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Dein bis in den Tod

Dein bis in den Tod

Titel: Dein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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… sind ge … gegangen, sch … schon lange«, stotterte er mit noch immer belegter Stimme.
    Ich zog ein frisches Taschentuch hervor und wischte ihm die Tränen von den Wangen. Dann sagte ich forsch: »So, und jetzt machen wir uns auf die Socken, o.k.?«
    Ich legte den Arm um seine Schultern, schob das Sackleinen vor der Tür zur Seite und trat aus der Hütte.
    Sie standen im Halbkreis um die Tür und erwarteten uns.
    Ich spürte, wie Roar an meiner Seite erstarrte, und schob ihn schnell hinter mich, wieder in die Türöffnung.
    Ich zählte sie schnell. Fünf. Zwei weniger als beim letzten Mal. Joker war da, der lange, Schlaksige, Tasse, der Narr, der mit dem Pickel auf der Nase, und einer mit blondem, vollem, zurückgekämmtem Haar, an den ich mich nicht erinnern konnte.
    Fünf gegen einen.
    Joker gab mir diesmal keine Gelegenheit, die Konversation in Gang zu bringen. Mit seiner gepressten, strammen Stimme sagte er: »Nehmt ihn euch vor, Jungs, macht ihn kalt!«
    Er selbst blieb mit vor der Brust verschränkten Armen und einem höhnischen Gesichtsausdruck stehen. Es war offensichtl­ich, dass er sich selbst nicht zu Schlägereien herabließ, jeden­falls nicht ohne die hundertprozentige Sicherheit, dass er gewinnen würde. Das reduzierte die Zahl der Angreifer auf vier, und Tasse war nicht ernst zu nehmen.
    Ich musste mich auf die drei anderen konzentrieren. Zwei von ihnen waren schon in Bewegung. Ich parierte einen Schlag des langen Schlaksigen mit dem linken Arm und nahm den Blonden mit der rechten Schulter. Dem Langen gab ich einen Tritt ans Schienbein, den Blonden traf ich falsch und ohne Wucht an der Schulter. Der mit dem Pickel landete eine harte Faust mitten auf meiner Brust, und ich taumelte zurück und hielt mich an der Hüttenwand fest. Ich hätte Tasse lieber doch ernst nehmen sollen. Er duckte sich, kam mit gesenktem Kopf auf mich zu und rammte mir den Schädel in den Bauch, dass mir die Luft wegblieb. Einen Augenblick lang war der Wald nicht schwarz, sondern weiß, blendend weiß. Dann kehrte die Dunkelheit zurück. Ich landete mein Knie im Gesicht von Tasse, der sich nicht rechtzeitig zurückgezogen hatte, während ich versuchte, die tanzenden rotgelben Flecken mit unpräzisen Schwingern in das wogende, scharfkantige Dunkel um mich herum fortzustoßen.
    Ich hörte Roar pfeifen und wurde von zwei Seiten getroffen. Ein Faustschlag traf meinen Mund, sodass die Oberlippe gefühllos wurde, und eine Schuhspitze traf mich auf der Innenseite des Schenkels, weit genug oben, um die Muskulatur in krampfartiges Vibrieren zu versetzen, aber auch wieder nicht so hoch, dass ich ein für alle Mal kampfuntauglich war.
    Ich biss die Zähne zusammen und versuchte, die Schatten von der Dunkelheit zu unterscheiden. Links sah ich die Umrisse eines Gesichts und landete einen Treffer mit dem linken Ellbogen und direkt danach mit der rechten Faust. Ich merkte, dass ich traf, und hörte den einen oder anderen hintenüber­purzeln, wobei sie nichts als Flüche und Verwünschungen zurück ließen. Dann war jemand unmittelbar vor mir und versuchte, die Arme um mich zu legen. Nach Umarmungen war mir gar nicht, und ich rammte ihm das Knie in den Schritt. Während er vor mir zusammensackte, faltete ich die Hände und schlug sie ihm in den Nacken. Er blieb am Boden liegen und versuchte nicht, wieder aufzustehen. Da bekam ich einen Schlag an den Hinterkopf, dass ich Sterne vor mir tanzen sah. Mir wurde übel, und beinah wäre ich in Ohnmacht gefallen. So sog ich Luft in die Lungen, schwang herum und schlug blind ins Dunkel. Ein Aufschrei und eine breite Brust kamen mir entgegen. Ein Schlag traf mich an der Backe, ich schlug noch einmal zu, diesmal tiefer, und traf ihn in den Bauch. Meine Faust versank tief in den schlaffen Muskeln. Mit dem linken Arm fegte ich ihn zur Seite.
    Dann wirbelte ich wieder herum und stand jetzt mit dem Rücken gegen die Wand.
    Tasse stand in sicherer Entfernung und hielt sich ein Taschentuch vor die Nase. Tränen kullerten ihm aus den Augen, aber er weinte lautlos.
    Der lange Schlaksige stand an einen Baum gelehnt. Mit einem Arm stützte er sich ab, und die eine Hand bedeckte sein eines Auge, während das andere mich hasserfüllt anstarrte.
    Am Boden vor mir lag der Blonde. Ich sah, dass er atmete, aber er machte keine Anstalten, sich zu erheben.
    Der mit dem Pickel tanzte zwischen den Bäumen links von mir einen seltsamen Tanz mit sich selbst. Die Beine schlotterten unter ihm und schienen keinerlei

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