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Dein Blick so kalt

Dein Blick so kalt

Titel: Dein Blick so kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Loehnig
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weitergekommen. Er war es nicht. Sagt er.« Russo deutet über die Schulter in den Vernehmungsraum.
    »Und Lou? Hat er nicht gesagt, wo sie ist?«
    Russo schüttelte den Kopf und warf Lysander einen sorgenvollen Blick zu. Der silberne Stecker im Ohr blinkte dabei im Sonnenlicht, das durchs Fenster fiel. »Er behauptet, Lou nicht entführt zu haben, und will uns weismachen, man habe ihm die Beweise untergeschoben. Ewig wird er das nicht durchhalten.«
    Die Vorstellung, dass Lou noch Stunden voller Angst und Panik irgendwo eingesperrt war und nicht wusste, ob sie lebend da rauskam, dass sie fror und hungrig war und durstig und vielleicht verletzt, dass sie Hilfe brauchte und keine bekam, machte Lysander fast wahnsinnig. »Wie lange kann das dauern?«
    Auf Russos Stirn wurden die Falten wieder zu tiefen Furchen. »Ganz ehrlich?«
    »Ja. Natürlich.«
    »Manche brauchen Wochen, bis sie es zugeben.«
    »Wochen! Was, wenn Lou verletzt ist und einen Arzt braucht? Wenn sie vielleicht nichts zu essen hat oder…« Wie aus dem Nichts stieg eine Information in ihm auf. Irgendwo hatte er das gelesen. »Wenn sie nichts zu trinken hat… man verdurstet schneller als man verhungert. Das geht rasend schnell. Das dauerte nur wenige Tage. Und Lou ist jetzt schon seit drei Nächten weg.« Lysander packte Russo an den Schultern. »Er muss sagen, wo er sie eingesperrt hat.«
    Meo zog Lysander von Russo weg. »Cool down, Bruderherz.«
    »Sorry. Tut mir leid.« Er ließ die Arme fallen. »Ich habe einfach solche Angst um Lou.«
    Beschwichtigend hob Russo die Hände. »Ist schon gut. Ich verstehe das ja.« Und plötzlich blitzte etwas in seinen Augen auf. »Ich habe eine Idee.«
    »Ja?« Lysander war ganz Ohr.
    »Bergmair kennt dich. Er mag dich. Er hat gesagt, du wärst ein netter Kerl und der richtige Freund für ein Mädchen wie Lou. Vielleicht sagt er dir, wohin er sie gebracht hat. Traust du dir das zu?«

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    Doch. Das traute er sich zu. Er konnte das schaffen. Er würde aus Onkel Achim herausholen, wo er Lou eingesperrt hatte. Aber dafür musste er sich beruhigen. Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es wieder heraus. Das sagte seine Oma immer. Und das stimmte. Wenn er Lous Onkel anschrie oder ihn eine miese Ratte nannte, würde er nichts erfahren. Er musste nett und freundlich auftreten. Er musste an seine Menschlichkeit appellieren und an sein Gewissen. Und an seinen Familiensinn. Lou war seine Nichte. All diese Gedanken schossen innerhalb einer Sekunde durch Lysanders Hirn.
    »Ja. Ich mach’s.«
    »Gut. Ich sage Mertens Bescheid.« Russo verschwand im Vernehmungszimmer und kam kurz darauf in Begleitung seines Kollegen wieder heraus. Mertens überragte alle. Er musste knapp zwei Meter groß sein. Kräftige Statur. Teigiges Gesicht. Ein licht werdender Schopf rotblonder Haare.
    Auch er sah übernächtigt aus. Er hatte tiefe Schatten unter den Augen. Während er gähnte, musterte er Lysander mit einem eindringlichen Blick und nickte kaum wahrnehmbar. »KHK Mertens.« Seine Pranke griff mit festem Griff nach Lysanders Hand. »Du bist also Lous Freund.«
    Eine Feststellung, die keiner weiteren Erklärung bedurfte.
    »Und du denkst, du kannst Dr. Bergmair so weit bringen, dass er dir sagt, wo er sie versteckt hat?«
    »Ich kann es versuchen.«
    Mertens zuckte mit den Schultern. »Probieren wir es.« Das galt Russo, dann wandte er sich wieder an Lysander. »Du wirst allein mit ihm sein. Aber wir haben einen Blick auf dich und hören zu. Komm mit. Ich zeige dir etwas.«
    Mertens öffnete die Tür neben dem Vernehmungszimmer. Lysander folgte ihm in einen abgedunkelten Raum. Lediglich eine schwache indirekte Beleuchtung sorgte dafür, dass man sich orientieren konnte. Lysander bemerkte eine dunkle Scheibe und dahinter Onkel Achim im hell erleuchteten Vernehmungsraum. Er saß an einem Tisch, den Kopf in die Hände gestützt. Vor sich ein Mikro, die beiden Stühle auf der anderen Tischseite waren zurückgeschoben. Neben der Tür und an der Wand lehnten zwei Polizisten in Uniform.
    Eine Hand legte sich auf Lysanders Schulter. Er fuhr herum. Es war Mertens. »Wir werden die Kollegen abziehen.« Er wies auf den Raum hinter der Scheibe. »So ist die Atmosphäre privater, ein Gespräch unter vier Augen. Du verstehst?«
    Lysander nickte.
    »Aber wir haben die Situation von hier aus unter Kontrolle. Sollte unser Einschreiten notwendig werden, sind wir in drei Sekunden bei dir.«
    Diese Bemerkung machte ihm klar, dass Onkel Achim gefährlich

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