Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
würdest du dann ihren Forderungen mehr Glauben schenken, im Hinblick auf einen möglichen Schutz der NASA?«
Präsident George T. Gilles antwortete unmittelbar und führte Mark einen Schritt näher zur Tür.
»Sagen wir mal so. Die Ermordung eines US-Amerikaners ist noch nicht der Beweis dafür, dass diese Querköpfe in der Lage sind, ein ganzes Land in die Knie zu zwingen. Aber ich gebe dir Recht. Wahrscheinlich würde ich meinen Standpunkt überdenken und euch Jungs von der NUSA in meine Überlegungen einbeziehen. Aber ich würde auf gar keinen Fall irgendeinen unserer Stützpunkte räumen lassen. Niemals. Nicht, solange mir nicht irgendjemand einen Beweis liefert.«
Diese Antwort hatte Spacy erhofft und erwartet. Sie brachte ihn in die richtige Position, um seine letzte Frage zu stellen. Er sah dabei dem Präsidenten direkt in die Augen, nur wenige Zentimeter von ihm entfernt.
»Es wird wahrscheinlich nicht der Fall sein. Aber nur einmal angenommen, die NASA entscheidet sich dafür, Tracy schon in der Jubiläumsmission auf den Chefpilotensessel zu setzen. Und nur mal angenommen, unsere Vermutungen bezüglich des Miller-Dossiers bewahrheiten sich und es gibt einen Anschlag auf diese Mission, ohne dass wir, die NUSA, vorab den Auftrag erhalten haben, in einer verdeckten Operation diesen Miller zu vernichten. Wirst du dann jemals in deinem Leben wieder ruhig schlafen können?«
Mit einem Mal wirkte der Präsident wie angeschlagen und rieb sich nervös die Hände. Das, was Mark hier aussprach, war in der hohen Schule der Diplomatie eine Beleidigung seiner Person.
»Wie kannst du es wagen, mir eine solche Frage zu stellen? Ich weiß sehr wohl, wie meine Tochter zu schützen ist.«
»Wie gesagt, es war eine rein hypothetische Frage. Dein Geschäft ist der Umgang mit den politischen Gegnern. Mein Geschäft ist der Umgang mit Gegnern, die anstatt wohl gewählter Worte durchgeladene Waffen benutzen und vor nichts zurückschrecken. Auch nicht vor hübschen Präsidententöchtern.«
»Der Secret Service reicht als Schutz vollkommen aus.«
»Wirklich? Da bin ich mir aber nicht so sicher«, versetzte Spacy im Gehen.
Präsident George T. Gilles blieb mit verärgertem Gesichtsausdruck in der offenen Tür des Oval Office zurück und blickte hinter dem Mann her, der es sich anscheinend zum Ziel gesetzt hatte, notfalls alleine gegen alle Schurken dieser Welt anzutreten.
»Wir sprechen uns noch«, murmelte er, als Spacy in diesem Moment um eine Ecke verschwand und dabei den nächsten Besucher des Oval Office fast über den Haufen rannte.
Es war der italienische Außenminister, ein in feinstes Tuch gekleideter Römer Anfang vierzig. Spacy entschuldigte sich für den Zusammenstoß und schickte noch eine Bemerkung hinterher.
»Das New Economy Meeting ist dort hinten. Schicker Fummel übrigens.«
»Verzeihung?«, fragte der Italiener und schaute den Mann in der Fliegerausrüstung verdutzt an.
Spacy fühlte sich erleichtert nach seinem Auftritt bei Präsident George T. Gilles. Familienbande hin oder her, politische Etikette hin oder her, hier ging es um eine Gefahr, die wie ein Damokles-Schwert über dem Weißen Haus schwebte und deren Konsequenzen sehr weitreichend sein konnten. Noch stellten sich nicht alle Zusammenhänge in Spacys Gedanken ein, aber die Lösung des Rätsels war nur eine Frage von Zeit, Intelligenz und – Geld. Und Geld war bitter notwendig, wollte man die Verdachtsmomente gegen die HAMAS und Steve Miller aus dem Weg räumen oder entsprechend vorbereitet sein, sollten sie sich denn tatsächlich bewahrheiten. Es lag nicht in Spacys Natur, einfach nur da zu sitzen und nichts zu tun. Einen Gegner schaltete man dann aus, wenn man ihm einen Schritt im Voraus war. Alles, was der Operationsleiter der NUSA wollte, war der Schutz von Tracy. Und Geld für die NUSA. Admiral Adamski würde kochen, wenn Spacy ohne brauchbare Verhandlungsresultate heimkehrte.
Plötzlich rannten ihn zwei Secret Service Mitarbeiter fast über den Haufen. Aus einem tiefer gelegenen Teil des Gebäudes waren aufgeregte Stimmen zu hören. Jemand schrie entsetzt. Dann erschienen noch mehr mit Sprechfunk und Waffen ausgestatte Beamte des Secret Service auf den Fluren. Irgendetwas schien hier nicht zu stimmen. Instinktiv folgte Spacy den Sicherheitskräften, um sich der Quelle des Aufruhrs zu nähern. Scheinbar schien das Zentrum des Lärms die Küche zu sein, die Mark dank seines besonderen Besucherstatus bereits vor dem Frühstück
Weitere Kostenlose Bücher