Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Defcon One 01 - Angriff auf Amerika

Defcon One 01 - Angriff auf Amerika

Titel: Defcon One 01 - Angriff auf Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Lettau
Vom Netzwerk:
dem Edwin Hinkley büßen würde. Ohne jegliches Interesse an der geschichtsträchtigen Kulisse des ehemaligen Hemingway Viertels konzentrierte sich Rodriguez ganz auf sein Vorhaben, während er durch die Straßen von Key West lief. Seit Wochen hatte er das Haus der Hinkleys beobachtet und sich genau notiert, wann die Familienmitglieder das Haus verließen. Mit einem unauffälligen und altersschwachen Pickup war Rodriguez mehrmals seinem Opfer zum kleinen Airport gefolgt, wo Hinkley mit einer Cessna einem unbekannten Ziel entgegen geflogen war. Allein das wirkte auf Rodriguez wie ein Indiz dafür, dass dieser Mann undurchsichtige Geschäfte machte. Wahrscheinlich traf er sich in irgendeinem schäbigen Motel in Miami mit jungen Knaben und ging dort seinen abartigen Gelüsten nach. Es war Zeit, ihm das Handwerk zu legen.
    Heute war Samstag, und an Samstagen gingen die Töchter von Hinkley fast immer aus. Rodriguez hoffte, dass auch heute alles wie sonst üblich ablaufen würde. Gegen 20 Uhr würde die Mutter ihre Töchter wahrscheinlich zu einer Diskothek fahren und etwa eine Stunde später alleine wieder heimkehren. Rodriguez hatte sich strikt an die Anweisungen des Fremden gehalten und heute Mittag an einem öffentlichen Münzsprecher den Anruf entgegengenommen, der für ihn das Signal zum Zugriff bedeutete. Ungeduldig saß er in seinem Pickup und beobachtete durch den Rückspiegel die Garageneinfahrt des schicken Anwesens.

    Edwin Hinkley war ein fünfundvierzigjähriger Mann mit der Erfahrung von drei Space Shuttle Missionen, der in Kürze der Flug zum fünfzigjährigen Bestehen der NASA folgen sollte. Der gebürtig aus Illinois stammende Vater dreier Töchter führte eine glückliche und harmonische Ehe mit seiner Frau, die als Lehrerin in Key West an einer Grundschule arbeitete. Er selber hatte ein Master-Diplom als Luftfahrtingenieur und war seit über zehn Jahren im Dienst der Weltraumbehörde. Hinkley war bei seinen Arbeitskollegen und Freunden sehr beliebt, da er immer gute Laune ausstrahlte, ständig einen Witz auf den Lippen hatte und gleichzeitig als kompetenter und erfahrener Techniker galt. Er drängte sich nie in den Vordergrund und unterstützte insbesondere jüngere Kollegen mit seinem Wissen. Er galt als untadelig, ein bisschen bieder sogar, und schlug nie über die Stränge. Der zu überschüssigen Pfunden neigende Familienvater, dessen dünner werdendes blondes Haar stets akkurat gescheitelt war, strahlte eine innere Ruhe und Gelassenheit aus und wirkte auf Außenstehende einfach nur gemütlich und freundlich.
    Das Schicksal und die Karriere hatten es gut mit ihm gemeint und er freute sich auf seine nächste Mission. So oft es ging versuchte er, innerhalb der Woche abends im Kreise seiner Familie zu sein. Er flog deshalb häufig mit seiner privaten Cessna die Strecke nach Cape Canaveral oder Houston. Seine heranwachsenden Töchter, Betty und Ann, waren mittlerweile in ein Alter gekommen, wo sie die Wochenenden in einer Diskothek oder in einem Kinosaal spannender empfanden als das familiäre Wohnzimmer in dem großen Haus in Key West. Sie waren jetzt fünfzehn beziehungsweise sechzehn Jahren alt, und Hinkley wunderte sich manchmal darüber, wie schnell sie herangewachsen waren.
    Als seine Frau Peggy ihm vor zwei Jahren unverhofft eine weitere Tochter geschenkt hatte, hatte er sein Glück kaum fassen können. Der mit einem riesigen Herz ausgestatte Hinkley war durch und durch Familienmensch. Er war wie ein großer aufgeregter Teddybär durch das Wohnzimmer gehüpft, als Peggy ihm das Ergebnis des Schwangerschaftstests mitgeteilt hatte. Peggy unterrichtete jetzt zwar nur noch tageweise, aber die Hinkleys waren auf das Geld ohnehin nicht angewiesen. Zehn Jahre bei der NASA hatten gereicht, um die Familie für immer aller finanziellen Sorgen zu entledigen.
    Edwin Hinkley verabschiedete sich von seinen Töchtern und bestand darauf, dass sie um spätestens dreiundzwanzig Uhr wieder zuhause sein sollten. Es folgte das übliche Feilschen um eine weitere Stunde, und wie immer gab Hinkley nach.
    »Eure Mutter fährt euch, wie immer. Zurück nehmt ihr ein Taxi. Und keine Widerworte.«
    »Ben Gordon und Josua Nigel haben jetzt beide ein Motorrad. Die können uns doch nach Hause bringen«, setzte Ann, die ältere der beiden Schwestern, zu einem hoffnungslosen Versuch an.
    »Sind das nicht die beiden Burschen, wegen denen neulich eine Schulkonferenz einberufen wurde? Worum ging es da nochmal? Alkohol und

Weitere Kostenlose Bücher