Dein Auftritt Prinzessin
wurde - als vom Neid zerfressene Möchtegernprinzessin.
Der Typ, der Josh spielt, muss echt supergut aussehen. Tina will versuchen, an seine Mail-Adresse ranzukommen.
Tina und ich haben uns geschworen, uns sofort gegenseitig anzurufen, sobald uns das Verlangen überkommt, bei unseren jeweiligen Freunden anzurufen. Nur blöd, dass ich kein Handy hab. So kann Tina mich gar nicht erreichen, falls
ich zum Beispiel gerade jemanden zum Ritter schlage. Aber ich hab mir vorgenommen, Dad morgen zu bearbeiten. Hey, immerhin bin ich die zukünftige Regentin eines ganzen Landes. Er könnte mir wenigstens so einen Piepser besorgen, wie ihn die Ärzte in »ER« alle haben.
Wichtig: Nachgucken, was ein Zauntritt eigentlich ist.
Vier Tage, zwölf Stunden und fünf Minuten, bis ich Michael wiedersehe.
Samstag, 17. Januar, Benefiz-Polomatch
Noch mal: Gibt es irgendeine lahmere Sportart als Polo? Außer Golf, meine ich? Wohl kaum.
Im Übrigen kann ich mir nicht vorstellen, dass es die Pferde besonders toll finden, wenn ihnen ständig die Schläger um die Ohren geschwungen werden. Das ist wie bei Silver, dem Pferd vom Lone Ranger. Der Lone Ranger hat sein Gewehr auch immer direkt neben Silvers Ohr abgefeuert. Kein Wunder, dass ihm das arme Tier ständig durchging, oder?
Und René versucht ja wohl überhaupt nicht, mit Prinz William zu konkurrieren. Neeeeeiiiiin, keine Spur. Bloß dass er die ganze Zeit vor ihm herreitet und ihm bei jeder Gelegenheit den Ball abjagt … dabei spielen sie in derselben Mannschaft!
Also eins weiß ich jetzt schon. Falls Renés Mannschaft gewinnt und er fußballermäßig sein T-Shirt auszieht und es über dem Kopf durch die Luft wirbelt, will er damit bloß den ganzen Weibern imponieren, die wegen Prinz William hier sind. Was ich übrigens gut verstehen kann. Wahrscheinlich erträgt es René nicht, dass Willi viel beliebter ist als er. Renés Brustmuskulatur ist übrigens ziemlich beeindruckend.
Aber wenn die ganzen Tussen ihn bei seiner Playback-Nummer als Enrique Iglesias hätten sehen können …
Apropos beeindruckende Brustmuskulatur: Drei Tage, siebzehn Stunden und sechs Minuten, bis ich Michael wiedersehe …
Samstag, 17. Januar, 23 Uhr, Prinzessinnenschlafzimmer im Fürstenpalast von Genovia
Grandmère hat echt ein Rad ab.
Heute fand der Abschiedsball statt, mit dem das Ende meines ersten offiziellen Besuchs in Genovia in meiner Eigenschaft als Thronerbin gefeiert wurde.
Grandmère hat seit Wochen Druck gemacht, von wegen, das wäre meine große Chance, den Ausrutscher mit den Parkuhren endlich wieder gutzumachen. Vom Prinz-William-Aufregungs-Faktor will ich gar nicht sprechen. Ich glaub ehrlich, im Grunde waren Grandmères ständiges Gemotze und ihre Versuche, mir Michael als zukünftigen Prinzgemahl madig zu machen, schuld an meinem Monsterpickel - auch wenn er inzwischen dank modernster dermatologischer Medizin auf wundersame Weise verschwunden ist. Wenn man bedenkt, welchen Stress mir Grandmère macht und dass ich außerdem in permanenter Angst lebe, mein Freund könnte gerade bei einem absolut pickelfreien Kate-Bosworth-Klon Unterricht im Wellenreiten nehmen, ist es eigentlich ein Wunder, dass meine Gesichtshaut nicht so aussieht wie bei dem Typen, der in dem Film »Die Goonies« im Keller lebt.
Grandmère hat mir kurz vor dem Ball noch eine Riesenszene wegen meiner Frisur gemacht (der Schnitt wächst allmählich raus und mein Haar steht wieder wie früher pyramidenförmig vom Kopf ab, aber das ist gar nicht so
schlimm, weil Jungs lange Haare bei Mädchen sowieso schöner finden als kurze - das hab ich in der französischen Cosmopolitan gelesen). Und wegen meiner Nägel hat sie mich auch angeraunzt (okay, ich hab meine guten Neujahrsvorsätze nicht gehalten und wieder ein bisschen daran rumgeknabbert. Na und? Soll sie mich doch verklagen. Also echt, der Mann macht mir das Leben verdammt schwer) und dann hat sie mir zum tausendsten Mal vorgebetet, was ich zu Prinz William sagen soll.
Als wir in den blöden Ballsaal kamen, bin ich sofort zu Willi hin (der in seinem Smoking zugegebenermaßen ziemlich begehrenswert aussah - wobei mein Herz natürlich nur Michael gehört), um mein »Ich freue mich sehr, Ihre Bekanntschaft zu machen« abzuspulen, als ich auf einmal das totale Blackout hatte. Weil er mich nämlich mit diesen blauen, diesen tiefblauen, wie zwei Leuchtdioden strahlenden Augen ansah und ich zur Salzsäule erstarrte, genau wie damals bei Bigelows, als mich Josh
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