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Dein Blick so kalt

Dein Blick so kalt

Titel: Dein Blick so kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Loehnig
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Er hätte heulen können vor Wut und Angst. Doch er schrie nicht. Seine Stimme wurde ganz leise. »Jetzt fang nicht so Scheiß-Spielchen an. Lou ist weg. Sie ist verschwunden. Sie meldet sich nicht und diese SMS hat nicht sie geschrieben. Sie hat Drohmails bekommen und Fotos von sich und ein Horrorvideo. Jemand ist ihr nachgeschlichen und hat sie ausspioniert. Er hat ihr Shirt aus der Wohnung geklaut und es ihr dann zerschnitten in die Agentur geschickt. Zerschnitten! Hörst du. Und jetzt zieh einen Strich darunter und addiere das zusammen. Und dann tut endlich was!«
    »Gibt es Probleme?« Ein Mann mit dunklem Haar und grünen Augen trat neben Meo. Lysander ließ ihn los. »Sorry. Tut mir leid.« Er zog die Schultern hoch. »Ich hab einfach Angst um Lou.«
    »Es ist alles in Ordnung, Tino. Das ist mein Bruder Lysander. Seine Freundin ist seit gestern abgängig und er macht sich Sorgen. Lysander, ein Kollege von mir, Tino Dühnfort.«
    Auf Dühnforts Wangen spross ein gepflegter Dreitagebart. Sein Blick war freundlich. »Sie scheinen ja gleich das Schlimmste zu befürchten. Das sollten Sie nicht. In den meisten Fällen gibt es ganz harmlose Erklärungen. Und gleich zur Mordkommission zu gehen…« Er breitete die Hände aus. »In der vierten Etage ist die Abteilung Vermissungen. Wenden Sie sich dort an Siggi Donhauser. Er wird Ihnen weiterhelfen.«
    »Ich weiß nicht, Tino.« Meo schob die Hände in die Taschen seiner Baggy Jeans. »Bevor Lou verschwand, hat sie seltsame E-Mails erhalten und auch Fotos, die jemand von ihr gemacht hat, zusammen mit dem Text Ich bin bei dir. Immer an deiner Seite. Gestern Abend war Lysander mit ihr verabredet. Sie kam nicht und hat erst reagiert, nachdem Lysander ihr eine SMS geschickt hat. Ebenfalls per SMS und mit einer Grußformel, die sie nicht verwenden würde. Ich denke, Lysander sollte zu Mertens gehen. Besser wir gucken genau hin. Eine Entführung ist nicht auszuschließen.«
    »Mertens und die Soko Daniela haben alle Hände voll zu tun. Was ist eigentlich mit dem Laptop des Mädchens? Gibt es da neue Erkenntnisse?«
    Etwa Lous MacBook? Lysander suchte den Blick seines Bruders. Der schüttelte den Kopf.
    »Wir arbeiten mit Hochdruck daran. Was soll ich nun mit Lysander machen? Mertens hat keine Zeit, Donhauser ist der falsche Mann. Vielleicht zu Russo?«
    Dühnfort nickte. »Machen Sie sich nicht unnötig Sorgen«, sagte er zu Lysander. »Die meisten Verschwundenen tauchen nach kurzer Zeit wieder auf.« Mit diesen Worten verabschiedete er sich und ging den Flur entlang.
    In Lysander brannte eine Frage. »Was für ein Laptop? Hast du dir endlich den von Lou vorgenommen?«
    »Seit gestern haben wir das Netbook von Daniela. Es war mit ihr zusammen verschwunden. Jetzt hat es ein aufmerksamer Bürger entdeckt. Leider kann er beweisen, dass er das Teil wirklich gefunden hat. Dafür hat er gleich drei Zeugen. Nämlich seine Kollegen.« Meo legte seinen Arm um Lysanders Schulter. »Das Teil hat jetzt erst einmal Vorrang. Da geht es schließlich um Mord. Heute Abend sehe ich mir Lous MacBook an. Versprochen.«
    Er begleitete Lysander ins Büro von KHK Moritz Russo. Endlich mal einer, der nicht wie ein Beamter aussah, sondern wie einer, der was tun würde. Ein sehniger, durchtrainierter Mann mit Stoppelhaarschnitt und silbernem Knopf im Ohr. Sein Gesicht war wettergegerbt, der Blick aufmerksam. Im Regal hinter seinem Schreibtisch reihten sich Pokale. Während Meo Russo erklärte, worum es ging, sah Lysander sich die Trophäen an. Russo war Triathlet. So etwas wie Vertrauen stellte sich ein. Russo war einer, der nicht aufgab, einer der kämpfte. Bei ihm war er hoffentlich richtig.

Zeitungsmeldung
    Mordfall Daniela: Beweisstück gefunden.
Führt der Laptop zu ihrem Mörder?
    München – Der Aufmerksamkeit des Münchner Müllwerkers Samir F. (45) ist es zu verdanken, dass ein wichtiges Beweisstück im Mordfall Daniela Schneider nicht in der Müllverbrennungsanlage vernichtet wurde.
    Es war ein Morgen wie viele andere. Samir F. begann pünktlich um sechs seine Schicht bei der AWM München, einem kommunalen Abfallentsorgungsunternehmen. Gegen zehn Uhr vormittags erreichten er und seine Kollegen den Hinterhof eines Hauses in der Schwabinger Rheinstraße. Fünf Tonnen, die nach vorne gebracht werden mussten. Alles war wie immer. Doch Samir F. übersah einen losen Pflasterstein, als er die Tonne mit Restmüll durch den Hof zog. Er stolperte, die Tonne entglitt ihm, schlug auf den Boden und der

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