Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
Meilen südlich von Washington D.C. gelegenen Maryland lag, bei ihrer Ankunft persönlich in Empfang. Die Achtundvierzigjährige hatte in ihrer Zeit als oberste Befehlshaberin des wohl bekanntesten Militärflughafens der Welt schon einiges erlebt. Was aber in diesen Augenblicken geschah, war außergewöhnlich.
Vor ihr stiegen zwei Männer aus dem schwarzen Cadillac, die in ihren zerknitterten Jeans und weißen NUSA T-Shirts eher wie Mitarbeiter des zivilen Bodenpersonals, denn wie VIPs auf dem Weg in das wohl berühmteste Flugzeug der Welt, die Air Force One des amerikanischen Präsidenten, aussahen.
Zur Überraschung der Kommandantin, deren dunkelbraune Pagenfrisur im starken Wind zerzaust wurde, kletterte eine dritte Person, eine Frau diesmal, aus dem Fond der schwarzen Limousine, welche Colonel Woodcraft sofort erkannte. Der Kommandantin stand es nicht zu, unbequeme Fragen zu stellen. Dennoch wunderte sie sich, was die attraktive Präsidententochter um diese Zeit und an diesem Ort in Begleitung dieser Männer machte, von denen zumindest der größere und attraktivere, der zweifelsohne der angekündigte Mark Spacy sein musste, ihr Interesse geweckt hatte.
Verschmitzt grinste dieser sie an und ließ dabei erkennen, dass er keineswegs beeindruckt war von dem ungewöhnlichen Transportmittel, welches ihm als Gast des Präsidenten zur Verfügung gestellt wurde.
»Guten Morgen, Ms Gilles. Sie sehen wunderbar aus, und das zu dieser frühen oder vorgerückten Stunde, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf. Was Ihre beiden Begleiter anbelangt: Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie Mr Spacy und Sie Mr Hunter sind?«
Während Tracy sich für das Kompliment bedankte, bestätigten die beiden NUSA Mitarbeiter die Frage der Stützpunktkommandantin mit einem kurzen Kopfnicken. Spacy, der es nicht mehr geschafft hatte, sich zu rasieren, sah auf seinen Freund hinab und erkundigte sich nach der Spezialausrüstung.
»Ich hoffe, du hast meine Badelatschen dabei. Wo wir hinfliegen, soll der Sand fürchterlich heiß sein.«
»Mach dir keine Sorgen. Ich habe an alles gedacht. Sogar an die Sonnencreme mit dem höchsten Lichtschutzfaktor.«
Colonel Woodcraft verkniff sich ein Lächeln. »Ihre Spezialausrüstung ist bereits verstaut. Admiral Adamski hat alles an Bord bringen lassen. Er und der Präsident erwarten Sie bereits, meine Herren.«
»Na, dann sollten wir die hohen Tiere nicht länger warten lassen«, sagte Spacy und legte seiner Begleiterin einen Arm um die Schulter. »Und hoffentlich war von dem Geld der Steuerzahler noch was übrig, um ein hübsches Doppelbett in die Kiste einbauen zu lassen. Meine Partnerin und ich sind es nämlich nicht gewohnt, mitten in der Nacht aus den Federn geholt zu werden.«
»Sie werden allen erdenklichen Komfort in der 747 vorfinden, seien Sie unbesorgt. Und irgendwo müsste sich auch noch ein Rasierapparat auftreiben lassen.«
»Wirklich? Und ich dachte immer, Frauen würden auf Dreitagebärte stehen«, spielte Spacy den Ahnungslosen, während er sich am Kinn kratzte.
»Komm jetzt, Mark. Auch wenn George mein Vater ist … Unpünktlichkeit kann er auf den Tod nicht ausstehen«, mischte sich Tracy müde ein und zog die beiden Männer hinter sich her.
Dann stieg das Trio die Gangway hinauf, wo bereits ein Offizier an der Kabinentür wartete und die Gäste empfing.
Die im Code der United States Air Force auf die schmucklose Bezeichnung VC-25A lautende Maschine, welche im allgemeinen Sprachgebrauch nur unter 747 Jumbo bekannt war, war das absolute Flaggschiff unter den exklusiven Beförderungsmitteln des amerikanischen Präsidenten.
Wo immer Air Force One , so die Rufbezeichnung des Flugzeugs, landete, war die präsidiale und nationale Symbolik der in grauer, weißer und hellblauer Farbe lackierten Maschine sofort spürbar. Tage vorher, bevor ein Präsident mit der Air Force One auf Reisen ging, setzte sich ein ganzer Tross von Begleitfahrzeugen in Bewegung, der im Rumpf verstaut wurde. Der engste Stab des Präsidenten, ein Steward, ein Koch und Arzt, ausgewählte Pressevertreter und diverse Secret Service Agenten hatten ihre eigenen Bereiche an Bord, während der Präsident und seine First Family in der Regel in einem separatem Privatquartier verweilten. Spacy und Hunter durften sich in dieser Nacht glücklich schätzen, direkt im eleganten Salon, abgeschirmt von den übrigen Mitreisenden, untergebracht zu werden.
»Wenn Sie mir bitte folgen würden?«, forderte ein Steward das
Weitere Kostenlose Bücher