Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
verfolgen«, las Tracy Gilles weiter die vorbereitete Nachricht ab. »Solange das Gold nicht an einem von uns festgelegten Zielort angekommen ist, können wir jederzeit die ISS in die Luft jagen. Im Übrigen werden wir lediglich zehn Prozent des vereinnahmten Goldes für uns behalten, sozusagen als Vermittlungsprovision. Den Rest werden wir dem afrikanischen Kontinent zur Verfügung stellen. Die Nutznießer werden etwa eine halbe Milliarde unmittelbar vom Hunger bedrohter Afrikaner sein, die den Gegenwert des Goldes in Form von Geld erhalten, und zwar nachdem von uns ausgewählte Hilfsorganisationen die Wechselkursformalitäten erledigt haben und mit der Verteilung beginnen. Eine halbe Milliarde Menschen, die mehr oder weniger von der Hand in den Mund leben und mit weniger als einem Dollar in der jeweiligen Landeswährung pro Tag auskommen müssen, erhalten somit eine Starthilfe von fast einhundert Dollar. Es liegt in Ihrer Entscheidung, ob sich die Vereinigten Staaten von Amerika der eigenen Goldreserven bedienen oder das eingelagerte Gold von Deutschland, Frankreich, Italien, der Schweiz, Japan, dem Internationalen Währungsfond oder der Europäischen Zentralbank beschlagnahmen, quasi im Rahmen eines neuen Patriot Acts. Falls Sie nach einer Alternative suchen, empfehlen wir Ihnen die eigenen Goldreserven in Kentucky. Im dortigen Fort Knox lagern mehr als einhundertundfünfzig Millionen Feinunzen Gold, mehr als viertausendfünfhundert Tonnen Gold aus eigenen Beständen, mit einem Gegenwert von fast einhundert Milliarden Dollar. Sie sehen, Mr President, wir möchten nicht alles, sondern nur ein wenig. Und wir überlassen Ihnen die Entscheidung, ob Ihnen das Leben Ihrer Tochter, das Leben der Besatzung, und die fünfzig Milliarden Dollar teure Raumstation etwas wert sind. Und bedenken Sie: Fünfzig Milliarden Dollar entsprechen lediglich dem Wert von zehn Flugzeugträgern der Nimitz Class. Sie investieren das Gold in den Erhalt des Lebens anstatt in den Erhalt von militärischen Statussymbolen.«
Jetzt war der Augenblick gekommen, wo die Vereinigten Stabschefs sich gezwungen sahen, ihrem Unmut Luft zu verschaffen. Das oberste Gremium der US-amerikanischen Teilstreitkräfte echauffierte sich lauthals über die Forderungen und bedrängte Vizepräsident Franklin, sofort das Programm zu beenden und über den Einsatz der E-Bombe zu sprechen.
»Nein und nochmals nein! Zuerst hören wir uns an, was diese Leute noch wollen«, schlug der ebenfalls erregte Politiker die Faust auf den Tisch.
»Das sind die Forderungen. Fünfzig Milliarden Dollar in Gold. Zahlbar in zweiundsiebzig Stunden in Houston. Die Details werden später geklärt. Unsere Unterhändler im Flugkontrollzentrum in Houston werden in Kürze den Kontakt zu Ihnen aufnehmen. Aber wenn Sie meinen, mit ein bisschen Geld aus dieser Nummer herauszukommen, haben Sie sich getäuscht. Präsident Gilles, wir haben da noch ein paar andere Kleinigkeiten zu regeln. Als Nächstes reden wir über die anhaltende Truppenpräsenz Ihres Landes in den unrechtmäßig kontrollierten Gebieten Afghanistans und Iraks«, läutete Tracy die nächste Runde ein und blickte kopfschüttelnd auf die nächsten Zeilen.
Ich bin in einem Film von Alfred Hitchcock gefangen , dachte Walter Franklin und wünschte sich nichts sehnlicher, als dass George T. Gilles anwesend wäre.
KAPITEL 82
27.04.2009, 10.18 Uhr
Washington D.C., George Washington Hospital
P räsident Gilles war mittlerweile aufgestanden und hatte sich selber der Verbindungskanüle an seinem Arm und der Elektrokardiogramm-Sensoren an seiner Brust entledigt. Dem zwischenzeitlich herbeigeeilten Chefarzt der Klinik hatte er freundlich, aber bestimmt erklärt, dass kein Grund zur Panik bestand. Auch wenn der Herzinfarkt-Patient noch längst nicht über den Berg war, erwies sich jegliches Argument von Seiten des erfahrenen Doktors der kardiologischen Abteilung als sinnlose Zeitverschwendung. Die ganze Aktion hatte nicht mehr als drei Minuten gedauert, und General Grant hatte erst gar nicht den Versuch unternommen, sich dem Willen des Präsidenten zu widersetzen. Die beiden Männer waren nun wieder allein in dem Krankenzimmer und standen sprachlos vor dem großen Fernseher, der noch immer Tracy beim Verlesen der Forderungen zeigte, die jetzt in endlosen Worten die Situationen in Afghanistan und im Irak schildern musste und dann zur nächsten Forderung kam.
»Mr President, Ihnen bleiben genau dreißig Tage, um den Truppenabzug aus dem
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