter ihm liegenden Rasen geweht. Dann rückte er seine altmodische Brille zurecht und studierte aufmerksam den Bericht, der von Frank Harris von der CIA persönlich verfasst worden war. Schließlich widmete er sich einer Schwarz-Weiß Aufnahme, die er mehrmals hin und her drehte, und murmelte dabei etwas Unverständliches. Die beiden Spieler waren inzwischen ein Stück zu Fuß weitergegangen und genossen anscheinend die frische Luft. Admiral Adamski betätigte das Gaspedal und der surrende Elektromotor brachte ihn wieder auf Ballhöhe.
»Das soll wohl ein schlechter Scherz sein? Ein intaktes amerikanisches U-2-Spionageflugzeug auf Kuba? Ein Überbleibsel aus der Kubakrise von `62? Harris muss betrunken gewesen sein, als er diesen Bericht verfasst hat. Hat das eigentlich ein CIA-Agent vor Ort überprüft?«, fragte der Admiral und paffte mehrmals an seiner schweren Cohiba Zigarre.
»Nein, aber die Fuerzas Armadas Revolucionardias und die kubanischen Milizionäre schirmen den geheimen Flughafen dort ziemlich gut ab. Der Präsident würde das Eindringen unserer Special Forces wahrscheinlich ohnehin nicht genehmigen. Wir müssen uns also auf die Satellitenbilder verlassen und unserer eigenen Schlüsse ziehen«, antwortete General Grant.
»Wenn ich das Datum richtig in Erinnerung habe, war es der 27. Oktober 1962, als Major Rudolph Anderson von der McCoy Air Force Base in Orlando zu seinem Aufklärungsflug Richtung Kuba startete. Dann wurde er vom russischen Abwehrradar erfasst und mit einer Flugabwehrrakete vom Himmel gepustet. Beim Aufprall dürfte nicht mehr viel von der Maschine übrig geblieben sein. Stehen nicht Teile der Maschine in einem Museum in Havanna?«, schaltete sich Spacy in die Unterhaltung ein.
»Ja, im sogenannten Revolutionsmuseum. Aber das könnten genauso gut Fälschungen sein«, knurrte der Admiral und drückte Spacy die Dokumente in die Hand.
»Major Anderson ist damals in die USA überführt und mit allen militärischen Ehren bestattet worden. Er war quasi der einzige Tote in der Kubakrise. Was ist aber, wenn er die Maschine doch noch heil gelandet hat und erst am Boden exekutiert wurde? Dann würde theoretisch die Möglichkeit bestehen, dass dieses Aufklärungsflugzeug im Laufe der Jahre instand gesetzt worden ist. Das ist schon eine verdammt merkwürdige Geschichte«, rätselte General Grant über die Bilder der U-2.
Die U-2 der Firma Lockheed war ein Ende der 1950er Jahre in Dienst gestellter Höhenaufklärer, der immer wieder modifiziert und weiterentwickelt wurde und noch heute mit fast vier Dutzend Maschinen auf unterschiedlichen US-Stützpunkten im In- und Ausland für Spionageflüge genutzt wurde. Spacy hatte auf diesem Muster selber einige Stunden Flugerfahrung und konnte sich gut an die enge Druckkabine erinnern, die für Flughöhen oberhalb von 20.000 Metern konzipiert war. Es bereite den Männern Kopfzerbrechen, wie – nach den Umrissen des Fotos zu urteilen – anscheinend eine intakte Maschine auf dem Gebiet des politischen Feindes stehen konnte. Das Foto zeigte nicht die ganze Maschine, sondern lediglich den Bug und Teile der Tragflächen. Als Experte wusste Spacy jedoch, wie das Heck des Flugzeugs aussah und konnte somit die Typisierung des Modells durch die CIA eindeutig bestätigen. Allerdings fiel ihm ein Detail auf, welches in dem Bericht nicht erwähnt worden
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