Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
jungen Reporterin zu halten. Die plötzliche Katastrophe hatte ihm sichtlich zugesetzt. Dann legte er einfach los und seine Sätze überschlugen sich.
»Also das war so. Ich kam von Süden her, von Bradenton, weil ich mir einen neuen Wagen anschauen wollte, in Tampa, weil meiner schon so einiges runter hat.«
Die Reporterin nickte und hielt weiter das Mikrofon tapfer auf den nervösen Mann gerichtet. Im Hintergrund waren das Feuer und die Wasserfontäne eines Löschfahrzeugs zu sehen. Der Mann fuhr mit seinen Schilderungen fort.
»Ja, und dann sehe ich dort in dieser Richtung diese Maschine und ich denke mir, mein Gott, der ist aber tief. Und dann sehe ich, und ich meine, das ist ja hier die Einflugschneise, je nachdem, von wo der Wind kommt, wenn Sie wissen, was ich meine, und dann, ja, dann sage ich mir, der muss doch schon längst viel höher sein, denn er kommt ja von dort, von Tampa, was macht der hier für Sachen? Und ich bremse noch mal, da vorn, weil ich denke: Tank doch hier noch mal, ist vielleicht billiger als in der Stadt. Und ich halte hier, weil erst der Gegenverkehr durch muss, und dieses Flugzeug wird immer niedriger, ich meine, es fliegt immer tiefer und es macht überhaupt keine Anstalten, nach links oder rechts oder nach oben zu fliegen. Und dann knallt es einfach durch das Dach an dieser Tankstelle und dann ist es auch schon zu spät. Das war ein Knall, und ich denke, das hat keiner überlebt, der da drin war. Ich sehe dann, wie ein paar Leute aus der Tankstelle rennen und dann fliegt das auch alles schon in die Luft. Da war überhaupt nichts mehr zu machen. Das ist eine ganz schön schlimme Sache, dass hier, ich meine, ich war im Krieg, auf der USS Wisconsin , da habe ich auch viel gesehen, das war auch schlimm, aber das hier sind ja alles Unschuldige, die wollten wohl alle nur tanken oder was essen, konnte der nicht einfach noch ein Stück weiterfliegen, ich meine, da ist das Meer und hier ist überall freies Feld. Ich habe schon gesagt, das ist bestimmt so ein Araber, dass muss man jetzt mal untersuchen. Wenn Sie mich fragen …«
Die Reporterin unterbrach den Pensionär und schob ihn geschickt aus dem Bild, um sich den nächsten Augenzeugen zu holen, einen unrasierten Bauarbeiter mit der Statur eines Bodybuilders, der unruhig hin und her tänzelte. In einfachen Worten wiederholte dieser, was der Rentner bereits geschildert hatte.
Mit einer Geste deutete der Präsident an, den Ton herunterzufahren und das Bild weiterlaufen zu lassen. Alle Anwesenden konzentrierten sich nun wieder auf den Präsidenten, der fieberhaft nachdachte.
»Nummer vier«, unterbrach Spacy die Mauer des Schweigens und die Worte standen wie eine düstere Vorahnung im Raum.
»Das ist jetzt in der Tat wirklich etwas besorgniserregend. Ich würde dennoch vorschlagen, dass wir nun wie geplant den Außenminister seinen Bericht vortragen lassen und erst alle Fakten zusammentragen, bevor wir uns an die Lösung des Problems machen«, übergab der Präsident an Don Fletcher.
Der Außenminister, ein blasser und unscheinbarer Mann von mittlerer Statur und mit lichtem Haaransatz, justierte seine Brille und ordnete die vor ihm liegenden Dokumente. Er war nach General Grant und Admiral Adamski der Älteste am Tisch und blickte auf eine lange und erfolgreiche Karriere in der Wirtschaft zurück. Don Fletcher hatte Zeit seines Lebens für internationale Handelsunternehmen im Ausland gearbeitet und galt als Mann mit erstklassigen Verbindungen. Sein Rat und sein diplomatisches Geschick waren weltweit gefragt. In Meinungsumfragen zur aktuellen Regierungsmannschaft belegte er den ersten Platz auf der Beliebtheitsskala.
»Mr President, meine Dame, meine Herren! Die aktuellen Ereignisse rund um unsere Astronauten scheinen uns alle zu verwirren. Die schlimmen Bilder, die hier gerade hinter uns gezeigt werden, scheinen einen bestimmten Anfangsverdacht zu erhärten. Wir können zum jetzigen Zeitpunkt wirklich nicht sagen, ob es gezielte und gut vertuschte Auftragsmorde sind oder ob wir es hier wirklich nur mit einer Verkettung unglücklicher Umstände zu tun haben. Auch wissen wir nicht, ob überhaupt ein Zusammenhang zwischen den Unfällen und dem Ultimatum der HAMAS besteht«, wählte der Außenminister einen besonnenen Einstieg, welcher der Auffassung des Präsidenten entsprach.
»Die aktuellen politischen Entwicklungen im Nahen Osten zeigen deutlich, dass man der neuen amerikanischen Regierung eine Chance geben möchte und uns eine Art
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