Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
die Runde, da die Teilnehmer es liebten, wenn der Präsident sich menschlich gab und gelegentlich hinter der politischen Fassade hervorkam. Spacy sah das hingegen völlig anders.
Was George T. Gilles gerade von sich gegeben hatte, war eine als charmante Verpackung verkleidete Ohrfeige gegen seine eigene Tochter. Der Präsident wollte ganz einfach nicht, dass seine Tochter an irgendeiner Mission teilnahm. Er wollte sie aus der Gefahrenzone nehmen und hatte sie indirekt zum beruflichen Abschuss freigeben. Frei nach dem Motto Ihr müsst sie nicht nehmen , nur weil sie meine Tochter ist . Auch wenn mit John Forrester kein unmittelbarer Personalentscheider der NASA in dieser Sache hier am Tisch saß – so etwas sprach sich im politischen Washington rum, gelangte in die Ohren der NASA-Direktoren und würde dort möglicherweise als Signal gewertet werden, Budgeterhöhungen zu bekommen, wenn bestimmte Personalentscheidungen hinsichtlich der Crewlisten nicht getroffen werden würden. Das war wirklich verrückt. Alles, was sich Tracy bei der NASA erhoffte, konnte mit einer gezielt eingestreuten Bemerkung ihres Vaters zunichte gemacht werden. Spacy nahm sich vor, George T. Gilles nach dem Meeting im Situation Room zur Rede zu stellen.
»Lassen Sie mich fortfahren und selber den Überblick über den aktuellen Kenntnisstand der Regierung hinsichtlich der erwähnten Probleme geben. Auf den vor Ihnen liegenden Besprechungspapieren finden Sie den aktuellen Status Quo sowie das Erpresserschreiben. Das Ultimatum von der HAMAS läuft am 20. Februar aus, und wir sind in keinem der genannten Punkte bereit, nachzugeben. Eine Räumung des Stützpunktes Guam ist vollkommen indiskutabel. Dies betrifft selbstverständlich auch alle anderen Stützpunkte. Die Überlegungen hinsichtlich einer Erweiterung unserer Nationalflagge mit weiteren Sternen werden ungeachtet dessen fortgeführt. Wir werden uns keinem Druck von außen beugen, und einem terroristischen schon gar nicht. Die Vereinigten Staaten von Amerika sind nicht erpressbar. Unsere Freiheit und unsere demokratischen Werte sind das höchste Gut, was unser Volk auszeichnet. Ich danke Ihnen und bitte darum, sich zu setzen. Außenminister Don Fletcher wird nun von seiner schon etwas länger zurückliegenden Nahost-Reise berichten und den weiteren Gesprächen, die er bezüglich des Umfelds der HAMAS geführt hat.«
Die Teilnehmer spendeten dem Präsidenten einen kurzen und höflichen Applaus und setzten sich in ihre bequemen Ledersessel. George T. Gilles hatte am Kopf des Konferenztisches Platz genommen, hinter ihm an der Wand unterstrich das Präsidentenwappen die Autorität seiner Person.
In diesem Augenblick blinkte eine Nachricht auf Spacys stummgeschalteten Handy auf und er traute seinen Augen nicht, als er die Zeilen las. Er flüsterte etwas zu Admiral Adamski ins Ohr und erhob sich in dem Augenblick, als der Außenminister gerade mit seinem Vortrag beginnen wollte.
»Mr President, entschuldigen Sie, dass ich wahrscheinlich schon jetzt gegen das Protokoll verstoße. Aber das vor uns liegende Papier gibt den Status Quo im Hinblick auf die vermissten Astronauten nicht korrekt wieder.«
»Mr Spacy«, wahrte der Präsident die formelle Anrede. »Es gibt hier kein Protokoll, gegen das Sie verstoßen könnten. Höchstens gegen die allgemeinen Regeln der Höflichkeit. Was gibt es denn zu beanstanden?«, zeigte sich George T. Gilles nachsichtig, während ein leichtes Raunen die Runde machte.
»Hier steht, dass der Astronaut Scott Glenmore vermisst wird und der Astronaut Edwin Hinkley Selbstmord begangen hat. Und dass ein dritter Astronaut, James Craig Ashby, der zu einem Vortrag nach Japan gereist war, einen tödlichen Autounfall gehabt hat.«
»Ja, und?«, wollte der Präsident wissen.
»Das kann man so leider nicht mehr stehen lassen. Wie ich soeben von Herold Hollister, unserem stellvertretenden Direktor bei der NUSA, erfahre, wurde Scott Glenmore ertrunken am Ufer des Lake Okeechobee aufgefunden.«
Nach kurzem Schweigen wagte Frank Harris eine Frage.
»Woher hat Hollister die Information?«
»Ich gehe davon aus, dass sie direkt vom County Sheriff kommt. Wir haben da unten unsere Kontakte«, antwortete Spacy.
»Also wissen wir nicht, ob es ein tragischer Unfall oder etwas anderes war«, meldete sich der Außenminister zu Wort.
»Das wissen wir nicht. Aber wenn Sie mich fragen, sind es in letzter Zeit ein bisschen viele Zufälle.«
»Könnte es sein, dass er ermordet wurde?«,
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