Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
diese Gutmenschen die Moralkeule zur Seite gelegt haben und endlich Tacheles reden.«
Dann kam der Teil der Rede, dem alle entgegen fieberten. Als die Tochter des amerikanischen Präsidenten die Forderungen verlas, hielt die Welt den Atem an.
»Kommen wir nun zum Wichtigsten, kommen wir zu den Forderungen. Diese richten wir in erster Linie an die Vereinigten Staaten von Amerika. Die USA wird unser Verhandlungspartner sein, und der Präsident wird unsere Befehle entgegennehmen. George T. Gilles ist vorgewarnt durch uns. Er hat in den letzten Monaten Forderungen von uns erhalten, die er immer wieder ignoriert hat. Es waren keine großen Dinge, die er hätte tun müssen. Er hätte lediglich ein paar Militärbasen in Übersee schließen müssen, als Zeichen seiner Friedfertigkeit und Einsichtigkeit. Doch er hat es vorgezogen, Stärke zu zeigen, wie übrigens jeder seiner Amtsvorgänger. Aber diesmal sind wir die Stärkeren, weil wir etwas in der Hand haben, was ihm wichtig sein dürfte: Tracy Gilles ist es, deren Leben in Gefahr ist. Wenn den Forderungen nicht nachgekommen wird, wird sie sterben. Gemeinsam mit den Besatzungsmitgliedern der ISS. Wir werden die ISS in die Luft jagen, sollten nicht binnen zweiundsiebzig Stunden folgende Maßnahmen eingeleitet werden.«
Spacy stieß einen Fluch aus und verschaffte seinem angestauten Frust und seiner Hilflosigkeit Luft. Verschreckt fuhren die Männer auf der Arbeitsbühne herum und sahen den Mann, dessen Lebensgefährtin im All um ihr Leben bangte, verständnisvoll an. Alle wussten mittlerweile, in welcher Beziehung er zur Präsidententochter stand und wie sehr es an ihm nagte, abwarten zu müssen, ob die Startfreigabe für die Operation erfolgte.
»Mir ist es egal, ob diese Leute in einigen Punkten Recht haben«, sagte Spacy zu Hunter. »Aber sie sind und bleiben Terroristen, und ich werde jeden Einzelnen von denen persönlich zur Rechenschaft ziehen, sollte Tracy nur ein einziges Haar gekrümmt werden. Ich werde den Anführer dieser Leute bei lebendigem Leib häuten, vierteilen und ihm die Augen ausstechen, wenn ich ihn finde. Und mir ist es egal, ob ich mein ganzes Leben damit verbringen werde, den Hintermännern auf die Spur zu kommen. Aber wenn ich sie gefunden habe, dann möge ihnen Gott beistehen!«
KAPITEL 81
27.04., 10.07 Uhr
Washington D.C., Weißes Haus
W ieder einmal war es der Situation Room, der für das heutige Meeting zwischen dem Vizepräsidenten und den Vereinigten Stabschefs kurzerhand in Beschlag genommen worden war. Obwohl der klimatisierte Raum angenehm temperiert war, kam es Walter Franklin vor, als sitze er vor einem lodernden Feuer mitten in der glutheißen Sahara. Deutlich zeichnete sich eine dunkle Verfärbung an seinem hellblauen Hemdkragen ab, die von austretendem Schweiß herrührte. Er hatte sich bereits mehrfach in einem Nebenraum frisch gemacht. Doch keinem der hochrangigen Generäle entging in diesen Augenblicken, wie unwohl sich Franklin in seiner Haut fühlte.
Stocksteif und scheinbar ungerührt verfolgte der Joint Chief of Staff unter dem Vorsitz von General Carl Ripper die weltweit übertragene Fernsehsendung von Bord der ISS. Während der beleibte Vizepräsident am Kopf des langen Konferenztisches Platz genommen hatte, saßen die vier Vertreter von Army, Air Force, Marine Corps und Navy in ihren jeweiligen Ausgehuniformen an der rechten Längsseite.
Ripper saß auf der gegenüberliegenden Längsseite und richtete seine auf dem dunklen Holz liegende Schirmmütze millimeterweise immer wieder neu aus. »Ist Ihnen heiß, Mr Vicepresident?«
»Pssst!«, zischte Franklin und starrte gebannt auf das Video.
»Mr President, unsere Hauptforderung lautet wie folgt«, war die eindringliche Stimme von Tracy Gilles zu vernehmen, deren Gesicht großformatig über einen Bildschirm flimmerte. »Öffnen Sie die Golddepots der Federal Reserve Bank of New York in Manhattan und schaffen Sie fünfzig Milliarden Dollar in Gold – das entspricht in etwa dem Gegenwert der Internationalen Raumstation in der Endphase des Ausbaus – nach Houston und verladen Sie es dort unter Aufsicht unserer Leute auf ein von Ihrer Regierung bereit gestelltes Containerschiff.«
Ein Raunen ging durch den Raum.
»Die müssen komplett wahnsinnig sein«, stöhnte Vizepräsident Franklin laut auf und zerknüllte ein Stück Papier in seinen Händen.
»Kommen Sie nicht auf die Idee, irgendwelche Spezialeinheiten an Bord des Schiffes zu verstecken oder den Kurs zu
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