Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
Vermittlung des Gesprächs zu erkundigen.
»Grant? General Grant? Wahrscheinlich geht ihm gerade der Arsch auf Grundeis, weil er die Bilder aus Texas sieht«, schnaufte Admiral Adamski ins Telefon. »Aber stellen Sie ihn durch, mal sehen, was der alte Knabe jetzt von uns will.«
Es knackte kurz in der Leitung, dann hatte der Direktor den Sicherheitsberater an der Strippe. »Schaut nicht gut aus, was? Wenn Sie mich fragen, sollten wir kurzen Prozess machen und diese ganze Bande sofort an die Wand stellen.«
»Hören Sie, Admiral, wir haben die Informationen aus Houston auch erst seit zwanzig Minuten. Die Nachricht hat uns am Rande einer Veranstaltung in Atlanta erreicht, und wir befinden uns jetzt mit Marine One auf dem Weg nach Washington. Der Präsident wird jetzt eine Krisensitzung des Nationalen Sicherheitsrats einberufen, da bin ich dann wahrscheinlich längere Zeit nicht erreichbar. Deshalb nutze ich die Gelegenheit, um mit Ihnen zu telefonieren.«
Admiral Adamski wunderte sich zwar über die ungewohnte Reihenfolge, die Grant bei der Organisation des Krisenstabs an den Tag legte, aber wahrscheinlich steckte ein bestimmter Grund dahinter. »Okay, was kann ich für Sie tun?«
»Die Lage ist ziemlich unübersichtlich, und wir wissen nicht, was noch geschehen wird. Aber wenn sich eines unserer angedachten Szenarien in Cape Canaveral bewahrheitet, sollten wir alle Optionen in der Hand halten. Ich wollte mich nur versichern, wie schnell Ihr Mini-Shuttle einsatzbereit sein kann, falls es hart auf hart kommt.«
Adamski paffte an seiner Zigarre und warf einen kurzen Blick auf die große Monitorwand in seinem High-Tech-Büro, die den aktuellen Statusreport der Independence wiedergab.
»Unser kleiner Lümmel ist zur Vandenberg Air Force Base in Kalifornien geschafft worden und wäre im Prinzip in wenigen Tagen einsatzbereit. Ich hab drei Techniker drüben, die sich mit den Jungs der Luftwaffe im Joint Space Operations Center kurzgeschlossen haben. Die Independence ist auf die Zenit-Trägerraketen konfiguriert, was gerade unser Problem ist. Der Raketenstartplatz in Vandenberg hat in seinen fünfzig Mauselöchern kein einziges dieser Modelle stehen. Außerdem ist mein Chefingenieur, Hunter, derzeit auf der Beluga vor Cape Canaveral. Er ist als Konstrukteur für die Independence verantwortlich und müsste in Kürze herausfinden, ob es eine Alternative zu den Zenit-Trägerraketen gibt.«
»Dann sorgen Sie bitte dafür, dass Hunter sich auf den Weg nach Vandenberg macht. Vielleicht ist in den dortigen Silos ja doch eine Version gebunkert, die für ihn dienlich ist. Des Weiteren telefoniere ich gleich mit dem United States Space Command und finde heraus, ob die eine Idee haben, wie wir in kürzester Zeit ein passendes Trägermodel finden. Eine Delta oder Deep Impact Rakete müsste doch eigentlich den Ansprüchen genügen, oder?«
»Delta? Deep Impact? Diese dicken, fetten und teuren Teile? Ich muss das mit Hunter abklären. Aber wie ich ihn kenne, würde er unseren Shuttle wahrscheinlich auch auf eine Silvesterrakete setzen.« Adamski machte eine kurze Pause, um die neueste Schlagzeile auf CNN zu lesen. Ein Bild im Hintergrund zeigte, wie Rauchsäulen über dem Johnson Space Center standen. »Gibt es übrigens Neuigkeiten von der kubanischen U-2?«
Die Leitung war für einen Augenblick von Störgeräuschen überlagert, dann war General Grant wieder klar und deutlich zu hören.
»Nein, keine Neuigkeiten. Keine Satellitenbilder, keine Hinweise von der CIA, nichts. Aber bitte entschuldigen Sie, ich muss jetzt Schluss machen, es wird hektisch. Ich melde mich wieder, sobald die Lage etwas klarer ist.«
Dann war die Leitung tot. Dies war das kürzeste Telefonat gewesen, welches Admiral Adamski in seiner gesamten Laufbahn mit dem General gehalten hatte. Da er allerdings wusste, unter welchem Druck der gesamte Stab während einer Krisensituation stand, hatte er Verständnis für das kurzangebundene Gespräch. Knapp und präzise hatte der Sicherheitsberater zu verstehen gegeben, was er von der NUSA erwartete. Dies war der Auftrag, Mann und Maus einsatzbereit zu halten, um im unwahrscheinlichen Fall der Entführung der Raumfähre Atlantis eine Rettungsmission hinterher zu schicken. Nur fehlte es dummerweise der jungen NUSA an dem nötigen Kapital für eigene Trägerraketen. Jetzt war man auf das Improvisationstalent von Jack Hunter und die Großzügigkeit der Regierung angewiesen, falls sich ein Start als notwendig erweisen
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