Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
gerne mit sich alleine und betete zu Gott, dass es das Schicksal gut mit seinen Männern meinte. Denn was heute Nacht geschah, war kein einfacher Testflug von ein paar abenteuerlustigen Gringos. Es war eine präzise vorbereitete Operation mit einem ernsthaften Hintergrund. Sollten seine Jungs ums Leben kommen oder in Gefangenschaft geraten, könnte sich eine ernsthafte diplomatische Krise anbahnen, in deren Verlauf die National Underwater & Spacy Agency ihren guten Ruf riskieren würde. Es stand viel auf dem Spiel, und dabei ging es nicht nur um einen lukrativen Lohn in Form eines Hochtechnologieaufklärers, den General Grant im Erfolgsfall an die NUSA abtreten musste.
»Admiral, wenn Sie den Funkverkehr über den gesicherten Militärsatelliten von Bord der Flying Fish mithören wollen, empfehle ich Ihnen, jetzt zurück zur Beluga zu kommen«, war Kapitän Carlsen über das Funkgerät zu hören.
»Ist in Ordnung. Ich mache mich auf den Rückweg«, meldete sich Admiral Adamski mit knappen Worten zurück. Dann erhob er sich und blickte in den sternenklaren Himmel, dessen Funkeln sich in der Bucht und an den im Hafen vertäuten Schiffen der Navy spiegelte. Er sah das geschlossene und verfallene McCalla Flugfeld und den Soldaten, der am Fuß des kleinen Hügels in seinem offenen Jeep wartete und eine Zigarette rauchte. Auf der anderen Seite der Bucht erkannte er die U.S. Naval Base Guantanamo Bay, wo im Licht der Flughafenbefeuerung einige Militärjets als schemenhafte Umrisse standen.
Die Südspitze Kubas wirkte an dieser Stelle wie ein Ort, über dem ein morbides Geheimnis lag. Jenseits des endlos erscheinenden Stacheldrahtzaunes amüsierten sich tagsüber Touristen aus aller Herren Länder an den Bilderbuchstränden und genossen den Cuba Librè in Strömen, während der in den letzten Zügen liegende Fidel Castro darüber nachdachte, wie er sein sozialistisches Vermächtnis an seinen Nachfolger weitergeben konnte.
Und hier, auf dem mittels eines umstrittenen Vertrages gepachteten Gebiet der USA, lag die streng bewachte Zone, in der Taliban- und Al Kaida-Kämpfer noch immer Verhören und Folter unterzogen wurden.
Arme Schweine , dachte Adamski und gönnte sich einen letzten Blick auf das Internierungslager Camp Delta. Dann machte er sich auf zu dem Jeep. Er hatte alles gesehen, was er sehen wollte. Sein Bedarf an politischer Realität war für heute fürs Erste befriedigt.
»Zurück zur Fähre, Admiral?«, wollte der junge Soldat mit dem kahlrasierten Schädel wissen und startet den Jeep.
Admiral Adamski musterte den Mann und nickte.
»Zurück zur Fähre. Und an Ihrer Uniform fehlt übrigens ein Knopf, Private Ryan.«
»Sir?«
Der Jeep rumpelte über eine Schotterpiste und gelangte bereits nach kurzer Fahrt an sein Ziel. Ein Zodiac der Beluga wartete bereit an der Kaimauer. Der Admiral stieg aus, salutierte dem Fahrer des Jeeps zurück und eilte auf das kleine Schlauchboot zu, in dem ein junger barfüßiger Mann mit Nickelbrille und blondem Wuschelkopf saß. Der Mitarbeiter trug verwaschene Shorts und ein T-Shirt mit Aufdruck.
»Finden Sie das witzig?«, fragte der Admiral und bohrte sich mit seinen Augen durch die Brillengläser des jungen Mannes, der soeben den Motor startete und das Boot auf Kurs brachte.
»Was meinen Sie, Admiral?«, fragte dieser verunsichert.
»Na, das da. Entspricht nicht gerade der Dienstvorschrift der NUSA, für eine Promi-Entzugsklinik Werbung zu machen.« Auf dem dunkelblauen T-Shirt war in großen weißen Buchstaben Betty Ford Clinic zu lesen.
»Das ist ein Geschenk von Mister Spacy, Admiral«, erklärte der Fahrer des Bootes.
Ungläubig schüttelte der Admiral den Kopf, ohne ein weiteres Wort über die Angelegenheit zu verlieren. Bei Gelegenheit würde er das Thema Dienstkleidung in einer Besprechung auf die Tagesordnung setzen. Aber nicht jetzt, wo wichtigere Dinge anstanden.
Im Hintergrund tauchten die Aufbauten der Beluga auf. Kapitän Carlsen hatte die Außenbeleuchtung ausgeschaltet und lediglich aus der Brücke drangen grüne Lichtschimmer nach außen. Das Zodiac legte sich an die Steuerbordseite des Forschungsschiffes und eine knapp oberhalb der Wasserlinie liegende Luke ging auf, aus der eine kleine Gangway geschoben wurde. Adamski stieg hinüber an Bord und suchte sich seinen Weg durch das Labyrinth des ehemaligen deutschen Nordseeerkunders. Er schnappte sich eine Kanne Kaffee aus der Mannschaftskantine und erreichte schließlich die Kommandobrücke. Dort steckte
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