Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
verunsicherten Blick auf McNab und schälte sich schließlich aus dem Bett, wobei sie das Laken mit sich zog und den Minister für Heimatschutz kurzzeitig entblößte. Wayne brachte die Frau in ein angrenzendes Bad und schloss den fensterlosen Raum von außen ab.
»Falls Sie es auf mein Geld abgesehen haben, gebe ich Ihnen die Kombination des Tresors. Er ist unten hinter dem Gemälde von Andy Warhol«, erklärte McNab im souveränen Ton. Anscheinend hatte er den Eindruck, die Männer seien gewöhnliche Einbrecher mit einer gewissen Etikette.
»Dein Geld interessiert mich nicht. Zumindest nicht das, was du hier im Haus hast«, entgegnete Devito kalt. »Sag mir lieber, warum du eine Million Dollar ausschlägst, die dir zweifelsfrei zustehen.«
»Ich verstehe nicht ganz, was Sie meinen.«
»Gut, dann werde ich etwas deutlicher. Du hast jemanden ziemlich verärgert. Einen Kumpel von mir in Kolumbien.«
McNab zögerte einen Moment zu lange, sodass Devito genau erkannte, wie sehr der Mann innerlich zusammenzuckte. Dennoch versuchte dieser den Unwissenden zu spielen. »Ich verstehe immer noch nicht, worauf Sie hinaus wollen.«
»Ach, du willst ein Spielchen spielen?«, fragte der zurückgekehrte Wayne mit einer Stimme, die süß und drohend zugleich klang. »Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich es mir nicht mit meinem Freund verscherzen. Er steht weder auf sündige Ehebrecher noch auf Illoyalität.«
Allmählich dämmerte McNab das seine nächtlichen Gäste von einem anderen Kaliber sein konnten als ursprünglich angenommen. »Wer seid Ihr?«
Wayne und Devito warfen sich einen kurzen Blick zu. Devito gab Wayne seine Waffe und zog ein zackiges Tauchermesser aus der Wadenscheide. Betont langsam überprüfte er den scharfen Schliff des glänzenden Metalls. »Für wen hältst du uns denn, du handzahmer Löwe?«
Schweißperlen traten auf die Stirn des Ministers für Heimatschutz, und vergeblich blickte er sich nach allen Seiten um, in der Hoffnung, es böte sich ihm ein Ausweg. Noch schien sein Überlebenswille nicht gebrochen zu sein. Aber das in seinem Kopf umher spukende Wort mit den fünf Buchstaben wollte einfach nicht über seine Lippen kommen.
Der eigentlich grundgütige Wayne ließ zwei Reihen schneeweißer Zähne in seinem schwarz bemalten Gesicht aufblitzen und schaffte es überzeugend, brutal zu wirken. »Siehst du diese Kommode da? Muss ein kleines Vermögen gekostet haben. Aber anstelle dieser geschmacklosen kleinen Skulptur wird gleich dein Kopf auf ihr stehen. Mein Gefährte ist einer der besten Chirurgen die ich kenne. Auch Nicolas Brigg hat fast nichts gespürt, als die Klinge durch seinen Kehlkopf fuhr.«
Erschreckt fasste sich McNab an den Hals, der sich ihm von innen zuschnürte. Panik stieg in ihm auf und er hatte das Bedürfnis, zur Toilette zu müssen. Wer immer diese Kerle waren, sie brachten den Tod. Innerhalb von Sekunden liefen die letzten Monate vor seinem inneren Auge ab, und er sah sich wie in einem entrückten Zerrbild zwischen der Hölle und dem Paradies hin- und herspringen. Der Teufel persönlich hatte ihm nachgestellt und ihn in eine Falle gelockt. Statt seine schuldhafte Vergangenheit in dem sündigen Hotelzimmer in Virginia öffentlich zu gestehen, hatte er den schriftlichen Erpressungsversuchen der HAMAS nachgegeben und diese später selber an der Nase herumgeführt. Spätestens jetzt musste er sich eingestehen, dass er viel zu hoch gepokert hatte auf dem Weg nach ganz oben. Wie ferngesteuert hatte er – besessen von der Macht und dem höchsten Amt im Staat – den unsichtbaren Gegner unterschätzt, der offenbar nicht nur dem Präsidenten, sondern auch ihm den Todesstoß versetzen wollte.
Die Bilder vermischten sich wie in einem Fleischwolf zu blutroten Gedankenfetzen und ergaben keinen Zusammenhang mehr. Nichts ergab noch einen Sinn, und auf ihn schien nur noch ein qualvolles Ende zu warten. Resigniert wandte er den Kopf ab und sah gedankenverloren auf die kleine Schublade in dem Beistelltisch, in der sich seine Heckler und Koch Pistole befand. Hoffnung keimte in ihm auf, und er versuchte seiner wirren Gedanken Herr zu werden. Vielleicht war das Glück doch noch auf seiner Seite. Möglicherweise konnte ihn ein Trick retten. Langsam begann er sich aufzurichten und den beiden Männern fest in die Augen zu sehen.
»Okay, versuchen wir, wie Geschäftsleute miteinander zu reden. Erst wollte ich mich auf den Deal gar nicht einlassen. Wegen irgendeiner beschissenen Nummer in
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