Dein Auftritt Prinzessin
die Heilkraft von Zahnpasta wie ich und ließ den Hof-Hautarzt kommen. Der hat mir eine Spritze ins Kinn gerammt und mir das Versprechen abgenommen, mir nie wieder Zahnpasta ins Gesicht zu schmieren.
O Mann, noch nicht mal mit so einem dämlichen Pickel werde ich fertig. Wie soll ich jemals ein ganzes Land regieren?
Dringend vor meiner Abreise aus Genovia erledigen:
1. Sicheres Versteck für Michaels Geschenk finden, damit es beim Kofferpacken KEINESFALLS von Grandmère oder herumschnüffelnden Hofdamen entdeckt wird. (Vielleicht in meinen Doc Martens?)
2. Mich von den Mitarbeitern der Palastküche verabschieden und ihnen für die vegetarische Verpflegung danken.
3. Dafür sorgen, dass der Hafenmeister an jeder Boje im Hafen von Genovia eine Schere anbringt, damit die
Leute auf den Jachten die Kunststoffringe an den Sechserpacks zerschneiden können, falls sie keine eigene Schere dabeihaben.
4. Die Clownsnase und Hornbrille von Grandmères Statue im Bildersaal abnehmen, bevor sie was merkt.
5. Meine »Prinz-William-Kennenlern-Rede« und »Prinz-René-Verabschiedungs-Rede« einüben.
6. François’ Rekord über 6,31 m Sockenrutschen im verglasten Palastkorridor brechen.
7. Tauben aus dem palasteigenen Taubenschlag befreien (wenn sie wieder zurückkommen, auch okay. Aber man sollte ihnen die Wahl lassen).
8. Tante Jeanne-Marie darüber aufklären, dass wir im 21. Jahrhundert angekommen sind, in dem Frauen nicht mehr mit dem Stigma dunkler Gesichtsbehaarung leben müssen. Ihr zum Abschied meine Tube Haarentfernungscreme dalassen.
9. Dem Finanzminister die Liste der Parkuhrenhersteller übergeben, die ich im Internet für ihn herausgesucht habe.
10. Von René mein Zepter zurückfordern.
Freitag, 16. Januar, 23 Uhr, Prinzessinnenschlafzimmer im Fürstenpalast von Genovia
Tina hat auf meine Empfehlung hin gestern den ganzen Tag »Jane Eyre« gelesen und glaubt auch, dass an der Idee was dran sein könnte (dass nicht wir den Jungs nachlaufen sollten, sondern sie uns). Deshalb hat sie beschlossen, Dave in Zukunft nicht mehr zu mailen oder mit ihm zu telefonieren - es sei denn, er mailt oder ruft zuerst an.
Lilly weigert sich, an unserem Experiment teilzunehmen. Sie sagt, das seien kindische Spielchen und die Beziehung, die sie und Boris führen, könne sowieso nicht mit den Maßstäben zeitgenössischer psychosexueller Paarungspraktiken gemessen werden. Keine Ahnung, was sie damit meint. Laut Tina (ich konnte Lilly ja schlecht selbst anrufen, weil Michael sonst vielleicht drangegangen wäre und dann geglaubt hätte, ich laufe ihm nach) sagt Lilly aber auch, dass »Jane Eyre« eines der ersten feministischen Manifeste überhaupt sei, und findet es sehr gut, dass wir uns an ihr ein Vorbild nehmen. Sie hat mir ausrichten lassen, ich solle nicht mit Michaels Heiratsantrag rechnen, bevor er nicht mindestens sein Studium abgeschlossen und einen Job gefunden hat, der ihm ein Einstiegsgehalt von 200 000 Dollar pro Jahr plus einen jährlichen Leistungsbonus einbringt.
Außerdem soll ich nicht darauf hoffen, ihn in naher Zukunft à la Mr Rochester über irgendwelche Zauntritte preschen zu sehen. Sie hätte ihn einmal auf einem Pferd
erlebt und da habe er alles andere als schneidig ausgesehen.
Aber das glaub ich ihr nicht. Michael sieht auf einem Pferd bestimmt extrem schneidig aus.
Übrigens regt sich Lilly anscheinend immer noch über die Verfilmung meines Lebens auf, die vor ein paar Tagen im Fernsehen lief. Tina, die den Film auch gesehen hat, fand ihn gar nicht schlecht. Die Frau, die unsere Direktorin Mrs Gupta gespielt hat, muss zum Brüllen komisch gewesen sein.
Aber Tina kam in dem Film ja auch nicht vor. Ihr Vater hat vorher irgendwie Wind von dem Projekt bekommen und der Produktionsfirma mit einer Klage gedroht, falls seine Tochter darin als Figur vorkommt. Mr Hakim Baba lebt in ständiger Panik, Tina könne von einem rivalisierenden Ölscheich entführt werden. Dabei hätte Tina gar nichts dagegen, von einem rivalisierenden Ölscheich entführt zu werden, sagt sie. Solange er gut aussieht und bereit ist, eine längere, feste Beziehung mit ihr einzugehen und ihr am Valentinstag einen von diesen brillantbesetzten Herzanhängern zu schenken, die es bei Kay Jewelers gibt.
Tina findet, das Mädchen, das in dem Film Lana Weinberger verkörpert hat, müsste für ihre grandiose Leistung einen Emmy bekommen. Wobei sie nicht glaubt, dass die echte Lana besonders glücklich darüber ist, wie sie dargestellt
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