Dein Auftritt Prinzessin
verzweifelt, aber ich würde mich trotzdem nicht an ein Mädchen ranmachen, das die Verantwortung für die Bevölkerung eines ganzen Landes auf den Schultern trägt - und außerdem schon einen Freund hat.
Ein Gutes hat die Sache aber. Falls die Newsweek das Foto wirklich abdruckt, wird Michael vielleicht eifersüchtig auf René, so wie Mr Rochester auf diesen St. John. Und dann hält er mir vielleicht so eine richtig strenge, sexy Gardinenpredigt!!!!!
Zwei Tage, acht Stunden und zehn Minuten, bis ich ihn wiedersehe.
WÄRE ES DOCH BLOSS SCHON SO WEIT!!!!!!
Montag, 19. Januar, 15 Uhr genovesische Zeit, im Fürstenjet, in 35 000 Fuß Höhe
Drei Dinge, die einfach nicht zu fassen sind:
1. Dass Dad wegen der Parkuhrenkrise in Genovia geblieben ist, statt mit mir nach New York zurückzufliegen.
2. Dass er Grandmère nicht widersprochen hat, als sie behauptete, ich hätte in Genovia ein so schwaches Bild abgegeben, dass sie mir dringend auch weiterhin Prinzessunterricht geben müsse.
3. Dass sie mit mir nach New York zurückfliegt (von Rommel ganz zu schweigen).
DAS IST SO WAS VON UNGERECHT. Dabei hab ich meinen Teil der Abmachung eingehalten: Ich hab mich in Mathe verbessert, bin jeden Tag brav zum Prinzessunterricht bei Grandmère marschiert und hab diese blöde Ansprache an das genovesische Volk gehalten.
Grandmère hat gesagt, auch wenn ich anderer Meinung sei, ich hätte noch eine Menge über das Regieren zu lernen. Was ja wohl absolut gelogen ist. Ich weiß ganz genau, dass sie nur mit nach New York will, um mich weiterzuquälen. Ich glaub, das ist so ein neues Hobby von ihr. Man könnte sogar sagen, es ist ihre besondere Begabung, ihr gottgegebenes Talent.
Die Glückliche hat wenigstens eins.
Es ist und bleibt ungerecht.
Dad hat mir vorhin beim Abschied hundert Euro in die Hand gedrückt und geflüstert, ich hätte was gut bei ihm, wenn ich wegen Grandmère keine Szene mache.
Aber das kann er mit nichts jemals wieder gutmachen. Mit NICHTS.
Dann hat er noch behauptet, sie sei doch bloß eine harmlose, alte Dame und ich soll die Zeit mit ihr genießen, weil sie eines Tages nicht mehr unter uns weilen wird. Als ich ihn total entgeistert anschaute, weil ich fürchtete, er wäre jetzt komplett durchgedreht, musste er selbst grinsen. »Na gut«, meinte er. »Ich erhöhe die Greenpeace-Spende auf zweihundert Dollar täglich, wenn du ohne Murren mitmachst. Ich will mir wegen euch beiden keine grauen Haare wachsen lassen müssen.«
Was ziemlich lustig war, weil er ja keine hat und gut welche gebrauchen könnte. Haare, meine ich.
Das heißt, dass er die Summe, die er in meinem Namen an meine absolute Lieblings-Umweltschutzorganisation spendet, glatt verdoppelt! Hoffentlich weiß Greenpeace zu schätzen, was für ein enormes Opfer ich bringe.
Und so fliegt Grandmère also mitsamt dem total verängstigten Rommel wieder mit mir nach New York. Der Arme. Wo sein Fell doch gerade wieder anfing nachzuwachsen.
Ich hab Dad versprochen, den Prinzessinnenquark noch ein halbes Jahr mitzumachen, aber nur wenn er Grandmère ein für alle Mal klar macht, dass ich jetzt einen festen Freund hab. Sie soll bloß nicht versuchen, uns irgendwie auseinander zu bringen oder mich mit Prinz René oder irgendwelchen anderen Prinzen zu verkuppeln. Da können die so viele Titel haben, wie sie wollen, mein Herz gehört nur einem: Mister Michael Moscovitz.
Dad hat versprochen, mal in Ruhe mit ihr zu sprechen.
Aber ich weiß gar nicht, ob er mir richtig zugehört hat, weil Miss Tschechien neben ihm stand und die ganze Zeit betont gelangweilt an ihrer Schärpe rumzupfte.
Sicherheitshalber hab ich vorhin selbst mit Grandmère geredet und ihr nahe gelegt, in Zukunft etwas vorsichtiger zu sein, was Michael angeht.
»Ich will nicht mehr hören, dass ich angeblich zu jung bin, um mich zu verlieben«, hab ich zu ihr gesagt, während die Stewardessen des Fürstenjets unser Mittagessen servierten (pochierten Lachs für Grandmère, gemischten Bohnensalat für mich). »Ich bin alt genug, um mein Herz zu verschenken, an wen ich will und wann ich will.«
Grandmère zischelte giftig, dann sei ich ja sicher auch alt genug, um ein gebrochenes Herz zu verkraften, aber darauf bin ich gar nicht eingegangen. Bloß weil ihr Liebesleben seit Grandpères Tod brachliegt, braucht sie keine gehässigen Witze über meines zu machen. Selbst schuld, wenn sie sich immer nur mit Medienmoguln und Diktatoren einlässt.
Im Gegensatz zu ihr erleben Michael
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