Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
nicht, Tracy, ganz ehrlich. Wir riskieren das Leben der Geiseln, wenn wir die Luke geschlossen halten. Außerdem sitzen wir selber hier fest. Sobald einer von denen da draußen ein Streichholz anzündet, hast du hier nicht mehr als einen riesigen Krater mit ein paar verschmorten Überresten.«
»Das brauchst du mir nicht erzählen, Doug. Aber was passiert denn, wenn wir die Luke öffnen? Mich werden Sie am Leben lassen, dich wahrscheinlich auch, schließlich muss irgendjemand das Ding hier fliegen. Aber der Rest der Crew ist vollkommen entbehrlich, ich erinnere nur an die ermordeten Kollegen. Das scheinen eiskalte Killer zu sein. Kaum machst du die Tür auf, durchtrennt ein Messer die Kehle von Jim, Akihiko oder den drei anderen da hinten. Und wenn diese Irren wirklich zur ISS wollen, geht das Drama da oben weiter. Überleg dir mal die Konsequenzen, die eine Besetzung der Internationalen Raumstation nach sich zieht. Ich bin der Meinung, wir sollten diese Irren nicht in den Shuttle lassen.«
»Dann sterben Forrester und seine Leute. Und wir wahrscheinlich auch. Die können immerhin die Fernzündung für die Booster aktivieren. Wahrscheinlich haben die den armen John bereits deswegen ausgequetscht. Verdammter Mist, was ist das für eine beschissene Zwickmühle?«, fragte Davis und lockerte eine Schnalle an seinem orangefarbenen Raumanzug. »Und warum kann uns eigentlich niemand helfen? Überall auf dem Gelände sieht man diese Sicherheitsleute rumrennen, aber wenn man sie wirklich mal braucht, sind sie nicht zur Stelle.«
Doug Brown schüttelte energisch den Kopf. Die Sicherheitskräfte konnten nichts machen. Wegen der Explosionsgefahr waren allen die Hände gebunden. Ein Schritt zu nah an das Shuttle, und es könnte Bumm machen.
»Das waren vorhin unsere Helikopter mit den Scheinwerfern. Man wollte wahrscheinlich nachschauen, ob die Fallschirmspringer die Landung heil überstanden haben und ob sie bewaffnet sind. Und um niemanden zu provozieren, haben sich die Sicherheitsleute wieder zurückgezogen. Du kannst da draußen auf der Rampe nicht einfach rumballern.«
»Zumindest scheint dieser Bursche darüber nachzudenken, was er jetzt machen soll. Er wird sich bestimmt gleich melden und dem Vorschlag zustimmen. Glaubt mir, dem Kerl schwimmen die Felle davon. Er will seine Leute zur ISS bringen und hat nicht mit unserer Sturheit gerechnet.«
Tracy war nicht sicher, ob ihr Vorschlag Leben retten würde. Es erschien ihr allerdings sehr wahrscheinlich, indes konnte sie niemanden an Bord zwingen, bis zum ungewissen Ende zu bleiben. Sie sah, wie Kommandant Brown mit sich kämpfte und sich uneins war.
Dann kehrte – schneller als erwartet – wieder Leben in den Funkverkehr zurück. Armstrong wollte anscheinend nicht riskieren, sein Team auf der Startrampe vor heruntergelassenen Jalousien stehen zu lassen. Das Zeitfenster für den Start konnte sich schließen, wenn es zu weiteren Verzögerungen kam. Etwas kleinlaut schepperte sein tiefer Bariton durch die Membranen der Lautsprecherboxen.
»Zehn Minuten und keine Sekunde länger. Dann entriegelt ihr die Luke.«
»Woher wissen wir, dass Sie die Geiseln frei lassen?«, fragte Brown.
»Das Startkontrollzentrum wird sich gleich bei euch melden. Die sehen die Fernsehübertragungsbilder eines CNN-Helikopters hier aus Houston und werden die Freilassung bestätigen«, ergänzte Forrester. Seine Stimme klang erleichtert, auch wenn der psychologische Druck noch immer immens war. »Dass Nicole Borman aus dem SKZ sich bisher nicht bei euch gemeldet hat, hat ebenfalls Gründe. Wir wurden gezwungen, Funkstille zu halten.«
»Wer garantiert uns die Unversehrtheit unserer Missionsspezialisten? Ich nehme an, Mr Armstrong braucht nur den Kommandanten und die Pilotin des Shuttles?«, wollte Tracy wissen. Die schroffe Antwort des Anführers folgte unmittelbar.
»Korrekt, Schätzchen. Die anderen fünf Clowns sollen sich ausziehen und die Raumanzüge an Bord lassen. Einer von denen soll dann die Luke von außen verschließen. Ihnen stehen die Notfallkörbe zur Verfügung. Aber bei der geringsten unüberlegten Bewegung wird es Tote geben!«
»Ihr habt es gehört, Leute. Lasst uns kooperativ sein, dann geht die Sache vielleicht halbwegs glimpflich aus«, sagte Forrester.
Doug Brown presste seine Lippen aufeinander und wischte sich mit dem Handschuh ein paar Schweißtropfen aus dem Gesicht. Dann drehte er sich zu seiner Besatzung um.
»Also, hier endet die Fahrt. Alle Schwarzfahrer
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