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Dein Blut auf meinen Lippen

Dein Blut auf meinen Lippen

Titel: Dein Blut auf meinen Lippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gabe
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erwiderte sie schließlich.
    "Nur nett?" Graf Paris lachte. "Ich bezweifle, dass Ihre Eltern über diese Bemerkung glücklich wären. Sie haben sich viel Mühe gegeben, um den Fürsten zu beeindrucken."
    "Dessen bin ich mir nur allzu sehr bewusst, Graf", sagte Julia, schlüpfte unter dem rechten Arm ihres Tanzpartners hindurch und umrundete ihn.
    "Ich weiß nicht, ob Sie schon davon gehört haben, aber der Fürst und ich stehen uns neuerdings sehr nahe. Ich darf sagen, dass ich einer seiner engsten politischen Berater bin", betonte Graf Paris selbstgefällig. "Als Vladimir inhaftiert wurde, brauchte Radu jemanden, der die Friedensverhandlungen mit den Capulets führte, und natürlich war ein Vampir dafür am besten geeignet."
    "Können Sie Fürst Radu dazu bringen, seine Politik noch einmal zu überdenken?" Julia wusste, wie unhöflich es war, von ihm so etwas zu verlangen, und sie hoffte, dass er schlicht und einfach Nein sagen würde.
    Doch anstatt auf ihre Frage zu antworten, nahm er ihre Hände und sah voller Bewunderung auf den funkelnden goldenen Ring mit dem meergrünen Stein, den sie an ihrem rechten Zeigefinger trug.
    "Wunderschön! Ist das ein Aquamarin?", erkundigte sich Graf Paris.
    "Nein, ein Türkis", murmelte Julia enttäuscht. "Mein Vater hat ihn mir zu meinem dreizehnten Geburtstag geschenkt."
    Es gab nur ein Thema, über das sie mit diesem Mann gern gesprochen hätte, aber gerade das blockte er ab. Julia fragte sich, warum. War er sich unsicher, wie viel Einfluss er auf den Fürsten nehmen konnte? Für Julias Familie stand so viel auf dem Spiel, dass diese Frage von größtem Interesse für sie war.
    "Eine Tochter wie Sie verwöhnt man natürlich gern", sagte Graf Paris und küsste Julia auf beide Hände.
    "Und der Fürst? Findet er, dass Vladimir die Capulets all die Jahre verwöhnt hat? Es wird Sie nicht überraschen, wenn ich Ihnen sage, dass meine Familie um ihren Besitz und ihre Vormachtstellung in der Region fürchtet."
    Der Graf führte Julia durch eine langsame Schrittpassage und erklärte: "Ich möchte mit Ihnen nicht über Politik diskutieren."
    "Warum nicht? Weil ich eine Frau bin?"
    Graf Paris lachte. "Noch nicht ganz, meine Liebe, noch nicht ganz. Aber das ist nicht der Grund."
    "Was dann?" Julia blieb stehen und weigerte sich, weiterzutanzen.
    Der Graf betrachtete sie mit seinen glänzenden roten Augen. "Sie sind ... nun ja ... noch keine von uns."
    "Ah, verstehe. Ich bin keine ernst zu nehmende Gesprächspartnerin, solange ich keine arme, ahnungslose Kreatur bis auf den letzten Blutstropfen ausgesaugt habe", entgegnete Julia scharfzüngig.
    Die meisten Männer hätten sich diesen Ton nicht bieten lassen, aber Graf Paris grinste von einem Ohr bis zum anderen und sagte ungerührt: "So habe ich es nicht gemeint."
    "Doch! Genau so haben Sie es gemeint!", stieß Julia wütend hervor.
    "Ich bitte Sie, Julia! Lassen Sie uns über erfreulichere Dinge sprechen." Graf Paris zog sie an sich, bis sich ihre Lippen fast berührten. "Sagen Sie mir lieber, was Sie von mir halten."
    Julia entwand sich der Umarmung, aber der Graf hielt sie an den Ellenbogen fest und streichelte die weiche Haut ihrer Armbeugen mit den Daumen.
    "Das kann ich leider nicht", erwiderte Julia. "Ich kenne Sie doch fast gar nicht."
    Glücklicherweise setzte der Flötenspieler sein Instrument in diesem Moment ab, und der Tanz war zu Ende. Graf Paris ließ Julia los, um wie alle anderen Beifall zu klatschen. Julia seufzte erleichtert und hoffte, dass sich möglichst bald eine Gelegenheit finden ließe, um dem Ball zu entfliehen.
    "Dann ist es Zeit, dass Sie mich kennenlernen", sagte der Graf, während die Tänzer hin und her eilten, um sich neu zu formieren oder die Tanzfläche zu verlassen. "Was Sie interessieren dürfte, ist schnell gesagt."
    Julia sah sich unauffällig um, ob ihre Mutter in Hörweite war, und stellte erleichtert fest, dass sie nirgends zu sehen war. "So? Was dürfte mich denn interessieren?"
    Ein Diener mit einem Tablett blutgefüllter Kelche kam vorbei, und Julia zuckte zusammen, als der Graf nach einem davon griff. Der Geruch von Schweineinnereien war ihr so zuwider, dass ihr übel wurde. Der Graf nahm einen tiefen Zug und wischte sich den blutigen Mund mit einem weißen Taschentuch ab.
    "Ich entstamme einer der vornehmsten Familien Europas", erzählte er. "Unser Schloss ist ungleich größer und prächtiger als dieses hier. Fürst Radu will mich zum Kanzler des Fürstentums Walachei ernennen. Sie sehen

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