Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
Zigaretten auf dem Pausenhof? Vergesst es. Hier ist das Geld für das Taxi«.
Widerwillig nahmen die beiden Schwestern das Geld und drückten ihrem Vater einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Dann waren sie auch schon aus der Tür, während Peggy Hinkley noch nach ihren Autoschlüsseln kramte.
»Fahr vorsichtig. Ich freu mich auf dich. Soll ich uns eine gute Flasche Wein aufmachen?«
»Mach das. Und schau noch mal nach der Kleinen, ob sie wirklich schläft«, erwiderte Peggy und gab ihrem Mann einen Kuss auf den Mund.
»Okay«, erwiderte er und wollte noch wissen, welchen Film sich die Kinder anschauten.
»Frag lieber nicht. Irgendeinen Horrorstreifen. SAW VII oder irgendwas in dieser Richtung. Ich habe den Titel vergessen. Ach, und noch was.«
»Ja?«
»Zieh dir bitte mal etwas anderes an. Diese alten Shorts sind irgendwie … uncool und überhaupt nicht sexy.«
Edwin Hinkley verdrehte die Augen und winkte seiner Familie hinterher, bis das Auto um die Ecke verschwunden war. Den grauen Pickup, der im Halbschatten einer Laterne schräg gegenüber parkte, registrierte er nicht. Ebenso wenig den Fahrer, dessen Feuerzeug im Rückspiegel kurz aufblitzte. Dann kehrte er zurück in sein Haus und freute sich auf einen gemütlichen Abend mit seiner Frau.
Carlos Rodriguez wartete noch zwei Minuten, bis der Wagen der Hinkleys am Ende der Straße verschwunden war. Er warf seine Zigarette auf den Asphalt, trat sie mit seinem Schuh aus und bewegte sich auf das Haus zu. Lediglich in der unteren Etage brannte Licht, die beiden oberen Stockwerke waren dunkel. Er schaute noch einmal um sich und passte den Moment ab, in dem kein Mensch mehr auf der Straße zu sehen war. Es war dunkel und er riskierte es, seine Strumpfmaske bereits auf dem kleinen Kiesweg vor dem Haus über den Kopf zu ziehen. Der Kies knirschte leise unter seinen Sohlen und ein kleiner Zierbrunnen plätscherte vor sich hin. Aus der Ferne war das dumpfe Dröhnen der Musik in den Gassen der Altstadt zu vernehmen. Rodriguez zog seinen Revolver unter dem Hemd hervor und klingelte. Keine zwei Sekunden später waren Schritte in dem Haus zu hören. Dann klickte das Schloss und das Opfer redete bereits beim Öffnen der Tür.
»Habt ihr etwa die Tickets …«
»Halts Maul und geh sofort rein, ansonsten schieß ich dir eine Kugel zwischen die Augen!«, unterbrach ihn Rodriguez.
Hinkley gehorchte und ging sofort in den langen Flur, der zum Wohnzimmer führte. Schnell verschloss Rodriguez die Tür hinter sich und zielte weiter auf den Mann, dem es scheinbar die Sprache verschlagen hatte.
»Zieh die Vorhänge zu, sofort!«, kam die Aufforderung an den NASA-Piloten, der ohne ein Widerwort gehorchte.
»Setz dich dort in den Sessel. Da, gegenüber von dem Laptop!«
Edwin Hinkley leistete keinen Widerstand. Er wollte nicht den Helden spielen und lieber das Versteck des Tresors verraten, als mit einer Kugel im Kopf zu enden. In dem Tresor befanden sich ungefähr fünftausend Dollar in bar sowie einige Versicherungspolicen. Ansonsten war alles Geld bei Privatbanken deponiert.
»Nimm dir den Whiskey. Und das Glas. Dort auf dem Tisch!«
Edwin Hinkley langte zu dem kleinen Servierwagen, der einige zumeist ungeöffnete Flaschen Alkohol enthielt. Vorsichtig zog er das Glas, aus dem er zuvor einige Gläser Wasser getrunken hatte, an den Laptop heran.
»Und jetzt gießt du dir das Glas halb voll und stellst die Flasche schön langsam wieder zurück.«
Bisher lief alles wie geschmiert für Rodriguez. Der Kerl schien ein Weichei zu sein. Kein Wunder, dass so einer es mit kleinen Kindern trieb. Bei einer richtigen Frau würde dieser Typ wahrscheinlich nie einen Treffer landen. Und seine Ehefrau war wahrscheinlich eine dämliche Schlampe, die von alledem nichts mitbekam. Und wenn doch, sollte sie der Teufel holen. Vielleicht würde es ja noch einen Folgeauftrag geben.
Allerdings hatte sich Rodriguez geschworen, sofort aus der Stadt zu verschwinden, wenn alles erledigt war. Der zweite Teil des Geldes lag in einem abgesprochenen Versteck am Dolphin Research Center, knapp eine Autostunde den Overseas Highway hinauf. Er hatte nicht die geringsten Zweifel, dass der fremde Auftraggeber sein Wort halten würde. Der Fremde hatte ihm vertraut, Rodriguez vertraute dem Fremden. Schließlich gab es noch so etwas wie ein Ehrenwort unter Geschäftspartnern.
»Heute ist der Tag, der dich für immer daran erinnern wird, was du für ein ekelhaftes Schwein bist!«
Edwin Hinkley erkannte in den
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