Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
stellte die Verteidigungsministerin die allen auf der Zunge liegende Frage.
»Mrs Stuyvesant, diese Frage kann ich Ihnen nicht beantworten. Aber ich gehe davon aus. Ebenso wie bei Hinkley und Ashby.«
Spacy blickte der Verteidigungsministerin, die mit ihren sechzig Jahren und der grauen Kurzhaarfrisur eine enorme Energie und Durchsetzungskraft ausstrahlte, unvermittelt in die Augen. Die Art, wie sie seinen Blick erwiderte, ließ annehmen, dass sie seinen Vermutungen Glauben schenkte.
Ein aufgeregtes Stimmengewirr setzte ein, dem der Präsident eine Weile zusah und es dann unterbrach. Er schlug kurz mit der flachen Hand auf den Tisch und hatte sofort wieder die Aufmerksamkeit.
»Ich bitte Sie! Spekulationen bringen uns nicht weiter. So tragisch diese Vorfälle auch sind – solange wir nicht hieb- und stichfeste Beweise für etwas anderes als einen Unfall haben, müssen wir die Dinge hinnehmen, wie sie sind.«
»Müssen wir das wirklich?«, widersprach Spacy in einem mürrischen Ton und setzte sich damit über die Regeln hinweg, die hier üblicherweise galten. Man widersprach nicht dem Präsidenten, jedenfalls nicht offen, in dieser Runde und in diesem Ton.
»Admiral Adamski, ich darf Sie ersuchen, Ihren Mitarbeiter auf gewisse Spielregeln in diesem Raum hinzuweisen. Haben Sie vielen Dank«, reagierte George T. Gilles gereizt und maßregelte Spacy öffentlich, indem er dessen Vorgesetzten anblaffte.
Spacy wollte erneut etwas sagen, als plötzlich John Forrester von der NASA den Deckel seines Laptops mit einem lauten »Das darf nicht wahr sein!« hörbar zuschnappen ließ.
Sämtliche Augenpaare drehten sich in seine Richtung und der gut aussehende kurzhaarige Mann mit dem Erscheinungsbild eines Fotomodells in den besten Jahren brauchte etwas Zeit, um sich zu sammeln.
»Ich habe den Eindruck, dass Sie uns auch etwas mitzuteilen haben. Dürfen wir erfahren, was es ist, Mr Forrester?«, fragte der Präsident in die Richtung des erfahrenen Flugdirektors.
»Ich verfolge gerade den internen NASA-Nachrichtenticker. Es hat noch einen von uns erwischt. Es wird gerade in den Nachrichten gebracht. ABC hat sich in die Berichterstattung eines lokalen Senders aus St. Petersburg, Florida, live eingeschaltet.«
»Wir sollten das auf den Schirm bringen, George«, riet Bob Dreyfus, der Direktor des Nachrichtendienstes NSA, seinem alten Freund und Weggefährten.
»Ist in Ordnung. Schalten Sie es ein«, forderte der Präsident seine in zweiter Reihe sitzende Pressesprecherin auf, den Großbildmonitor mit dem entsprechenden Kanal einzuschalten.
Das gestochen scharfe Bild zeigte ein Katastrophenszenario an einer Straße. Dichter Qualm und hohe Flammen schlugen aus einem Komplex, der wie eine Tankstelle aussah. Feuerwehrleute kämpften mit mehreren Einsatzfahrzeugen gegen die Feuersbrunst, aus deren Mittelpunkt das Heck eines Sportflugzeugs herausragte. In der Bildunterschrift war der Name des Ortes mit Apollo Beach benannt. Darüber stand der reißerische Text Abgestürzter Astronaut verbrennt in Flammeninferno .
»Heute Morgen gegen 11.30 Uhr ist hier in Apollo Beach, einer Kleinstadt mit siebentausendfünfhundert Einwohnern im Hillsborough County, ein kleines Sportflugzeug auf die Tankstelle neben einem Supermarkt gestürzt. Das Gelände liegt direkt am viel befahrenen Highway 75 und wir haben viele Augenzeugen, die den Absturz direkt gesehen haben. Noch unbestätigten Berichten zu Folge soll es sich bei dem Piloten der Maschine um Charles Frank Bolden, einen Astronauten der NASA handeln«, sprach eine Reporterin den Text über die laufenden Aufnahmen, während das Archivfoto des Astronauten eingeblendet wurde.
»Das Flugzeug war vom Mc Dill Airport in Tampa gestartet und nach Aussage der dortigen Fluglotsen auf dem Weg nach Cape Canaveral. Die Unglücksursache ist noch völlig unklar. Fest steht nur, dass sich auch in der Tankstelle noch einige Kunden und Mitarbeiter aufgehalten haben, als die Maschine hier einschlug«, fuhr die Reporterin fort und wurde nun ebenfalls eingeblendet.
»Wir haben jetzt einen Augenzeugen, der den Absturz des Flugzeugs verfolgt hat.«
Die Reporterin, eine junge blonde Frau mit makellosen Zähnen, hohen Wangenknochen und mit ein bisschen zu viel Make-up im Gesicht, hielt dem Mann, einem älteren Herrn in bunten Shorts und einem gestreiften Sweatshirt, das Mikrofon vor den Mund. Der Mann schaute abwechselnd zu der Unglückstelle und in die Kamera. Er schaffte es nicht, den Augenkontakt mit der
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