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Dein Blut auf meinen Lippen

Dein Blut auf meinen Lippen

Titel: Dein Blut auf meinen Lippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gabe
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wir Ihnen zu verdanken, Fürst Radu", fuhr Romeo fort. "Ihnen und Ihrem Friedensvertrag." Er schüttelte dem Fürsten die Hand. "Sie haben die Dinge in der Walachei zum Guten gewendet, aber meine Verehrung gilt auch Graf Capulet als dem mächtigsten Repräsentanten der neuen Ordnung."
    Fürst Radu war sichtlich erfreut. "Da kann ich nur zustimmen", erklärte er und sah Graf Capulet lächelnd an. "Es ist eine große Leistung. Ich bin wirklich beeindruckt von Ihnen und Ihrer Familie, Graf."
    Romeo sah, wie Graf Capulets Mienenspiel wechselte. Hatte er zunächst hochmütig und abweisend dreingeschaut, blickte er den Fürsten nun unterwürfig an und verneigte sich geschmeichelt.
    "Vielen Dank, Fürst", sagte er. "Wir hatten gehofft, Sie von unserer Loyalität überzeugen zu können, wenn Sie uns erst einmal kennengelernt haben."
    Eine Ader in Tybalts Stirn pulsierte, und er boxte frustriert in die Luft. "Das ist doch lächerlich! Diese Leute hier sind unsere Erzfeinde! Man sollte sie dafür hängen oder ausweiden, dass sie unbefugt unseren Grund und Boden betreten haben."
    Fürst Radu wandte sich Graf Capulet zu. "Ich dachte, solch barbarischen Akten hätte ich ein Ende bereitet." Es war offensichtlich, dass Tybalts Benehmen dem Fürsten sehr missfiel.
    "Hör zu, Neffe!" Der Graf starrte Tybalt finster an. "Diese Männer nehmen an unserem Ball teil und bleiben unbehelligt. Haben wir uns verstanden?"
    Es war eine große Demütigung, aber Tybalt blieb nichts anderes übrig, als gehorsam zu nicken. Dann eilte er aus der Großen Halle, ohne ein weiteres Wort zu sagen.
    Graf Capulet beachtete ihn nicht weiter und zeigte in die andere Richtung. "Kommen Sie, Fürst Radu! Gehen wir zu Graf Paris in den Schlosshof. Wir haben viel miteinander zu besprechen."
    Als Graf Capulet und der Fürst sich entfernten, begannen Benvolio und Mercutio so hysterisch zu lachen, dass ihnen die Luft ausging.
    "Das kann doch nicht wahr sein, Romeo! Wie bist du denn auf diese Idee gekommen?", japste Mercutio und hielt sich die Seite.
    "Wenn es darum geht, den eigenen Hals mit dummem Gerede aus der Schlinge zü ziehen, bist du wirklich unschlagbar", sagte Benvolio. "So hilflos habe ich den Kraftprotz noch nie gesehen."
    Romeo hörte ihnen kaum zu, denn er hielt schon wieder Ausschau nach seiner Rosalinde. Forschend blickte er in die Gesichter der Damen, auf der Suche nach der rosigsten Haut und dem strahlendsten Lächeln, das er je gesehen hatte. Es dauerte nicht lange, bis ihm ein schlankes junges Mädchen auffiel, das in einiger Entfernung den Saal durchquerte. Sie trug eine smaragdgrüne Robe, die ihre bezaubernde Figur umschmeichelte. Das musste Rosalinde sein! Nacht für Nacht hatte er in letzter Zeit vor dem Einschlafen an die sanften Kurven von Rosalindes Taille und Hüften gedacht. Endlich hatte er die Gelegenheit, ihr seine Liebe zu offenbaren und ihr den Hof zu machen.
    Er war in seinen Gedanken so mit der Schönen beschäftigt, dass er ganz vergaß, sich von seinen Gefährten zu verabschieden, als er losmarschierte und in die Menge eintauchte. Dass er dabei mit lauter Vampiren auf Tuchfühlung ging, war ihm völlig egal. Und er schenkte ihnen keinerlei Beachtung, obwohl sie schwerelos durch den Saal schwebten, sich das Schweineblut von den Lippen leckten und sich mit rot glühenden Augen gierig umschauten. Alles, was er sah, waren Rosalindes zarter Rücken, ihr anmutiger Hinterkopf und ihr lockiges Haar, das weich über ihre Schultern fiel.
    Vor einer Marmorsäule blieb sie stehen und lehnte sich dagegen.
    Romeo war schon fast bei ihr, als sie sich umdrehte und ihm direkt ins Gesicht schaute. Als ihre Blicke sich trafen, hatte er das Gefühl, als loderte tief in seinem Inneren ein Feuer auf, das ihn verschlingen würde.
    Bislang hatte er den Tod gefürchtet, so wie in dem verstörenden Vampirtraum, der ihn nachts zuvor heimgesucht hatte. Doch plötzlich fürchtete er sich vor gar nichts mehr. Er war wie in Trance, bar jeglicher Sorgen und Ängste, und von einer so unsagbaren Freude erfüllt, dass er dachte: Sollte ich diese Nacht nicht überleben, braucht man mich nicht zu beweinen - denn ich habe geliebt.
    Romeo konnte sich von dem Anblick des Mädchens nicht losreißen. Selbst wenn er es gekonnt hätte, würde er es nicht wollen. Sie hatte das Gesicht eines Engels, ihre Augen glichen Edelsteinen, die vom Grund eines kristallklaren Sees herauffunkelten. Ihre Haltung war stolz und edel, und die Art, wie sie ihn ansah, verriet ihm, dass sie

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