Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
Karenzzeit einräumt. Die HAMAS, die als wichtige politische Kraft in Palästina mit oftmals inakzeptablen Methoden versucht, die Lage zu destabilisieren, verhält sich momentan ruhig. Manche mögen dies als verdächtig ruhig interpretieren. Ich habe mehrmals, lange und ausführlich, mit dem palästinensischen Präsidenten gesprochen, darüber hinaus mit vielen Abgeordneten im Legislativrat. Die einhellige Meinung, die dort vertreten wurde, war die, dass die HAMAS alleine nicht in der Lage wäre, entscheidende Schläge gegen die USA durchzuführen, selbst wenn die Izz-ad-Dinn-al-Qassam-Brigaden, also die wirklich terroristisch geprägten Hardliner in dieser Muslim-Bruderschaft, über ein enormes Waffenpotential verfügen. Mein israelischer Amtskollege hat mir darüber hinaus glaubhaft versichert, dass die HAMAS rein infrastrukturell nicht in der Lage sein würde, eine globale Erpressung in diesem Umfang durchzuführen. Ich gehe davon aus, dass die Analyse unserer Auslandsgeheimdienstes Ähnliches ergeben hat.«
Frank Harris, Leiter der CIA, nickte zustimmend in die Richtung seines Kollegen.
»Nicht von der Hand zu weisen ist das Ultimatum. Ohne Details davon preiszugeben, habe ich mich in der Region umgehört und komme zu dem Entschluss, dass die aktuelle Erpressung nicht , ich wiederhole, nicht von der uns bekannten HAMAS ausgeht. Der Wortlaut wie auch die Art und Weise der Videobotschaft legen den Schluss nahe, dass es sich um Trittbrettfahrer handelt. Oder zumindest um einen oder mehrere Täter, die aus dem Umfeld der HAMAS stammen könnten, aber deren Handeln nicht zwangsweise von der politischen Führung finanziert wird.«
»Don, was verleitet Sie zu dieser Annahme? Soviel ich weiß, hat die HAMAS sogar auf ihrer Internetseite zum gewaltsamen Kampf gegen uns, die zionistischen Besatzungsverbrecher, aufgerufen und mit weltweiten Vergeltungsaktionen, insbesondere in unserem eigenen Land, gedroht. Sie wollen uns doch nicht weiß machen, dass die HAMAS unsere Präsenz im Irak, die logistisch teilweise auch über Israel abgewickelt wird, plötzlich gutheißt?«, äußerte General Grant in einer Zwischenfrage seine Zweifel und erntete dabei die Zustimmung von der Verteidigungsministerin.
»Es ist in der Tat ein Widerspruch, der sich hier ergibt. Und nicht alle sind dort so harmlos, wie sie sich manchmal nach außen geben. Aber die Bemühungen der HAMAS, die Handelskammer im Westjordanland zu stärken, werden zumindest von einigen Beobachtern, zu denen ich mich auch zähle, honoriert. Wir und die Europäische Gemeinschaft finanzieren quasi den gesamten palästinensischen Staatsbeamtenapparat und dieser versucht, seine Vorstellungen in der Region umzusetzen. Insofern profitiert auch die HAMAS, wenn der palästinensische Staatspräsident seine gemäßigten Forderungen nach einer Zwei-Staaten-Lösung proklamiert und Israel in die Grenzen vor 1967 zurückgedrängt bekommt. Was zugegebenermaßen schwierig wird.«
»Entschuldigen Sie, Herr Verteidigungsminister. Der palästinensische Präsident von der Fatah-Partei spricht sich für eine Zwei-Staaten-Lösung aus. Die HAMAS hingegen will Israel von der Weltkarte ausradieren. Wenn Sie mich fragen, würde ich denen keinen Millimeter über den Weg trauen«, meldete sich Admiral Adamski.
»Da gebe ich Ihnen voll und ganz Recht, Admiral. Diese Typen sind ein Risiko, und zwar nicht nur in der Region, sondern mittlerweile weltweit, da es schon an vielen Orten zu einer massiven Verbrüderung mit anderen militanten Bewegungen gekommen ist. Was soll man von einer Organisation halten, die den Holocaust leugnet, einen Staat vernichten möchte und auf die Verschleierung besteht«, zeigte sich auch Bob Dreyfus von der NSA skeptisch.
Außenminister Don Fletcher sah sich plötzlich in der Kritik stehend, war aber viel zu gelassen, als dass er sich in die Defensive drängen lassen würde. Er nahm seine Brille ab, rückte sein Jackett zurecht, faltete die Hände und wählte mit Bedacht seine folgenden Worte.
»Ihre Einwände sind alle nicht von der Hand zu weisen, gar keine Frage. Auch ich sehe die Gefahren, die von der HAMAS in unserem eigenen Land ausgehen könnten . Aber ich schätze die Realität als eine andere ein. Ich bin der festen Überzeugung, dass diese Gruppierung es nicht wagen wird, Terroranschläge in unserem Land oder gegen unsere Militärbasen in Übersee zu verüben. Man weiß dort sehr genau, dass die Vereinigten Staaten sofort mit einer massiven Vergeltungsaktion
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